Kapitel 2

2.8K 143 21
                                    

Langsam ging ich zu meinem Mathekurs. Mit Finn hatte ich nicht mehr gesprochen. Eigentlich hatte ich mich noch von ihm verabschieden wollen, doch er war mit einem Mädchen aus meinem Kunstkurs in ein Gespräch verwickelt, und da hatte ich ungern stören wollen. Das Mädchen hätte es nämlich sicherlich nicht gut geheißen, wenn ich mich dazu gesellt hätte und ich konnte keine neuen Feinde brauchen. Vielleicht war es sogar seine Freundin gewesen?

Nach einer langweiligen Doppelstunde Mathe machte ich mich auf den Weg zur Cafeteria. Ich hatte beschlossen mich nicht zu Nia und Finn zu setzten. Ich würde sicherlich nur stören und falls sie nur mit mir gespielt hatten, könnte ich dem Schmerz erfolgreich aus dem Weg gehen. Vorsichtig öffnete ich die hölzerne Tür, die zur Cafeteria führte. Auf den Fluren war es so schön still gewesen, doch hier drinnen herrschte ein ganz anderer Lautstärkepegel. Hunderte von Stimmen redeten wild durcheinander und hin und wieder ertönte Gelächter. Bei all dem Trubel fiel ich zum Glück nicht so sehr auf. Mit eingezogenen Kopf stellte ich mich bei der Essensausgabe an. Ich wusste jetzt schon, dass ich wahrscheinlich noch nicht einmal zwei Bissen runter kriegen würde, da ich immer noch viel zu nervös war und mir dies kräftig auf den Magen schlug, doch es war einen Versuch wert.

Ich stellte meinen grünen Salat mit ein paar vereinzelten Tomaten und einer Flasche Wasser auf ein graues Tablett. Dann legte ich noch rasch Besteck dazu und sah mich unauffällig im Raum nach einem leeren Tisch um. Am besten in irgendeiner abgelegenen Ecke.

Plötzlich nahm ich eine wilde Handbewegung aus meinen Augenwinkeln wahr. Ich drehte meinen Kopf ganz leicht in die Richtung, aus der die Bewegung kam und entdeckte Nia die mit ihrer Hand heftig in meine Richtung wedelte. Unsicher schaute ich mich kurz zu allen Seiten um. Konnte sie wirklich mich meinen? Immer noch verunsichert machte ich mich auf den Weg zu ihrem Tisch. Ich hatte ein mulmiges Gefühl. Mir wäre es lieber gewesen irgendwo allein in einer Ecke zu sitzen. Aber jetzt konnte ich keinen Rückzieher mehr machen, dass würde einfach nur komisch kommen.

An dem Tisch saßen insgesamt acht Leute. Drei davon kannte ich. Nia, Finn und Tobi. Ansonsten saßen da noch drei Jungs und zwei Mädchen die offensichtlich mit Finn flirteten. Das er der Schwarm aller Mädchen war, hätte ich mir ja denken können, dachte ich bitter. Genauso wie James es gewesen war. Sein Anblick tauchte vor meinem inneren Auge auf. Hastig schüttelt ich den Kopf. Das Bild verschwand zum Glück und ich atmete einmal tief durch. Ich wollte jetzt nicht an ihn denken! Am liebsten würde ich nie wieder an ihn denken!

„Hey", begrüßte mich Nia mit einem breiten, freundlichen Lächeln. „Du kannst dich hier neben mich setzten, dass ist der einzige frei Platz, der übrig ist."

„Okay", sagte ich leise und stellte mein Tablett neben ihres. Dann nahm ich auf dem Stuhl Platz. Zu meiner linken Seite saß Nia, zu meiner rechten ein Typ, den ich nicht kannte und mir direkt gegenüber saß Finn.

Alle die am Tisch saßen hatten ihre Aufmerksamkeit auf mich gerichtet und starrten mich neugierig an. Mein Magen rumorte. Ich hasste es im Mittelpunkt zu stehen. Meine Hände zitterten leicht.

„Also Leute, dass hier ist Emma. Sie ist neu an unserer Schule", stellte mich Nia den anderen vor.

„Hi", murmelte ich leise und blickte auf meinen Salat hinunter. Ich bekam einige genuschelte Begrüßungen zurück.

„So Emma", ich blickte scheu zu Nia herüber. „Der Kerl der neben dir sitzt heißt Kevin und der daneben ist Alex", sie deutete auf einen Typen mit dichtem schwarzen Haar, der mir ein kleines Lächeln schenkte. „Der Typ, der neben ihm sitzt ist Tobi. Uns gegenüber sitzen Finn, denn du ja bereits kennst und Daniel. Die zwei reizenden Mädchen sind Lisa und Melina."

Dankend nickte ich ihr zu. Ich hatte mir zwar keinen Namen merken können, doch die Geste war trotzdem sehr nett gewesen. Zum Glück hatten sich die meisten in der Zwischenzeit wieder ihrem Essen zugewandt, sodass ich nicht mehr im Mittelpunkt stand. Erleichtert atmete ich tief aus. Das war alles nur halb so schlimm gewesen. Mein Blick glitt zu Finn, der mir kurz zulächelte bevor auch er sich seinem Teller widmete. Die Mädchen, die auf je einer Seite von ihm saßen himmelten ihn mit großen Augen an und labberten ununterbrochen auf ihn ein. Ich beschloss es Finn nach zu tun und widmete mich meinem Salat. Mein Magen rebellierte jetzt schon. Mit meiner Gabel spießte ich ein paar Salatblätter auf und schob sie mir vorsichtig in den Mund. Ich konnte nur mit Mühe einen Würgen unterdrücken, als ich schluckte.

GebrochenWhere stories live. Discover now