Prolog

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Aimi war nie die Person gewesen, die man nach ihrer Zukunft fragte.
Denn für ihre Familie, die Gesellschaft und vorallem für sie selbst, war sie schon lange eine Enttäuschung.
Früher oder später landete jede dieser Fragen über die Zukunft im selben Loch:
„Ich weiß es nicht."
„Ich kriege es einfach nicht hin."
„Ich passe nicht herein in eure Welt."

Mit 25 fühlte sie sich, als würde sie in einem Standbild festhängen, während alle anderen ihr Leben leben, ohne Ängste. Während andere längst Geld verdienen, eigene Wohnung, glückliche Beziehungen, scheinbar perfekte Leben.
Aimis Leben dagegen definiert sich aus  Ausbildungsabbrüchen, Lücken im Lebenslauf, finanzielle Sorgen, diese ständige Angst, ihr Leben zu verpassen.
Und dann ihre Eltern, die nie aufgehört hatten, ihr das Gefühl zu geben, dass sie nie gut genug sei.

Sie war daran gewöhnt, sich kleinzuhalten.
An das Gefühl, fehl am Platz zu sein.
An dieses konstante „Du bist kompliziert, du bist schwierig, du bist anstrengend."

Aimi hatte gelernt, zu überleben.
Nicht zu leben.

Bis sie Liyori traf.
Eine Begegnung, die sich wie Schicksal anfühlte. Als würde das Leben doch einmal gut zu ihr sein.

Aimi hatte nie geplant, eine Frau zu lieben.
Ihre Eltern wollten immer, dass sie „einen guten Mann" findet. Jemanden, der „was aus sich macht". Jemanden, der das kompensiert, was sie ihrer Meinung nach nicht ist.
In allen Gesichtern, die sie anstarrten, glaubte sie denselben Ausdruck zu sehen: Enttäuschung.
Bis sie zum ersten Mal in Liyoris Augen schaute und sich alles änderte.

𝐀𝐥𝐥 𝐭𝐡𝐞 𝐓𝐡𝐢𝐧𝐠𝐬 𝐒𝐡𝐞 𝐬𝐚𝐢𝐝ミ★Where stories live. Discover now