Ich wusch meine Haare gleich mit und als ich in den frischen Sachen steckte, fühlte ich mich schon viel besser (und menschlicher).

Mit immer noch leicht zitternden Beinen öffnete ich die Badtür und wankte zum Bett.
Ich ließ mich in mein Kissen sinken und.... mir fiel auf, dass ich noch unbedingt Zähne putzen sollte. Denn eins stand fest, diesen Geschmack im Mund zu behalten, würde nicht in Frage kommen.

Stöhnend schleppte ich mich wieder ins Bad und stolperte dabei beinahe über die, am Boden liegenden, dreckigen Klamotten. Ich beschloss Len zu fragen, ob es in diesem Haus eine Waschmaschine gab.

Ich schrubbte meine Zähne, bis mein Mund kurz davor war zu bluten und sammelte dann die Sachen ein.

Zögernd klopfte ich an Lens Tür.
"Ist offen!" war die gedämpfte Antwort und ich drückte die Klinke herunter.

Er lag auf seinem Bett und hatte Schulbücher vor sich ausgebreitet.

"Du machst jetzt noch Hausaufgaben?" verblüfft starrte ich auf die Bücher.

"Ja. Wenn das deine einzige Frage war, kannst du dann wieder gehen?" Mit hochgezogenen Augenbrauen wartete er darauf, dass ich wieder die Tür hinter mir schloss.

"Nein," sagte ich peinlich berührt "ich wollte fragen, ob es hier eine Waschmaschine gibt."

"Jep, im Waschkeller."

Ich schnaubte lustlos, was einen erneuten Brechreiz hervorrief.

Ich presste mir eine Hand vor den Mund und hechtete zurück in mein Bad.

Die Kloschüssel wurde erneut vollgesaut und mir war schon wieder schlecht. Ich spürte Lens Anwesenheit sobald er in mein Zimmer schlenderte.

"Gewöhn dich dran." ermutigte er mich wenig erfolgreich.

"Oh mann, jetzt weiß ich, wie sich Schwangere fühlen." keuchte ich, wischte mir den Mund an einem Stück Klopapier ab und stand vorsichtig auf.

Als ich mich zu Len umdrehte, versuchte er mühsam einen Lachkrampf zu unterdrücken. Ich verdrehte die Augen.

"Männer. Wenigstens bin ich nicht die Einzige, der es schlecht geht. Die anderen machen das doch bestimmt auch durch. Oder nicht?" sagte ich und sah ihn herausfordernd an. "Len?"

Er kratzte sich am Hinterkopf und wich meinem Blick aus.
"Nein, ehrlich gesagt bist du die Einzige. Deine Mitschüler haben nur ein einziges Tier, auf das die sie einstellen müssen. Du hast" er machte eine hilflose Handbewegung" na ja, alle."
Er kam langsam auf mich zu und ich legte den Kopf in den Nacken, um ihn anzusehen.
"Und weiter?" fragte ich kühl.

Eindringlich redete er auf mich ein. "Das Problem ist, dass die meisten nicht miteinander harmonieren. Es findet ein Kampf in dir statt, den du aber nicht lenken kannst. Die Tiere konkurrieren um den ersten Platz. Denn, trotz deiner Möglichkeit sich in jedes verwandeln zu können, wird nur eines dein bevorzugtes sein. Oder dein auserwähltes. Nenne es wie du willst." Er presste Daumen und Zeigefinger an die Nase und seuftzte.
"Dann," zögernd fuhr ich mir durch die Haare "kann man sich das gar nicht aussuchen?"
Er lachte bitter auf.
"Doch, mit genug Übung schon, aber sonst nicht. Dein Körper ist dem nicht gewachsen. Die Anderen deiner Stufe sind die erste Woche nur ein wenig erschöpft, während du wirklich krank bist. Glaub mir, ich weiß wovon ich rede."
"Muss da jeder Alpha durch?" fragte ich.
Er nickte.

Sprachlos dachte ich darüber nach. Mit dem krank sein konnte ich leben. Aber was mich mehr schockierte war, dass ich Len völlig falsch eingeschätzt hatte. Ich dachte, dass er, weil er ein Alpha war und damit natürlich über Allen steht, deswegen sich den Löwen ausgesucht hatte. Der König der Tiere vor dem Alle Respekt haben. Doch er konnte überhaupt nichts dafür.

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