Chapter 2-Ein enger Tanz

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Ich seufzte und stemmte die Arme in die Hüfte.
„Was willst du, Nolan? Ich sagte doch du sollst mich einfach in Ruhe lassen."
Er zuckte die Schultern und strich sich die langen Haare hinter die Ohren. Als Notiz, als ich mit ihm zusammen gewesen war, hatte er noch nicht wie ein Hipster ausgesehen. Nichts gegen diese Art Mensch, es war ja jeder Anders und konnte nicht unter einem Begriff zusammengefasst werden, aber Nolan eben irgendwie schon.
„Ich wollte dich nur fragen, ob du mit mir heute Abend zur Party gehen willst."
Er grinste mich breit an und ich konnte ein kleines dunkles Päckchen unter seiner Lippe kleben sehen. Ekelhaft.
Andere Mädchen fanden es vielleicht süss, von einem Ex noch so umkämpft zu sein. Aber ich nicht, besonders nicht von Nolan. Es hatte schliesslich einen Grund gegeben, wieso ich mich getrennt hatte. Und wieso alle anderen Mädchen mit ihm nur auf eine schnelle Nummer aus waren.
„Nein. Kein Interesse. Ich gehe schon mit Sam dahin."
Seine Miene hellte sich auf.
„Also bist du auch dort?"
Ich schnaubte und schnappte mir meine Tasche.
Dann machte ich Anstalten, an ihm vorbei zu stapfen, das Zimmer war ja schon beinahe leer.
Doch er packte mich am Arm.
Nicht fest, aber um mich zurück zu halten eben.
„Paige..."
Ich wagte es gar nicht mehr, zu reagieren, denn neben mir hatte sich eine grosse Gestalt aufgebaut.
Alecs Augen waren finster und seine Stimme deutlich unterkühlt, als er sprach.
„Ich glaube sie will, dass du sie in Ruhe lässt, Nolan."
Mit grossen Augen und nicht ganz raffend was hier genau abging, starrte ich meinen unverhofften Retter an.
Nolans Griff verstärkte sich und er blickte Alec herausfordernd an. Dieser schien ganz ruhig dazustehen, ich konnte seine Wärme in meinem Rücken spüren. Das war irgendwie eine merkwürdige Lage.
„Was geht dich das an, Knastjunge! Verkriech dich wieder zurück in dein Loch!"
Keifte er. Sichtlich bedroht von einem zweiten Alpha Männchen. Schrecklich, Männer waren einfach so primitive Wesen.
„Lass mich los, Nolan, du tust mir weh."
Motzte ich und zerrte an meinem Arm.
Vielleicht hätte ich das nicht sagen sollen, denn Alec's Blick folgte sofort meinen bemühten Bewegungen, mich endlich los zu machen und es schien als würde sich ein loderndes Feuer in seinen Augen entzünden.
„Es ist unanständig, eine Frau so zu behandeln. Also. Lass. Sie. Los."
Es war mehr ein Knurren als ganze Worte.
Nolan zögerte, doch als Alec einen Schritt vor machte, der so wirkte als würde er auch nicht davor zurück schrecken, Nolan zu überrennen, liess er mich los.
Ich zog den unterdessen halb Tauben, kribbelnden Arm zurück und fluchte leise vor mich hin, während ich ihn ausschüttelte.
„Ich seh dich ja dann heute Abend."
Meinte Nolan knapp zu mit und machte sich dann mit seinen beiden Anhängern aus dem Staub. Erstaunlich schnell dafür, dass er es lässig rüber kommen lassen wollte. Aber Alec warf er trotzdem noch schnell einen giftigen Blick zu.
„Oh mein Gott Paige, geht es dir gut? So ein Idiot!"
Sam war sofort bei mir und inspizierte meinen Arm, während Alec schweigend seine Jacke auf den Arm nahm.
„Ja, alles okay."
Murmelte ich zu ihr und blickte dann zu meinem Retter.
Er beobachtete mich mit durchdringlichem Blick, so als könnte er direkt in mein Innerstes sehen und all meine Geheimnisse lesen. Von denen gab es zwar nicht wirklich viele, aber ihr wisst ja, was ich meine.
Eigentlich wollte ich danke sagen, denn er hatte mir ja wirklich geholfen; wenn mir auch nicht ganz klar war wieso.
Aber ich Kratzbürste wollte natürlich wieder nicht meinen Gedankengängen folgen und was ganz anderes kam aus meinem Mund.
„Das hätte ich auch alleine geschafft."
Meinte ich nur und stapfte mit Sam im Schlepptau aus dem Zimmer.
Ich fühlte seinen Blick im Rücken und mir wurde ganz heiss, was mir wirklich überhaupt nicht gefiel.
„Man Paige was sollte denn das gerade!"
Meckerte Sam, die unentwegt mit ihren widerspenstigen Haaren spielte.
Meine Stimme ging unter im Schwall der Gespräche auf dem Gang.
Ich liess mich zu meinem Spind treiben und öffnete ihn. Nach drei Versuchen klappte es.
Sam lehnte sich neben mir an die Wand.
„Keine Ahnung, ich mag ihn nicht. Ich finde er verhält sich so als würde ihm die Schule gehören."
Ich zuckte die Schultern und bemerkte ihren verträumten Blick.
„Und auf dich bin ich auch sauer Sam! Ich musste neben Timmothy sitzen, nur weil du mit dem da unten gedacht hast, statt mit deinem Kopf."
Meinte ich vielbedeutend und stopfte einige Bücher in meine Tasche.
„Tut mir leid Liebes, aber ich musste die Chance vor allen anderen ergreifen. Jetzt kennt er mich und wird sich immer zuerst an mich wenden, wenn etwas passiert, das nennt sich Taktik!"
Ich stöhnte.
„Er ist ein Mann! Um ihn rum zu kriegen brauchst besonders du keine Taktik! Die sind doch alle gleich..."
Ich schlug den Spind zu und reihte mich wieder brav unter die anderen Sardinen ein, die in die Freiheit strömten.
Sam erwischte mich gerade noch so und hetzte neben mir her.
„Wie auch immer, wenn er dir nicht gefällt bleibt ja umso mehr für mich."
Meinte sie gut gelaunt und ich schnaubte abschätzig.
„Sag das mal dem Rest der weiblichen Besatzung. Die werden dir da nicht zustimmen."
Ich atmete die warme Luft ein, die mich erwartet, als ich endlich diese stickige Schule verlassen konnte.
Ich strich mit meinen schwarzen Jeansrock und das Trägertop gerade und marschierte dann los.
Nicht über den Kiesweg sondern übers Gras und zwischen den vereinzelten Bäumen hindurch, direkt auf das Tor zu, durch das man den Campus verliess und auf die Parkplätze kam.
„Wie dem auch sei, lass das meine Sorge sein. Ich habe etwas tolles erfahren!"
„Ach ja, was denn?"
Seufzte ich, wenig erpicht darauf, zu hören was jetzt kam.
„Alec kommt heute Abend auch zur Party! Ist das nicht toll? Ich muss heute besonders super aussehen."
Aus ihrem Mund klang es, als wäre es das Abenteuer des Jahrhunderts.
Für mich klang es eher nach einer notgeilen jungen Frau. So hatte sie sich übrigens selbst mal bezeichnet, ich beleidigte sie also nicht.
„Ja, super toll."
Murmelte ich und genoss die warme Luft die um meine freien Arme strich.
Wir liefen vorbei an den Parkplätzen vor dem Gelände. Nicht einmal die Hälfte der Studenten besassen eine eigenen Wagen.
Den meisten ging es so wie mir und wir alle strebten entweder in die nahe gelegene Innenstadt oder machten uns auf den Weg zur Tramstation.
„Du bist so eine Spielverderberin, Paige. Dabei war es so mutig, wie er Nolan die Leviten gelesen hat. Er wollte mich damit bestimmt beeindrucken."
Ich verdrehte die Augen. Wers glaubt wird selig. Der wollte nur einige Aggressionen raus lassen.
„Ja, bestimmt."
Pflichtete ich ihr zu und machte mich daran, die metallenen Stufen zur höher gelegenen Tramlinie hinauf zu trampeln.
Oben angekommen wirkte der Campus klein. Die Schienen lagen vor uns, das ganze sah aus wie eine vier Meter hohe Brücke, die nach ca 20 Metern wieder zurück auf den Boden fand.
Über uns waren Stromnetze gespannt und eine Ansammlung von Schülern warteten bereits auf das Tram.
„Ich hasse Tram fahren im Sommer."
Beschwerte ich mich, um endlich das Thema zu wechseln. Was schwer war, wenn alle anderen um uns herum nur ein Gesprächsthema hatten. Und zwar den heissen Ex-Footballstar Alec Hale, der gerade aus dem Gefängnis entlassen worden war.
„Ich auch, da kleben alle Körper an dir und Atmen kannst du dort drinnen auch nicht mehr."
Angeekelt zupfte Sam ihre kurze Hose zurecht. Sodass man den Neonfarbenen Schlüpfer darunter nicht sah. Sie stand eben auf auffällige Farben.
Sie hatte ja so recht.

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