Menschen

161 17 4
                                    

„Österreich?"

Ich kann mich weder daran erinnern, warum wir damals mitten in der Nacht auf einer Wiese herum lagen, noch daran, wann das war, oder wie alt wir damals waren.

„Ja?"

„Was glaubst du geschieht... wenn wir sterben?"

Ich kann mich umso genauer daran erinnern, wie ich mein Gesicht zur Seite wandte, bis meine Wange das nasse Gras berührte.

Er hatte sich aufgesetzt und starrte nach vorne gelehnt düster vor sich hin.

„Lösen wir uns einfach auf, wenn es keinen Platz auf der Landkarte mehr für uns gibt? Oder sterben wir so wie Menschen?"

Ich sah ihn nachdenklich an.

„Fragst du das in Bezug auf heiliges Römisches Reich?"

Er zuckte mit den Schultern. Seine Miene barg einen grimmigen Ausdruck. Er war unruhig.

„Ich vermisse ihn.", seine Schultern spannten sich an, „Ich fürchte mich."

Meine Augen weiteten sich. Ich hielt in der Bewegung inne und meine Finger rissen das Gras heraus, das ich mit ihnen gefangen gehalten hatte. Er sah auf mich herunter.

Ich musste lächeln.

„Ausgerechnet du fürchtest dich?" Wir sahen uns eine Weile an. Seine Augen schienen im Dunkeln zu glühen. Sie waren selbst wie ein Paar Sterne.

Er ließ sich langsam zu mir nach hinten ins Gras fallen.

„Ja... Ich habe so viele Menschen getötet. Was ist,... wenn es keinen Platz für mich im Himmel gibt? Wenn der Himmel nur für Menschen bestimmt ist?"

Er legte eine Hand über seine Augen und starrte durch einen Spalt zwischen seinen Fingern in den Sternenhimmel.

„Sieh es dir an,", flüsterte ich, „das da oben. Es ist so groß. Ich glaube dort gibt es sogar einen kleinen Platz für dich.", ich lächelte.

In dieser einen Nacht waren wir beinahe Menschen.



You've reached the end of published parts.

⏰ Last updated: Oct 21, 2015 ⏰

Add this story to your Library to get notified about new parts!

Auf der Suche nach Gilbert BeilschmidtWhere stories live. Discover now