10.Kapitel: Jahr 853 - Von Lagerfeuern und Titanentaxis

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{Übersetzung für die, die es interessiert):

Was soll ich tun...

Wenn alles hoffnungslos

und umsonst scheint?

Soll ich aufgeben,

und einfach sterben?

Um dem Schmerz,

ein Ende zu bereiten?

Nein, dass darf ich nicht.

Nur weil das Kleine schwach ist

und nicht mehr kann,

heißt es nicht,

dass es einfach gehen darf-

Denn wenn man aufgibt,

ohne es wenigstens versucht,

zu haben...

Kann man nur verlieren.

Deshalb lebe kleiner Mensch,

lebe und finde einen neuen Grund,

zu Leben,

kämpfe. Für dich und alles was,

dir wichtig ist...}

Eigentlich hätte es noch eine zweite Strophe gegeben, doch ich musste schon die Tränen zurückhalten. Deshalb ließ ich es bleiben. Plötzlich berührte mich jemand an den Schultern:"Kommst du?". Es war Mikasa. Ich nickte und stand auf, anscheinend war ich ganz in mich versunken gewesen...

Wieso hatte ich mich unbedingt überreden lassen müssen? Jetzt wäre ich doch am liebsten alleine umhergezogen... Zum Einen wäre ich schneller gewesen und zum Anderen hätte ich Ruhe und müsste nicht das Gerede der Anderen mit anhören. Aber ich folgte den Gesprächen sowieso kein bisschen... Eigentlich nahm ich nur die Geräusche rund um mich herum war und die Stimmen lenkten mich kaum ab. Nach einer Weile schloss ich einfach nur noch die Augen und ließ mich durch mein Gehör leiten, ein bisschen durch die Gerüche... Die wallenden Energieströme waren wieder schwächer geworden, doch irgendwie hatte ich das Gefühl, dass sie sich um mich herum zusammen zogen. Als wollten sie mich ersticken, oder wenigstens, als wollten sie mich behindern. Plötzlich schlug ich die Augen wieder auf. In der Ferne zeichnete sich langsam der Wald ab... Meine Augen verengten sich zu Schlitzen und ich blieb stehen. Zuerst bemerkte es niemand, doch dann blieben alle stehen:"Was ist los?" "Ich geh' nicht weiter an diesen Wald heran.", erklärte ich kalt und blickte stur auf den Boden. "Wieso?", fragte Eren besorgt. "Ich gehe nicht näher an diesen Wald heran.", wiederholte ich tonlos... "Was ist los?", fragte er jedoch weiter. Ich ballte die Hände zu Fäusten:"Geht einfach weiter geradeaus und durchquert ihn. Dort gibt es keine Titanen. Also sollte es sicher sein." "Ann..." "Geht einfach!", presste ich hervor:"Ich umrunde ihn und wir treffen uns auf der anderen Seite." "Bist du sicher?", fragte Mikasa. Ich blickte nicht auf:"Ich werde auf der anderen Seite auf euch warten, also beeilt euch." "Gut...", gab sie zurück. "Pass auf dich auf, Ann.", sagte mir Eren und ich nickte darauf einfach. Hanji packte mich an beiden Schultern. Erschrocken sah ich sie an:"Gibt es da drinnen irgendetwas interessantes?!" "Ja, ein paar Inschriften...", ich lächelte sie leicht. Das steigerte sofort ihren Elan und sie folgte Mikasa und Eren, die schon losgelaufen waren. Nur noch Levi stand mir gegenüber. "Ich gehe dann mal...", verabschiedete ich mich und hob eine Hand. Dann drehte ich mich zur Seite, lief los und ließ den Wald nicht aus den Augen. Ganz als ob er ein gefährliches Raubtier wäre, das es auf mich abgesehen hätte. Wieder kam mir der Leichnam in den Sinn. Sofort breitete sich Trauer aus, doch so schnell ich konnte, verscheuchte ich sie wieder.

"Wieso hast du dich entschieden, nicht in den Wald zu gehen?", fragte mich nach einiger Zeit jemand. Ich drehte den Kopf.   Ich hatte ihn schon bemerkt. "Wieso hast du beschlossen, mit mir zu gehen?", fragte ich zurück. Aber ich war eindeutig nicht in der Stimmung. Das bemerkte Levi entweder nicht oder er ignorierte es bewusst. Wovon ich eher Letzteres dachte, er meinte dazu nur:"Wieso nicht? Wäre auch irgendwo ehrlos ein Mädchen alleine gehen zu lassen..." Ich verdrehte die Augen und legte noch einen Zahn zu. Irgendwie hatte ich gerade dazu Lust. Plötzlich entdeckte ich etwas in der Ferne: Jede Menge Titanen die den Wald mit stummen Mienen musterten. Auf diese hielt ich zu. Kurz vor ihnen blieb ich stehen, wenn auch nur eine Sekunde. Dann sprang ich und katapultierte mich mit den Drähten immer weiter nach vorne. Es tat gut wieder einmal zu 'fliegen'. Ich lächelte bei dem Gedanken, doch sobald ich den Wald sah, verging es mir wieder. Als ich einen Blick hinter mich warf, registrierte ich, das Levi das selbe wie ich machte. Das 3DMG war wirklich gut...

