#00 - Tiefschockphase

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Gewidmet an Josie ❤️

Langsam öffnete ich meine Augen, es fühlte sich an, als wären sie schon Jahrzehnte lang nicht mehr geöffnet worden. Meine Wimpern schienen förmlich aneinander zu kleben und es würde wohl noch eine Weile dauern, bis sie sich von einander lösten.

Im Hintergrund vernahm ich ständig Schritte anderer Personen, fallende Türen, viel zu schnell sprechende Stimmen. Neben mir erklang regelmässig ein beruhigendes, rhythmisches Piepen. Und ab und zu glaubte ich, Personen neben mir zu haben.

Und ich fühlte mich beobachtet. Von allen Seiten. Ich konnte die Blicke förmlich auf meiner Haut spüren. Am liebsten würde ich mich auf den Bauch drehen und mein Gesicht im Kissen vergraben, aber irgendwie streikte mein Körper und es war mir nicht einmal möglich, mit dem kleinen Finger zu zucken. Es fühlte sich alles so schwer an... Als wäre mein Körper aus Eis.

Aber meine Stimme... Die müsste doch eigentlich noch funktionieren oder? Ich öffnete meinen Mund, versuchte, irgendeinen Ton von mir zu geben, aber was rauskam, war ein kaum hörbares, qualvolles Hauchen.

Was zur Hölle war bloß los mit mir?

In diesem Moment überkam mich ein Schub von Angst und Panik. War dies alles nur ein Alptraum? Wäre dies der Fall, würde ich mal langsam wieder gern aufwachen. Aber dies passierte nicht.

Ich hatte keine Ahnung, wie lang ich noch da lag und keine Ahnung hatte, was um mich, beziehungsweise mit mir geschah, als ich von einer Sekunde auf die andere meine Augen aufschlug.

Weiß.

Alles was ich sah war einfach nur weiß.

Ich atmete ein paar Mal tief aus und ein, ehe ich zaghaft versuchte, meinen Kopf zu drehen, jedoch fühlte sich mein Nacken wie der Rest meines Körpers immer noch wie Stein an.

Ich konnte, gar nicht lange über die gegenwärtige darüber nachdenken, als ich plötzlich etwas fallen lassen hörte. Und danach eine Stimme. Eine fast schreiende Stimme. "Oh mein Gott", war das einzige, was ich verstanden hatte. Und bine Sekunden hörte ich mehrere Personen auf mich zukommen.

Die Situation machte mir mehr und mehr Angst.

Was ging hier gerade ab?

"Josie?", erklang eine weitere Stimme außerhalb meines Blickfelds.

Josie. Das war mein Name.

"Ja?", erwiderte ich mit heiserer, kaum hörbarer Stimme.

"Wie... Wie geht es Ihnen?"

"Verwirrt."

Schweigen trat ein.

Danach Freudensausbrüche.

Und ich lag teilnahmslos da.

"Josie... Wissen Sie, welches Datum wir heute schreiben?", fuhr die Stimme schließlich fort.

Was sollte denn das für eine Frage sein?

"Weiß nicht..."

"Wir sollten das Mädchen noch nicht gleich mit Fragen überrumpeln. Ich glaube, sie hat schon längst vergessen, warum sie überhaupt hier ist und was in den vergangenen Jahrzehnten passiert ist", mischte sich nun eine weitere Stimme ein.

"Was?", kam es schließlich von mir.

Ich kam mir vor wie in einem schlechten Film. Und wenn dies einer wäre, würde ich sofort aufstehen und das Set für immer verlassen.

"Das werden Sie noch früh genug erfahren. Rasten Sie sich erst einmal aus, wir vermuten, dass sich Ihre Bewegungsfähigkeiten aufgrund der großen Zeitspanne etwas zurückgebildet hat. In den nächsten Tagen müssen Sie mit etwas Training rechnen. Aber wir freuen uns, Sie in Ihrem Leben wieder willkommen heißen zu dürfen."

"Und... Was ist... Überhaupt... Los?", fragte ich verzweifelt.

Ich war komplett überfordert und war den Tränen nahe. Was wollten diese Menschen von mir? Wo war ich? Was meinten sie? Und vor allem - was war mit mir geschehen?

"Wie gesagt, rasten Sie sich erstmal aus. Im Laufe des Tages wird sich für alles noch eine Erklärung finden lassen."

Das nächste, was ich hörte, war das Absperren der Zimmertür.

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