Kapitel 26

8K 483 5
                                    

Er brachte mich zum Ausgang des Tunnels, worüber ich auch ziemlich froh war, denn wie es aussah, hatte ich wohl ein wenig Platzangst.
Blinzelnd schaute ich ins Tageslicht.
"Du hast dich da drinne nicht wohl gefühlt! Als hättest du Platzangst!", fing Damon mit seiner Fragerei an.
"Ja, na und?", ich war verwirrt.
"Vampire haben keine Platzangst und mit deiner Blinzelei gegen das Sonnenlicht, scheinst du dich wohl oder übel noch nicht gewandelt zu haben. Dabei hast du bereits Blut zu dir genommen."

"Ich habe ja nur deins probiert! Vielleicht brauche ich das von jemand anderem?"

"Mh... Das währe eine Möglichkeit. Komm! Wir sollten es mit einem Kaninchen versuchen!"
Schon hatte er mich wie einen Kartoffelsack über die Schulter geworfen und rannte los. Die Bäume und Sträucher zogen in rasantem Tempo an uns vorbei. Laub lag auf dem Boden, welches von den Ästen über uns gefallen war.

Die Luft war warm und schwül.
Er stemmte die Fersen in den Boden und bremste den Schwung ab, als wir anhielten. "So. Jetzt jagen wir", beschloss er wie ich meinen freien Nachmittag verbringen würde. Hämisch grinsend fuhr er fort und hielt mir einen Vortrag darüber, wie man ein Sich an ein Kaninchen anschleicht, es fängt, ihm das Genick bricht und all die anderen widerlich abstoßenden Details.

"Du kannst mich mal", murmelte ich abwesend und schaute verträumt in die Landschaft.
"Ja gerne! Aber hast du mir überhaupt zugehört?" Er warf mir einen sichtlich genervten Blick zu, bevor er fortfuhr, "Es stehen übrigens in einigen der Akademien in den Eingangshallen Pappfiguren von dir!"
"Ist das so?"
"Ja, bei uns sollten wir eigentlich auch eine hinstellen, sie wurde heute morgen gebracht"
"Macht sie mir Konkurrenz?", fragte ich mit gespielter Empörung. Er dachte kurz nach, antwortete mir dann aber ziemlich selbstsicher: "Nein, niemand ist so frech wie du!"

Ich stand da, mucksmäuschenstill und beobachtete sie. Ihr pummeliger Körper, passte überhaupt nicht zu dem schmalen Schwanz. Das kleine graue Mäuschen knabberte an einem Stück Käse, welches sie sich wohl in einem Haus am Waldrand geklaut hatte. Dichtes graues Fell bedeckte ihren Körper und ich musste schon zugeben, sie war ziemlich süß.
"Du sollst dich auf den Hasen hier und nicht auf die Maus konzentrieren!", bannte sich Damons Stimme einen Weg in meine Gedanken. Wir hatten uns noch ein spannendes Wortgefecht geliefert, bis er mir alles noch einmal erklärt hatte. Seitdem versuchte ich vergebens ein Kaninchen oder einen Hasen zu fangen, doch jedes Mal waren diese verflixten Tierchen einfach zu schnell für mich und ich sprang geradewegs in den Dreck.
Mit einem Seufzer wandte ich mich ab und richtete meine Aufmerksamkeit auf den Hasen.

Vampire Princess  [Band 1]Where stories live. Discover now