Leichtfüßig landete ich wieder auf dem Grund und lief weiter. "Du hast nicht übertrieben, als du gesagt hast, du wärst schnell...", sagte Levi als er aufgeholt hatte. Ich wunderte mich: Er rannte bei vollem Tempo neben mir her, schien aber nicht im Geringsten ermüdet. Ganz so als wollte er mir zeigen, dass er nicht gegen mich verlieren würde...

2.Akt: You're Going to Fall 1/2

"Eigentlich habe ich keinen Babysitter nötig...", erklärte ich nüchtern. Es war dunkel geworden, deshalb hatten wir uns darauf geeinigt, unser Tempo zu drosseln. Auch wenn es mir nicht passte, hatte ich keine Lust, dass sich mein 'Aufpasser' beide Beine brechen würde... Auf meine Worte seufzte er. Ich sah mich währenddessen um: Unwillkürlich waren wir näher an den Wald heran gekommen. Darum waren hier auch einige Bäume, die lange dunkle Schatten warfen und von oben sahen die Äste so aus, als wollten sie uns packen, mit sich ziehen und uns nie mehr freigeben. "Du weißt, dass du nicht die Starke spielen musst, oder? Wenn du müde wirst, sag es einfach.", damit riss mich Levi aus meinen Gedanken:"Du siehst extrem erschöpft aus." Ich schüttelte den Kopf:"Ich bin nicht körperlich erschöpft, sondern Seelisch..." Dieser Ort setzte mir zu:"Es ist der Wald." "Ich verstehe nicht, was du meinst.", erklärte er mir schlicht und einfach. Jetzt seufzte ich:"Es ist der Wald, der mich in unerwünschte Erinnerungen zurückversetzt. Deshalb, fühle ich mich ziemlich erschöpft." "Darum wolltest du ihn nicht betreten, obwohl er sicher wäre...", schlussfolgerte er. Ich schnippte und lachte leicht:"Bingo." Dann wurde mein Gesicht aber sofort wieder ernst und ich blickte zum Wald. "Wenn er dich so traurig macht, wieso blickst du dann immer mit so großer Sehnsucht hinüber?", hakte er nach. "Ist das hier eigentlich ein Verhör?", damit kehrte ich in die Realität zurück:"Ich hab einfach keine Lust, über irgendetwas zu reden." Damit war das Thema abgeschlossen.

Als es Morgen dämmerte und ich mir sicher war, dass auch Levi wieder genug wahrnahm, fing ich wieder an zu rennen. Das machten wir auch stumm bis zum Mittag bis Levi plötzlich stehen blieb. Ich blickte zurück und drehte mich um. Dann ging ich langsam auf ihn zu:"Was ist...?" Er starrte etwas in seiner Hand an. Ich schluckte:"Levi...?" Vorsichtig berührte ich seine Schulter und sah an seinem Arm vorbei, was er gefunden hatte. "Oh...!", entfuhr es mir. Es war ein altes Foto von mir, meiner Mama und meinem Papa. Da war ich noch ziemlich klein. Mein Vater hielt mich auf seinem Arm und ich saß aufrecht da mit einem breiten Lächeln im Gesicht. Jedoch schaute ich nicht, wie meine Eltern in die Kamera sondern zur Seite zu einem kleinen Schmetterling. Er war wirklich winzig, da man ihn kaum auf dem Foto erkennen konnte. Er saß auf meinem linken Zeigefinger; er war blau-schwarz und bildete den kompletten Kontrast zu mir mit meinen blonden langen Haaren. Ich wusste nicht einmal, von wem ich sie hatte. Mein Vater und meine Mutter hatten beide Schwarze... Trotzdem konnte man erkennen, dass es meine Eltern waren...

"Das bist du, oder?", er deutete auf das kleine Mädchen. "Ja...", meine Mutter hatte gesagt, dass man auf dem Foto genau erkennen konnte, dass ich mich für alles Lebende interessierte. Mehr als für mich selbst, interessierte ich mich für alles Andere. Sie hatte immer gesagt, dass ich vielleicht ja eines der fehlenden Teile, die eines Tages dafür sorgen würden, dass diese Welt, die Menschheit nicht untergehen würde... "Was macht es hier?", fragte er, wandte den Blick jedoch nicht ab. "Ich war früher schon einmal hier...", wich ich aus. "Sind das deine Eltern?", fragte er. Ohne hinzusehen antwortete ich:"Ja, wer sollen sie sonst sein?" Es war eine Frage, die keiner Antwort bedurfte. "Du bist süß...", murmelte er. Sofort lief ich rot an und drehte mich um:"Gehen wir dann?" Er nickte und hielt es mir hin:"Hier." "Was soll ich damit?", fragte ich ihn über die Schulter. "Es ist immerhin eine Erinnerung.", gab er zurück. "Ich weiß nicht, ob du etwas davon verstehst, aber mir fügt dieses Bild nur Schmerz zu. Ich möchte es nicht mehr haben. Darum habe ich es damals auch hiergelassen, um alles aus meinem menschlichem, kindlichem, alten Leben zurückzulassen.", erklärte ich mich und ging los. Deshalb bemerkte ich nicht, wie er mich musterte und es dann einfach einsteckte...

Attack On Ice (LevixOc)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt