Kapitel 1 ~ Vertraute Fremde

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 Zischend sauge ich die Luft ein. Die blonde Frau fährt mit dem Epilierer weiter meine Beine entlang. Endlich ist sie fertig, legt den Epilierer weg und steht von dem Hocker auf.


Dann fängt die Frau an, meine Augenbrauen zu zupfen.
Es tut weh und ich beiße mir auf die Zunge, um nicht aufzuschreien. Ich will aufstehen aber die Frau drückt mich wieder auf den kalten Stuhl.

Dann legt die Blonde Frau meinen Kopf zurück. Sie lässt kaltes Wasser über meine braunen Wellen fließen und massiert mir dann ein geruchloses Shampoo im die Haare. Sie spült die Haare aus und bearbeitet sie dann mit einer Spülung, die sie kurz einwirken lässt. Danach spült sie die Spülung wieder aus.

"Setz dich gerade hin." Sagt sie harsch.

Sie ist so unfreundlich. Ich weiß nicht einmal, wie sie heißt.

Dann kämmt sie mir die Haare.

Die braunen Strähnen vor meinem Gesicht fallen mit einem leisen schnip zu Boden. Ich folge ihnen mit den Augen.

Ich will nicht, dass sie meine Haare schneidet. Aber ich muss es über mich ergehen lassen. Das ist meine Bestimmung. Wenn ich das nicht tue, war alles um sonst. Dann wäre ich um sonst.

"Steh auf." Sagt die Frau kühl.

Ich erhebe mich und sie führt mich zu einer Liege. Sie bedeutet mir, mich darauf zu legen.
Das kalte Metall lässt mich erzittern. Es brennt auf meiner Haut.
Die Frau fängt an, meinen nackten Körper mit einer Brause ab zu duschen.
Das Wasser ist kalt.
Zu kalt.
Ich halte die Luft an. Die Blondine stellt das Wasser ab und fängt an, mich mit einer geruchlosen Seife ein zu reiben.
Sie ist grob und tut mir weh aber ich lasse es über mich ergehen.

Ich muss an die Worte meiner Mutter denken.

Das ist der Grund, warum du geboren wurdest. Das ist der Grund, weshalb du existierst.

Sie stellt das Wasser wieder an und entfernt den Schaum.

Ich sehe sie an. Ihre kalten Augen jagen mir einen Schauer über den Rücken und ihre blonden, streng zurück gebundenen Haare lassen sie noch grantieger wirken, als sie sowieso schon ist.

"Stell dich da hin." Sie deutet zur Wand. Ich setzte mich auf und schwinge die Beine von der Liege. Dann stehe ich auf und gehe zur Wand.

Die Wassertropfen fallen neben mir mit einem leisen platsch zu Boden und ich fange an zu zittern.

Die Frau kommt mit einem Handtuch auf mich zu und fängt an, mich mit dem weichen Stoff ab zu trocknen.

Danach föhnt sie mir die Haare. Sie lässt den Kamm durch sie hindurch gleiten. Dann tritt sie einen Schritt zurück und betrachtet mich. Ich trete verlegen von einem Fuß auf den anderen. Ich mag es nicht, nackt vor einer Fremden zu stehen.

Die Blondine nickt zufrieden. "Komm mit." Sagt sie, dreht sich um und stöckelt davon. Ich beeile mich, ihr durch die hellen Flure zu folgen. Zum Glück ist niemand außer uns hier.

Am Ende des Flures öffnet die Frau eine Holztür und hält sie mir auf.
Der Raum ist groß. Der Teppich unter meinen Füßen ist weich und schneeweiß.

Die Frau schiebt mich weiter in den Raum hinein und schließt die Tür. Dann geht sie zu einem großen Kleiderschrank und reicht mir einen weißen Bademantel.
Ich ziehe ihn an, froh darüber nicht nackt sein zu müssen.
Dann führt sie mich zu einen Stuhl und bedeutet mir, mich zu setzen.
Meine Haare entfernt sie mit einem Haarreifen aus meinem Gesicht.

Dann nimmt sie ein Schwämmchen und ein Make Up Flakon und fängt an, das Make up in meine Haut ein zu arbeiten. Es fühlt sich komisch an. Ich habe sich noch nie geschminkt. Ich durfte es nicht.
Ich durfte viele Sachen nicht. Während die anderen Mädchen aus meiner Klasse sich in Gruppen zusammengeschlossen hatten und sich mit Jungen getroffen hatten, musste ich zu Hause lernen, wie man sich zu verhalten hat.

Nachdem die Frau meine Augenringe und ein paar Unreinheiten ab gedeckt hat, beginnt sie, Puder auf mein Gesicht zu klopfen. Als nächstes klebt sie einzelne unechte Wimpern auf meine.
Dann nimmt sie einen Eyeliner und zieht einen schwarzen Strich über meinen oberen Wimpernkranz.
Jetzt tuscht sie meine Wimpern.
Sie nimmt sich ein Rouge Döschen und einen Pinsel und gibt meinen Wangen etwas Farbe.

Mit einem dunkelroten Lippenstift betupft sie meine Lippen.

Nun nimmt sie eine Dose mit kleinen Diamanten und klebt sie mit einer Pinzette unter meinem Auge entlang.

Sie betrachtet ihr Werk und lächelt zufrieden.

Nun nimmt sie den Haarreifen aus meinem Haar und kämmt mir den Pony ins Gesicht. Dann kämmt sie meine Haare und fängt an, eine aufwendige Hochsteckfrisur zu machen. Sie nimmt einen Diamanten besetzen Haarreifen und setzt ihn mir ins Haar.

"Komm mit." Sie geht zu einem riesigen Kleiderschrank und öffnet ihn. Dann nimmt sie ein bodenlanges dunkelgrünes Kleid mit einem Schlitz an der rechten Seite und gibt es mir.

"Halten."

Der Stoff ist kühl und weich. Er fühlt sich an, wie eine Rosenblüte.

Sie such ein passendes Paar Schuhe raus und gibt sie mir ebenfalls. Dann geht sie zu einem Tisch und öffnet einen Koffer voller Ketten und Ohrringe. Sie nimmt eine lange Kette mit einem Diamant Anhänger und ein Paar Diamanten Ohrringe und kommt wieder zu mir. Dann legt sie mir den Schmuck an und nimmt mir Kleid und Schuhe ab. Diese legt sie auf den Stuhl. Sie geht wieder zu dem Schrank und kommt mit einem BH und einem Slip wieder.

"Anziehen." Befiehlt sie. Ich ziehe den Bademantel aus und ziehe die Unterwäsche an. Dann hilft sie mir in das Kleid und die Schuhe.
Der kühle Stoff des Kleides schmiegt sich an meinen Körper. Es fühlt sich toll an.

Wir gehen zu einem verhangenem Spiegel. Die Blondine nimmt das Tuch ab und mir Stockt der Atem.

"Wow." Hauche ich und drehe das Gesicht. Ich kann gar nicht glauben, dass ich das bin. So wunderschön.
Ich sehe im Spiegel eine vertraute Fremde. Jemanden, den man auf der Straße sieht und glaubt, dass man ihn kennt. Aber in Wahrheit tut man das gar nicht.

Aber das bin wirklich ich. Die vertraute Fremde.

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