Kapitel 1

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Ein kleiner Hinweis vorab: Die Charaktere und Handlung dieses Romans sind frei erfunden. Jede eventuelle Ähnlichkeit mit realen lebenden oder toten Personen ist reiner Zufall und von mir nicht beabsichtigt.

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1999, irgendwo in Europa


Alexander war ein ganz normaler Mensch. Er war dreiunddreißig Jahre alt, seit fünf Jahren verheiratet und hatte zwei Kinder und eine Frau, die er abgöttisch liebte. Sie wohnten in ihrem eigenen Häuschen in der Nähe einer kleinen, gemütlichen Stadt. Jeden Morgen stand er früh auf, um zur Arbeit zu gehen, und wurde abends von seiner Frau mit einem Kuss und von seiner Tochter, die mittlerweile drei Jahre alt war, mit einem freudestrahlenden „Papa" empfangen. Eine ganz typische Familie eben.

Er hätte glücklich sein können, wenn nicht diese eine Sache gewesen wäre. Eigentlich ein ganz banaler Zufall und völlig unwichtig, wie Alexander fand. Eine Sache, die ihn zu überwältigen drohte und sein Leben zur Tortur machte. So wie an diesem Sonntagmorgen.

„Da hinten ist er!"

Alexander erschrak. War er etwa gemeint?

Er blickte sich um und blinzelte ins Licht der Morgensonne. Niemand zu sehen. Als Nächstes riskierte er vorsichtig einen Blick nach hinten und da sah er sie. Die Meute. Seine unbarmherzigen Jäger. Er meinte beinahe körperlich zu spüren, wie er als Ziel markiert wurde. Die Beute war ausfindig gemacht, die Jagd konnte beginnen! Die Augen seiner Jäger glänzten vor Adrenalin. Sie spürten die Erregung der Jagd.

Sechs Verfolger. Nein, sieben, da hinten kam noch einer angerannt. Durch ein unsichtbares Zeichen des Rudels musste er mitbekommen haben, dass die anderen ihre Beute gefunden hatten.

Was nun? Sollte er fliehen? Reden? Nein, das hatte er schon einmal versucht. Reden half gar nichts. Im Gegenteil, Reden konnte die Sache nur schlimmer machen.

Hektisch sah er sich nach allen Seiten um. Noch war er nicht umstellt!

Dann machte der Erste einen Schritt auf ihn zu. Alexander erkannte ihn. Er kannte zwar nicht den Namen seines Verfolgers, aber dieses Gesicht war ihm - leider! - nur zu vertraut. Um die vierzig, ein rundliches Gesicht, die blauen Augen huschten flink von einer Seite zur anderen. Es waren verschlagene Augen, die Augen eines erfahrenen Jägers. Die breite Nase war schief, so als wäre sie schon einmal gebrochen gewesen oder als hätte ein Kind sie aus Knete zusammengeklatscht und es nicht besser hingekriegt.

Alexander überlegte, welche der beiden Möglichkeiten wohl wahrscheinlicher war. Er entschied sich für die erste. Er konnte sich nur zu gut vorstellen, dass eines seiner Opfer das Wiesel unterschätzt und sich gegen ihn gewehrt hatte. Wiesel war eher unscheinbar, aber Alexander machte trotzdem nicht den Fehler, ihn zu unterschätzen. Er gehörte zu seinen hartnäckigsten Jägern.

„Alexander!", schrie er. Seine Stimme klang erregt und hatte in Alexanders Ohren einen drohenden Unterton.

Sein Puls beschleunigte sich. Das Blut pochte in seinem Kopf. Wiesel machte noch einen Schritt auf ihn zu und so als wäre dies das Startsignal, fingen plötzlich alle an zu rennen, die anderen Verfolger sogar noch vor Wiesel. Aber trotzdem waren sie langsamer als Alexander, der, jeden klaren Gedanken vergessend, einen fulminanten Start hingelegt und schon drei lange Schritte gemacht hatte, bevor der erste Verfolger losgerannt war.

Wohin? Nachdem er die ersten hundert Meter von Panik beherrscht zurückgelegt hatte, fing Alexander wieder an zu denken. Warum war er bloß losgerannt, als hätte er etwas ausgefressen? Doch nun war es zu spät für Reue, er musste weiterrennen und hoffen, dass seine Verfolger irgendwann aufgeben würden.

Königreich zu verschenken - XXL LeseprobeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt