K A P I T E L 2

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Zoey

Kurz nachdem ich meinem Dad vergewissert habe, dass es mir gut geht, stellt die Kellnerin meinen Chai Latte auf den rundlichen Glastisch. Ich bedanke mich höflich und greife nach dem Henkel der Tasse, um vorsichtig an dem warmen zimtigen Getränk zu schlürfen. Seit dem Tod meiner Mutter lässt mich mein Vater nicht gerne aus den Augen oder beauftragt jemanden, um mich zu stalken, wie ich es gerne betitele. Ich weiß, dass er es nur gut meint, aber je älter ich werde, desto mehr nervt mich sein Verhalten.

Mittlerweile zeigt meine Displayuhr 18: 53 Uhr an. Auch wenn es noch nicht so spät ist, verdunkelt sich bereits der Himmel. Ein paar Laternen, die geordnet nebeneinander aufgereiht sind, erhellen bereits den Bürgersteig und verbessern somit meine Sicht. Ich tapse den Gehweg entlang, als ein Auto langsam neben mir herfährt und an der Seite anhält. Ich kralle meine Fingernägel in den Stoff meiner Jacke und versuche, mich somit zu beruhigen. Es passiert dir nichts, rufe ich mir immer wieder ins Gedächtnis.

„McCartney?", verwirrt wende ich mich dem Auto zu und atme erleichtert aus, als ich die blauen Augen des Soldaten wiedererkenne. Logan sitzt in dem Fahrzeug, die Glasscheibe heruntergekurbelt und blickt mich schmunzelnd an. „Entschuldige, ich wollte dir keine Angst einjagen." Super funktioniert.

„Soll ich dich mitnehmen?", fragt er mich schließlich, ein Lächeln ziert weiterhin seine Lippen. So naiv wie ich bin, nicke ich und steige zögerlich auf der Beifahrerseite ein, schnalle mich an und schaue zu Logan, der den Motor wieder startet und losfährt. Niemand bricht die Stille, sodass ein peinliches Schweigen entsteht. Ich zupfe an meiner Jacke und beiße unwohl auf meiner Unterlippe herum. Eine schlechte Angewohnheit. Mein Blick huscht immer wieder zu Logan, der konzentriert auf die Straße blickt. Seine Hände umfassen das Lenkrad, sodass sich seine Muskeln anspannen und ich mich ermahnen muss, ihn nicht weiter anzustarren. Doch meine eigene Ermahnung erfolgt zu spät. Obwohl sein Blick weiterhin auf dem Verkehr liegt, grinst er wissend und scheint bemerkt zu haben, dass ich ihn gelegentlich verträumt anstarre.

„Wie heißt du eigentlich, kleine McCartney?", unterbricht der Soldat die Stille.

Einen Moment lang starre ich ihn einfach an, bis ich seine Worte richtig realisiert habe. „Zoey", piepse ich schließlich und klatsche mir gedanklich die Hand auf meine Stirn. Meine Stimme scheint auch nicht mehr Herrin ihrer Lage zu sein. Nickend nimmt er meine Antwort zur Kenntnis.

„So, da wären wir", meint Logan, als wir den Stützpunkt erreicht haben. Sein Kopf schnellt zu mir und seine Augen ruhen auf mir.

Verlegen streiche ich mir eine verirrte Strähne hinter mein Ohr. „Also dann, danke fürs Mitnehmen", bedanke ich mich lächelnd und murmele noch ein „Tschüss", ehe ich aus dem Auto stolpere.

Ich höre noch ein perplexes „Bis dann" und knalle auch schon die Autotür hinter mir zu.

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Im selben Moment, in dem ich mein Zimmer betreten möchte, kommt mein Dad um die Ecke und scheint nicht sehr gut gelaunt zu sein. „Zoey, wo warst du?", ertönt es hinter mir.

„Nur im Darcy's", beantworte ich seine Frage genervt und öffne meine Zimmertür.

„Zoey, warum hast du mir nicht Bescheid gesagt?"

„Habs vergessen." Und damit lass ich die Tür hinter mir zu fallen.

„Zoey Rose McCartney, du kommst jetzt sofort aus deinem Zimmer!", schimpft mein Dad lautstark, doch ich bewege mich nur zu meinem Bett hin und werfe mich auf die mehr als bequeme Matratze. Prompt öffnet sich die Tür und mein Dad kommt herein.

her soldierWo Geschichten leben. Entdecke jetzt