Kapitel 45 - Die kleine gelbe Pappschachtel mit der goldenen Schleife

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•TIM'S POV•

Schneller als wir alle denken konnten war dann auch der Tag angebrochen. Der Tag, an dem meine Linea in voller Ekstase und Begeisterung durch das ganze Hotel springen und jubeln würde, weil sie sich so sehr darauf gefreut hatte.

Der Tag, der mein Liebesleben, vielleicht sogar meine gesamtes Leben, für immer unwiderruflich ändern würde. Genau wie wenn man stundenlang an einem Dokument gearbeitet hatte und dann aus Versehen den äußersten runden Knopf oben links drückt.

Unwiderruflich...gelöscht. Beim MacBook sind diese Knöpfe auf der anderen Seite und das Kreuz, um ein Dokument in Windows zu schließen, ist bei Apple nur ein Punkt, wenn man etwas am Dokument bearbeitet hat. Wenn nicht, ist das auch ein Kreuz.

Ich hatte für diesen besonderen Tag jedenfalls Blumen bestellt und Frühstück und Sekt und alles, was Frauenherzen eben höher schlagen lässt. Denn heute, ja heute, heute ist unser erster Jahrestag.

Linea hatte ganze zwölf Monate darauf gewartet, endlich die folgenden Worte sagen zu können: „Tiiiiiiim! Wir haben heute Jaaaaaaahrestaaaaag!" Ich nahm sie kurz in den Arm, küsste sie und fühlte mich so unglaublich glücklich wie noch nie zuvor.

Ich hatte alles, was ich zum leben brauchte: Linea, meine Familie und Freunde und Musik. Sogar ein Geschenk hatte ich besorgt. Dafür, dass Linea es jetzt schon ein ganzes Jahr mit mir aushielt. Meinen vorangegangen Beziehungen nach zu urteilen, war das nicht leicht.

„...Ich will den gaaanzen Tag mit dir verbringen, Tim." Linea fiel mir um en Hals und lächelte in meine Richtung. „Meinetwegen können wir das gleich ein bisschen ausweiten und aus dem ganzen Tag ein ganzes Leben machen." Ich mochte den Gedanken. Linea und ich...für immer.

„War das jetzt sowas wie ein Heiratsantrag?" Sie warf mir einen fragenden, aber ernsten Blick zu. „Nein, eigentlich nicht." Obwohl das auch ein schönes Geschenk gewesen wäre. „Macht nichts. Und wenn doch, Ring kannst du auch nachreichen." Ein kurzes Grinsen huschte über ihre Lippen.

„Das war aber keiner. Wenn ich dir einen Antrag mache, dann ist das ein richtig schöner und nicht so ein 08/15 Ding." Linea hatte mehr verdient als einen Antrag zwischen Tür und Angel.

„Ich weiß doch." Sie tippte kurz mit dem Finger auf meine Nasenspitze. „Ich liebe dich trotzdem!" murmelt ich zwischen zwei Küssen, die ich Linea auf die Lippen drückte. „Tim...Hauptsache du machst nicht dasselbe mit mir, wie der Ex-Freund meiner Cousine mit ihr." Ich verstand nicht ganz, was sie meinte, aber das würde sie sicher gleich erklären.

„...Der hat ihr nämlich drei Jahre lang einen Antrag versprochen, dann hat er ihr endlich einen gemacht und zwei Wochen später hat er sich von ihr getrennt. Wenn ich dich dann verliere, will ich lieber nicht heiraten."

„Du verlierst mich nur, wenn du einen anderen heiratest. Ansonsten bleib ich bei dir. Für immer, wenn das okay ist." Ich strich mit einer Hand über ihren Rücken. „Ja, das ist okay. Nicht 'gut', aber 'okay' ist ein Anfang. Nein, Spaß. Das ist toll. Für immer." Linea sah mich einen Moment lag an, bevor sie sich ein Lachen nicht mehr verkneifen konnte.

Jetzt, wo wir das geklärt hatten, ab zu meinem Plan: Wir verschwinden mal eben aus dem Zimmer und halten uns irgendwo draußen auf, während irgendjemand vom Hotel unser Hotelzimmer so aufmotze, wie ich es erklärt hatte. Ich dachte da, wie erwähnt, an Rosen und Frühstück im Bett.

Mein Team ist eingeweiht und einer von ihnen, wer wollten sie selbst ausmachen, hatte die ehrenvolle Aufgabe, die kleine gelbe Pappschachtel mit der goldenen Schleife darauf aufs Bett zu legen. Das war Linea's Geschenk und deshalb überließ ich das nur meinem Team.

Waiting for Love. (Avicii FanFiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt