Part 10

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Emilys Pov

„Wie alt ist der eigentlich? Zehn?", aufgebracht kippe ich mir den mittlerweile achten Shot in den Mund und verziehe mein Gesicht, da es wirklich ekelhaft schmeckt. Als ich mir einen weiteren einschütten möchte, nimmt Clara mir Glas und Flasche aus der Hand.

„Wenn du so weiter machst, muss ich dich gleich nach Hause tragen, oder du verbringst die Nacht hier. Glaub kaum, dass du das willst.", sagt sie und ich verdrehe die Augen.

„Scheiß egal. Gib mir die Flasche wieder.", rufe ich und erhebe mich von meinem Stuhl in der Küche. Außer Clara und mir sind alle im Wohnzimmer, aber ich kann es da drinnen einfach nicht mehr aushalten. Ich will einfach so viel trinken, dass ich den ganzen Mist hier vergessen kann. Um meine Probleme und die Konsequenzen kann ich mich immer noch morgen kümmern.

„Das kannst du dir abschminken. Kein Alkohol mehr für dich heute Abend. Dabei bleibt es.", antwortet sie und verschwindet mit der Flasche aus der Küche. Ernsthaft? Als ob ich hier nicht irgendwo noch eine Flasche finde. Vielleicht sogar etwas, was besser schmeckt. Jetzt wo ich nicht mehr sitze, fällt mir erst auf, wie gut ich schon dabei bin und ich muss mich an der Küchentheke festhalten, um nicht hinzufallen. Einfach tief durchatmen, Emily. Ein und aus. Ja. Ein und aus. Ein und... Ist das dort drüben eine Flasche Rum? Wenn ich noch irgendwo Cola finde, ist das doch perfekt, um mir den Rest zu geben. Schwankend laufe ich auf den Kühlschrank zu. Zum Glück ist mir überhaupt nicht schlecht. Ich werde also nicht kotzen müssen. Keine Cola im Kühlschrank. Dann muss der Dreck eben so runter. Ich greife mir die Flasche und setze mich damit zurück an den Küchentisch. Es erweist sich als überaus schwierig, den Deckel aufzudrehen, doch als ich es endlich geschafft habe, nehme ich einen tiefen Schluck. Ich hatte Recht. Schmeckt echt besser, als das Zeug von vorhin, das Clara mir abgenommen hat. Wo ist die überhaupt? Wahrscheinlich mit Ian irgendwo am rummachen. Will ich gar nicht wissen. Ich nehme noch einen Schluck.

„Warte, ich hab noch ne Flasche in der Küche. Bin sofort wieder da.", höre ich eine mir bekannte Stimme, die ich aber in meinem Zustand nicht mehr zuordnen kann. Als Justin den Raum betritt, kann ich sie dann doch wieder zuordnen und muss auf den Schock dann noch einen großen Schluck nehmen. Er ist wohl auch verwirrt, hier so auf mich zu treffen, denn er hält kurz inne, bevor er seinen Arm ausstreckt und nach der Flasche fordert.

„Gib her. Was machst du überhaut noch hier? Clara ist eben stinksauer abgehauen. Keine Ahnung was da los ist. Hast du dich mit ihr gestritten?", sagt er, aber ich kann seine Worte gar nicht mehr richtig aufnehmen.

„Meine Flasche.", bringe ich hervor und drücke sie mir an die Brust wie ein kleines Kind. Er verdreht die Augen.

„Hör auf mit dem Scheiß. Gib mir die Flasche. Es sind kaum noch Leute da. Du solltest nach Hause gehen.", sagt er jetzt leicht genervt und es wundert mich, dass ich das trotz Trunkenheit noch aus seiner Stimme heraus hören kann.

„Hab mich nicht mit Clara gestritten. Aber war böse. Hat mir meine Flasche abgenommen.", lautet mein Kommentar und ich denke gar nicht daran, ihm meinen Rum zu geben. Um selber größer zu wirken, stehe ich wieder auf, doch dieses Mal befindet sich keine Küchentheke in der Nähe, an der ich mich festhalten kann. Ich verliere sofort das Gleichgewicht und stolpere mitsamt Flasche in der Hand nach vorne. Natürlich muss der Arsch mich auffangen. Hätte er mich doch einfach auf den Boden knallen gelassen.

Justins Pov

Ich muss zugeben, dass ich bis zu dem Zeitpunkt, als sie mir in die Arme gekippt ist, nicht gemerkt habe, wie zur Emily war.

„Lass mich los.", nuschelt sie an meine Brust, aber ich weiß, dass sie hinfällt, wenn ich sie jetzt loslasse. So sehr ich sie verachte, habe ich in diesem Zustand doch ein wenig Mitleid mit ihr. Sie kann sich ja noch nicht mal mehr alleine auf den Beinen halten. Ist sie natürlich selber Schuld, aber daran kann man ja jetzt auch nichts mehr ändern. Ich selbst habe heute Abend so gut wie gar nichts getrunken. Ich versuche immer nüchtern zu bleiben, wenn ich eine Party bei mir zu Hause schmeiße. So kann ich alles besser unter Kontrolle halten.

„Damit du hinknallst oder was?", frage ich und sie gibt ein Stöhnen von sich.

„Mirs schlecht.", sagt sie. Womit habe ich das verdient?

„Kotz jetzt bloß nicht auf mich. Glaubst du, du kannst zum Badezimmer gehen?", frage ich, erhalte aber als Antwort wieder nur ein Stöhnen. Na super. Ich lege meinen Arm um ihre Hüfte um sie zu stützen und schleife sie mit mir durchs Wohnzimmer zum Gäste WC. Außer ein paar wenigen stark Betrunkenen, die eh nicht mehr viel mitbekommen, ist niemand mehr da. Warum zum Teufel hat Clara Emily hier alleine zurück gelassen? Da auch Ian nicht mehr da ist, obwohl er mir eigentlich versprochen hat, zum Aufräumen da zu bleiben, vermute ich, dass aus irgendeinem Grund bei den beiden der Haussegen schief hängt.

Im Bad angekommen platziere ich Emily vor der Kloschüssel und als sie sich wirklich übergeben muss überwinde ich meinen Hass und Schmerz und halte ihr die Haare aus dem Gesicht. Dann beginnt sie ohne Vorwarnung zu weinen und ich weiß mir nicht zu helfen. Ich nehme sie in den Arm wie in alten Zeiten und nach gefühlten Stunden merke ich, dass sie eingeschlafen ist.

Emilys Pov

„Ja sie ist hier. Reg dich nicht auf. Sie war so zu, dass ich sie einfach in mein Bett gebracht hab. Ich selbst hab auf der Couch geschlafen.", Justins Stimme wie durch Watte.

„Wie dumm ist die eigentlich? Ich nehm sie jetzt so mit, wie sie ist.", höre ich nun auch Ian und wache langsam auf. Als ich die Augen öffne spüre ich einen stechenden Schmerz in meinem Kopf und mir wird schlecht. Die typischen Anzeichen eines Katers. Gut, dass ich mich an gestern Abend nicht mehr erinnern kann. Aus irgendeinem Grund befinde ich mich jedoch in Justins Bett in seinem Zimmer und das macht mir leichte Angst. Wie bin ich hierher gekommen?

„Jetzt gib ihr doch Zeit zum Ausschlafen. Ich ruf dich sofort an, wenn sie wach ist.", höre ich nun wieder Justin und schließe die Augen. Wieso musste ich mich in diese unmögliche Situation bringen?

„Also schön. Aber ruf mich sofort an. Die kriegt was von mir zu hören. Mom ist auch auf 180." Türenknallen und dann Schritte auf der Straße unter Justins Zimmerfenster. Jetzt bin ich wohl alleine mit meiner größten Sorge. Na super. Irgendwie hätte ich es vorgezogen, wenn Ian mich einfach sofort mit sich nach Hause geschleift hätte.

From Love to Hate? (FHtL Pt2) zur Zeit unterbrochenWhere stories live. Discover now