Eigener Wille oder die Verantwortung...?

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Drinnen in der Kammer kniete sich Hicks dicht vor die Tür hin und lehnte seinen Kopf an diese, um besser hören zu können. Durch einen Kleinen schlitz im Holz konnte er etwas von der Frau sehen, die vorhin hereingekommen war.

„Was machen Sie hier? Ich hatte doch ausdrücklich angeordnet, dass Sie mich erst am Abend besuchen sollen." Schimpfte Haudrauf aufgebracht mit ihr. Die Frau ließ sich aber nicht von ihm einschüchtern und blieb in ihrer stolzen Haltung.

„Ich habe was Ihr verlangtet und ich brauche das Geld." Meinte sie stur und warf einen Sack auf den Boden, kaum größer, als Futtersäcke für Pferde. Hicks behielt weiter den Blick auf die Frau. Sie sah nicht viel älter aus als er, trug eine blutrot lederne Weste und dazu eine schwarze Hose. Ihre Waffen hatte sie sich um die Hüfte an einen Gürtel geschnallt und ein Dolch steckte in ihrem Stiefel. Eine Kopfgeldjägerin, wie aus den Geschichten, die er gehört hatte. Begegnet war er noch keinen von denen. Heute erfasste er zum ersten Mal einen Blick auf sie, und verstand sofort, warum sie gefürchtet wurden.

Sein Vater hatte es ihm erklärt, warum man sich von solchen Abschaum fernhalten sollte. Sie konnten hinter jedem her sein, es spielte keine Rolle, wie viele Feinde man sich machte. Ist ein einflussreicher darunter, bist du ein toter Mann. So waren die Worte seines Vaters, der ihn ausdrücklich vor ihnen warnte, und doch stand er nun da, und unterhielt sich mit einer, der dem Abschaum angehörte.

„Du bekommst dein Geld. Zeig mir erst, ob sie es auch sind." Die Kopfgeldjägerin nahm den Beutel, schnürte ihn auf und leerte ihn auf den Boden. Hicks vernahm zwei dumpfe, dennoch harte, Geräusche als die Gegenstände auf den Boden aufkamen. Sein Blick wanderte weiter zu ihren Füßen, und bei dem Anblick drehte sich sein Magen um. Schnell hielt er seine Hand vor seinem Mund um kein Laut zu machen.

Auf den Boden lagen zwei Köpfe von Männern, die nicht mehr erkennbar waren durch das verschmierte Blut auf ihren Gesichtern. Das noch nicht getrocknete Blut verteilte sich etwas auf den Boden und der Gestank nach Verwesung drang in Hicks Nase.

„Das sind die Männer. Es hat mich ziemlich viel Zeit gekostet um sie zu finden. Also. Wo ist das Geld?" fragte sie barsch.

„Einen Moment." Haudrauf kniete sich vor die Köpfe hin um sie näher zu begutachten, „Das sind nicht die Männer." Entschied er und richtete sich wieder auf.

„Das sind die Männer, die verantwortlich sind." Knurrte die Kopfgeldjägerin, „und jetzt her mit meinem Geld."

„Eure Quellen waren wohl nicht so genau. Das sind nicht die Kerle, die sie umgebracht haben."

„Meine Quellen waren sogar sehr genau. Das sind die Kerle, ich habe sie Euch geliefert und jetzt verlange ich den angemessenen Preis dafür." Presste sie zwischen ihren Zähnen hervor, als wolle sie ihre Wut unter Kontrolle halten.

„Wenn es die richtigen Männer sind, dann bekommt Ihr euer Geld. Für irgendwelche Männer, die Sie mir hier vorführen bekommen Sie gar nichts davon." Haudrauf kam näher auf sie zu, „also machen Sie sich wieder auf die Suche, oder ich stelle einen anderen ein, der etwas gefügiger und genauer ist." Hicks beobachtete die angespannte Situation und merkte gar nicht, wie er selber den Atem anhielt. Die Hände der Kopfgeldjägerin bewegten sich unruhig zu ihren Waffen. Doch bevor sie sie ergreifen konnte, nickte sie nur kurz.

„Ich werde weiter suchen." Meinte sie knapp und verschwand, so schnell, wie sie gekommen war, aus der Tür.

Kurze stille trat in den Raum. Dann nahm Haudrauf die Köpfe, steckte sie in den Sack und warf ihn wutentbrannt gegen die Wand. Hicks zuckte zusammen. Er hatte nun zwei Optionen, entweder er stellt ihn zur Rede, im wissen, dass er zornig ist und wahrscheinlich seine gesamte Wut dann auf ihn auslässt, oder er verschwindet jetzt still und heimlich und tut so, als hätte er nichts davon mitbekommen. Die zweite Variante erschien ihn doch etwas angenehmer, also schlüpfte er schnell aus der Hintertür raus.

Run Boy RunWhere stories live. Discover now