" Ich muss kurz mit ihnen reden, Liebes. ", sagt sie nun und ich spüre wie mein Magen sich zusammenzieht. Ich nicke schließlich, laufe um das Bett herum und auf den Flur. Leise schließe ich die Tür hinter Misses Strout, die nun auch auf den Flur tritt. Barty soll nichts davon mitbekommen.

" Wie kann ich Ihnen helfen? ", will ich wissen, auch wenn ich eine wage Ahnung habe, worum es geht. Sofort versuche ich ein unschuldiges Gesicht aufzusetzen.

" Wie ich sehe, kümmern sie sich besonders hingebungsvoll um Mister Crouch Jr. ", bemerkt Misses Strout nun. Sie versucht wohl ihren Blick und ihren Ton nicht zu abwertend wirken zu lassen, doch der Versuch geht mehr als in die Hose.

Ich drehe mich kurz von ihr weg und sehe durch das Glasfenster der Tür in das Zimmer von Barty. Ich sage keinen Ton, doch das brauche ich auch nicht.

" Können sie mir dafür einen Grund nennen? ", fragt Misses Strout nun.

Mein Herz beginnt schneller zu schlagen. Was soll ich ihr nur sagen? Sollte ich mir eine Ausrede ausdenken? Es abstreiten? Oder ihr sogar die Wahrheit sagen?

Langsam drehe ich meinen Kopf nun wieder in Richtung meiner Vorgesetzten.

" Nein, Mam. Ich denke, ich kümmere mich um alle gleich. ", lüge ich schließlich. " Sehen sie, ich habe allen Pflanzen in ihr Zimmer gestellt. "

Ich mache eine ausholende Geste die alle Zimmer umschließt und sehe ihr tapfer in die Augen. Ich bin selbst ein wenig über meinen Wagemut überrascht.

" Das ist auch so etwas, Misses Monroe. Ihre Kollegen - ", sie räuspert sich. " - finden das sie sich höchst seltsam benehmen. Blumen, Radio hören und - sie reden mit ihnen. Als wären sie Menschen. "

Fassungslos sehe ich sie an. Wie Menschen? Was wollte sie mir denn damit sagen?

" Es sind Menschen. ", gebe ich kurzangebunden zurück. " Und sie haben nicht mehr viel vom Leben. Und ein paar Blumen werden Ihnen und ihren Kollegen nicht wehtun. "

Wow, so hatte ich noch nie mit jemandem gesprochen. Fast bin ich mir sicher, dass es das nun gewesen ist. Ich würde meine Sachen packen und gehen können und Barty würde weiter in seinem Bett vor sich hinvegetieren und in seinem Kopf gefangen sein.

Und dann kommt mir ein Gedanke, der mir ganz den Kopf vernebelt. Ich sehe Misses Strout zwar noch an, doch ich höre kaum noch was sie sagt.

" ... dann lassen sie sich mal nicht stören. Aber versuchen sie sich etwas zurückzuhalten. ", klingt es durch meinen Kopf, als Misses Strout sich zum Gehen abwendet.

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Den ganzen Tag schon muss ich nun darüber nachdenken. Ich bin so sehr in meine Gedanken vertieft, dass ich Barty schon fast vernachlässige. Pünktlich mache ich schließlich sogar Feierabend und bleibe nicht noch länger da, wie es in den letzten Tagen üblich gewesen ist.

Ich muss dringend jemanden sehen.

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" Hallo, Mum. "

Eine grosse Frau mit hellen blonden lockigen Haaren öffnet mir die Tür und sieht mich eine Sekunde später strahlend an.

" Moira. " , sagt sie erfreut, tritt aus der Tür und umarmt mich liebevoll. Seit einigen Monaten habe ich sie nun schon nicht gesehen. Immer bin ich viel zu beschäftigt gewesen.

" Wie komm ich denn zu dieser Ehre? ", ärgert sie mich schließlich sofort ein wenig, als ich ins Wohnzimmer laufe und mich auf ihrer Couch niederlasse. Sie läuft mir nach, setzt sich auf einen Sessel mir gegenüber und sieht mich freundlich an.

Seelenlos - Harry PotterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt