Des Schlosses Fenster [überarbeitet]

1.7K 163 8
                                    

"Oh nein", sagte ich und starrte die Anderen entsetzt an.
"Ach komm schon Flora", Baley grinste mich an, "willst du nicht dein erstes richtiges Abenteuer erleben?"
Wenn sie wüsste, wie viele Abenteuer ich schon erlebt habe.
"Aber das ist viel zu hoch und es hat geregnet und die Regenrinne sieht so glitschig aus und außerdem habe ich Höhenangst."
"Na schön, dann stimmen wir eben ab", schlug Baley vor.
"Also, wer ist dafür die Regenrinne rauf, durchs offene Fenster, zu klettern
und wer möchte lieber hier draußen stehen und sich die ganze Nacht die
Füße abfrieren?"
"Regenrinne rauf klettern!"
"Tja, dann haben wir das ja geklärt." Baley ging zur Schlosswand mit dem offenem Fenster und begann die Regenrinne hinauf zu klettern - dicht gefolgt von den
Anderen und schließlich mir.
"Ich finde, dass das immer noch eine ganz miese Idee ist", murmelte ich und merkte, wie mich die Gänsehaut durchfuhr.
Nicht nach unten gucken, dachte ich mir immer wieder.
Ruhig bleiben und ja nicht nach unten gucken, Flora.
"Ich habe es gleich geschafft", hörte ich Baley von oben sagen.
Ich sah, wie sie sich am Griff des Fensterrahmens hochzog und leichtfüßig durchs Fenster sprang.
Wir Anderen taten es ihr nach.
"Ein Glück", murmelte ich erleichtert, als ich endlich wieder festen Boden unter den Füßen hatte.
"Ich dachte echt mein letztes Stündlein hätte geschlagen!"
Doch die Anderen beachteten mich gar nicht, sondern blickten einfach nur starr und voller Entsetzen geradeaus.
"Wir sind geliefert", hauchte Lilie hysterisch.
"Jap", flüsterte Leonie und Emma kaute nervös auf ihrer Unterlippe herum.
Ich blickte die Anderen verwirrt an. "Was ist denn los?"
Doch Lina hielt mir den Mund zu und drehte mich stumm um - zu einem Bett, indem eine Frau schlief.
"Das ist Mrs. Arnold, die schlimmste Lehrerin überhaupt. Wenn Sie uns erwischt...", hauchte mir Emma ins Ohr.
"Nichts wie raus hier", flüsterte Baley. Doch gerade, als sie ging, stieß sie
versehentlich eine Box um und kurz darauf war das dröhnende Scheppern zu
hören.
Schnell versuchten wir aus der Tür nach draußen zu gelangen, die Anderen waren bereits sicher hinter der Tür, doch Emma und mir war bewusst, dass wir es nicht mehr schaffen würden.
Ich gab den Anderen ein Zeichen, dass sie laufen sollten und ohne nachzudenken, griff ich Emma an der Hand und zog sie in einen Kleiderschrank.
Ich ließ die Schranktüren leise hinter uns zu fallen und beobachtete die Frau durch einen kleinen Schrankspalt.
Erst begann Sie sich zu räkeln, doch dann riss Sie ihre Augen auf!
"Wer ist da?", rief Sie mit wütender und bedrohender Stimme.
"Ich weiß, dass hier wer ist und wenn ihr nicht auf der Stelle rauskommt werdet ihr was erleben!"
Sie stand auf und guckte sich langsam im Zimmer um.
Und dann fiel Ihr Blick auf den Schrank und Sie ging geradewegs auf uns zu, bereit um die Türen zu öffnen!

Night Star  Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt