Kapitel 32

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Unruhig gehe ich in meinem Zimmer auf und ab. Das, was Alec mir heute Morgen erzählt hat ist einfach unglaublich. Ich kann es einfach nicht fassen. 

Abrupt bleibe ich stehen. Mein Blick schweift zu meinem kleinen Zimmerfenster. Das Licht der Straßenlaternen scheint in den kleinen, unpersönlichen Raum, in dem ich mich befinde. In mein Zimmer. 

Nachdenklich setze ich mich auf mein Bett. Langsam macht alles einen Sinn. Mein Leben ergibt plötzlich einen Sinn. Und das alles nur, weil Alec mir die Wahrheit gesagt hat. Die Wahrheit über mich, mein Leben und wieso er mich hasst. Und dann kam mir der Gedanke, dass mein Vater mich auch deswegen hasst. Weil er durch mich seine erste Frau verloren hat. Eine Frau, die er geliebt hat. Und jetzt hat er eine Frau, die er vermutlich nicht einmal wirklich mag. Verdammte 20 Jahre lang musste er nun schon mit ihr zusammenleben. Und wofür? Für das System?

Wieder schweift mein Blick zurück zum Fenster. Dieser Tag hat einiges verändert. Ich bin mir nicht mehr sicher, ob ich der ACC noch beitreten möchte. Es hat sich einfach alles verändert. Ich habe das Gefühl endlich zu wissen wer ich bin und wieso mein Leben ist, wie es ist. Irgendwie fühle ich mich dazu verpflichtet das wieder gut zu machen, was ich getan habe. Vielleicht ist es wirklich meine Schuld. Jedenfalls musste meine Familie durch mein Leben so viel Leid ertragen. Und das, weil sie meine Mutter verloren haben. Irgendwie muss ich das wieder in Ordnung bringen. Eine andere Möglichkeit gibt es einfach nicht. Ich sollte hierbleiben.

"Evelyn", ertönt eine Stimme und er steht wieder vor meinem Fenster. Einen Moment lang blicke ich ihn wie erstarrt an. Soll ich ihm jetzt wirklich sagen, dass ich der ACC doch nicht beitrete? Wenn ich das tue, gibt es für mich keine Möglichkeit umzukehren. Ich stehe an eine Weggabelung. Einer Weggabelung meines Lebens. Entweder ich lebe mein Horrorleben weiter, oder ich trete der ACC bei und stelle mich gegen das System. 

Plötzlich kommt mit ein anderer Gedanke. Ich kann eigentlich gar nichts dafür. Was hätte ich gegen meine Geburt tun sollen? Wie hätte ich all das als kleines Kind verhindern sollen? Alec hat vielleicht jemanden verloren, der ihn  liebt, doch er kann mir dafür nicht die Schuld geben. Ich habe nichts Falsches getan. Ich war immer nur das brave, kleine Mädchen. Ich war seine Schwester. Und er hat mich von Anfang an gehasst. Es heißt, das Böse ist nicht angeboren, aber das Potenzial zum Bösen war bei Alec schon immer irgendwie da gewesen. Möglicherweise war er auch einfach von Geburt an böse und die Redewendung war nur eine sinnlose Floskel. 

Vermutlich sollte ich mich doch der ACC anschließen. Mein Leben würde sich nicht ändern, wenn ich versuchen würde, es wieder gut zu machen. Etwas gut zu machen, was ich nicht einmal getan habe. 

"Ich schätze wir sollten dann mal anfangen", meint er und reißt mich aus meinen Gedanken. "Anfangen womit?" hake ich nach und schlucke einmal. Er setzt sich auf meinen Schreibtischstuhl mir gegenüber. "Setzt dich bitte vor mich hin", sagt er mit einem angespannten Ton. Ich setzte mich vor ihn hin. "Das könnte jetzt gleich weh tun", flüstert er. "Ich heiße übrigens Sam."

Jetzt sehe ich erst den mitgebrachten Koffer von ihm. Sam nimmt ihn und öffnet ihn. Es kommen mehrere Messer, Pinzetten und andere Werkzeuge zum Vorschein. Ich gucke ihn verzweifelt an. Er sieht meinen Blick, sagt aber nichts dazu. 

Sam zieht sich Gummihandschuhe an. Danach nimmt er ein Messer und deutet mit seiner Hand das ich mich schräg hinsetzten soll. Ich folge seine Anweisungen mit furchtbarer Angst. Er tastet an meinen Nacken herum, schiebt meine Haare zur Seite und setzt das scharfe Messer an. Höllischer Schmerz durchfährt mich und ich erschaudere. Immer tiefer geht er vorsichtig in meinen Nacken hinein. Vermutlich versucht er mir nicht weh zu tun, doch das tut er. Nun nimmt er die Pinzette und zieht eine kurzen Gegenstand heraus. 

"Was ist das?", frage ich. "Ein Chips, den jeder direkt nach der Geburt eingepflanzt bekommt, damit die Planer wissen wo du bist und was du wann tust." , sagt Sam. "Dieser Chip ist Grundlage des Systems." 


Frag das SystemWo Geschichten leben. Entdecke jetzt