Wer ist Jonah Edmund Crawley?

48 1 0
                                    

Ich erwache wimmernd aus einem Alptraum. Tage, Stunden, Minuten fließen an mir vorbei wie ein Bach, der leise vor sich hin plätschert. Mein Kopf dröhnt und ich übergebe mich wieder. Meine medizinischen Kenntnisse sind rudimentär, doch ich denke, dass ich eine Gehirnerschütterung habe. Ich erinnere mich dunkel daran, dass Jonah mich gegen einen Bettpfosten geschleudert hatte. Innere Blutungen? Keine Ahnung. Der Bauch tut nicht so weh, wie mein Kopf. Und mein Gesicht. Ich kann nichts sehen, meine Augen sind zu geschwollen. Aber manchmal höre ich Jekyll, der nach mir sieht und die Schüsseln mit dem Erbrochenen entsorgt. Einmal war noch eine andere Stimme dabei, die sehr verärgert klang. Die Stimme eines älteren Mannes.

„Wie konnte das passieren, Jeremy? Diese Frau wird alles ruinieren!"

„Es war Erin's Schuld, nicht meine. Sie hat sie einfach reingelassen. Wird sie durchkommen?"

„Keine Ahnung, ich bin kein Arzt. Sag Dr. Morton Bescheid. Ist mir Wurst, was ihr ihm für eine Lüge auftischt. Ich werde den Rest klären. Komm."

Die Stimmen wurden leiser, und ich war wieder alleine. Vielleicht habe ich das auch nur geträumt. Immer wieder träume ich von Jonah's grenzenloser Wut, der ich in die Quere gekommen bin. Doch länger über das alles nachzudenken ist in meinem Zustand so gut wie unmöglich.

Ich erwache von einem Poltern. Die Sonne scheint durch's Fenster, ich höre Vögel zwitschern. Ich kann wieder sehen! Mein Gesicht schmerzt auch nicht mehr so stark. Langsam richte ich mich auf, atme tief ein und aus. Natürlich ist mir etwas schwindelig, aber ich fühle mich trotzdem besser. Das kleine Zimmer riecht ganz schön muffig, was durch das gekippte Fenster nicht wirklich behoben wird. Ich stehe also langsam auf und wanke zum Fenster, um es ganz zu öffnen und die frische Luft durch meine Lungen strömen zu lassen. Hu, der Weg nach unten ist ganz schön steil! Aber im Moment ist mir nicht nach Flucht, auch wenn ich mit Panik daran denke, was meine Kinder wohl jetzt tun. Mika ist sicher im Internat und Zoe bei Oli, die mich nicht im Stich lassen wird. Sie hat bestimmt schon die Polizei alarmiert. Da fällt mir ein, dass ich ihr gar nicht von dem Überfall erzählt habe... Auch Chris nicht, denn er weiß ja, dass ich Schwierigkeiten mit Jonah's Therapie hatte. Aber die Polizei weiß davon, und so werden sie sicherlich eins und eins zusammenzählen und mich hier rausholen.

Die Luft tut gut, ich fühle mich schon wacher. Ich erkunde mein Gefängnis, das aus hübschen, weißen Holzmöbeln besteht. Das große Bett, ein Kleiderschrank und eine Kommode. Doch in den Schränken finde ich nichts außer Staub und ein Paar selbstgehäkelter Topflappen, was auch immer das zu bedeuten hat. Erst jetzt fällt mir auf, dass ich nur noch Unterwäsche trage, die jetzt...wie alt ist? Ich schüttele mich. Aus meinem Zimmer führen zwei Türen ab. Die eine ist abgeschlossen. Die andere führt mich in ein Badezimmer, das noch einen zweiten Zugang hat, wie ich bemerke. Ich brauche es nicht zu versuchen, ich weiß, dass die Tür genauso verschlossen sein wird, wie meine Zimmertür. Das Bad ist im Gegensatz zum altmodisch anmutendem Mobiliar modern eingerichtet. Ich schnappe mir irgendein Duschgel...hm, Bruno Banani... und geniesse das warme Wasser, das zwar ganz schön in den Wunden sticht, aber auch meine verkrampften Muskeln besänftigt. Dann kuschele ich mich in den flauschigen, schwarzen Bademantel, der nach frisch gewaschen duftet und lege mich erschöpft auf das Bett, wo ich wieder eindöse.

Ich höre die Dusche rauschen und später leise Schritte. Jemand steht vor meinem Bett und ich öffne erschrocken die Augen. Der grünäugige Kerl lächelt mich freundlich an, also wird es Jekyll sein.

 Der grünäugige Kerl lächelt mich freundlich an, also wird es Jekyll sein

Hoppla! Dieses Bild entspricht nicht unseren inhaltlichen Richtlinien. Um mit dem Veröffentlichen fortfahren zu können, entferne es bitte oder lade ein anderes Bild hoch.
Schatten/ SeiteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt