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Seonghwa Pov

Der Polizist fuhr mich, San und Wooyoung ins Krankenhaus.
Dr. Jung kam gerade aus einem Behandlungsraum. Als er uns sah, blieb sein Blick sofort bei mir hängen.
„Seonghwa, ist alles in Ordnung?“

San stellte mich vorsichtig auf die Beine. „Er ist zur Schule gegangen… jemand hat ihn geschubst.“
Dr. Jung sah kurz zum Polizisten, der nur knapp nickte.

„Ja, Dr. Jung… ich hab mich dann mit dem Typen geprügelt – ich muss auf die Wache. Können Sie bitte meinen Eltern Bescheid geben?“
Wooyoung sah seinen Vater an. „Dad, ich geh mit San.“
Dr. Jung nickte ruhig. „Sei um 18 Uhr wieder zuhause.“
„Ja“, sagte Wooyoung – und beide verschwanden Richtung Ausgang.

Dr. Jung führte mich in einen Untersuchungsraum und wechselte meinen Verband.
„Es sieht schon besser aus, Seonghwa. Nicht mehr so schlimm wie gestern – das ist ein gutes Zeichen.“
Ich nickte nur. „Danke, Dr. Jung.“
„Die Wunden sind wieder aufgegangen und bluten ein wenig. Es wird noch ein paar Tage wehtun, aber es ist trotzdem besser als gestern. Ich geb dir frische Verbände und Salbe mit. Deine Mutter weiß Bescheid?“
„Ja.“

Er musterte mich kurz, dann nickte er. „Gut. Willst du dich krankschreiben lassen?“
„Nicht nötig. San hat dafür gesorgt, dass ich nicht mehr in diese Schule muss.“

Dr. Jung seufzte leise und lächelte.
„Gut. Ich bring dich nach Hause – es ist besser, wenn deine Mutter dich sieht. Außerdem… ich wollte euch mal zum Abendessen einladen.“

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Ich schloss die Tür zur Wohnung auf.
Meine Mutter saß schon am Küchentisch. Sie wirkte erschöpft, aber als sie mich sah, kam ein kleines Lächeln auf ihr Gesicht.
„Seonghwa…“
Ich senkte den Blick, zog die Jacke aus.

Dr. Jung blieb an der Tür stehen.
Meine Mutter stand auf und lächelte ihn freundlich an.
„Vielen Dank, dass Sie sich so gut um Seonghwa kümmern.“

Dr. Jung erwiderte das Lächeln.
„Frau Park, Seonghwas Wunden am Rücken sind besser geworden. Aber er wurde heute in der Schule geschubst, und sie haben wieder angefangen zu bluten. Ich habe ihm frische Verbände und Salbe mitgegeben. Bitte wechseln Sie sie regelmäßig.“

Meine Mutter nickte. „Vielen, vielen Dank.“

„Frau Park, ich weiß nicht, ob Seonghwa es erwähnt hat, aber er war ja schon einmal bei mir. Wenn Sie möchten, kommen Sie uns gerne besuchen. Meine Frau würde sich sehr freuen.“
Meine Mutter lächelte sanft. „Das ist sehr nett von Ihnen. Ich überlege es mir.“

Dr. Jung nickte und trat zurück. „Dann wünsche ich Ihnen beiden einen schönen Abend.“
„Ihnen auch – und danke nochmal“, sagte meine Mutter leise.

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Gegen 18 Uhr klingelte es an der Tür.
Ich öffnete – San und Wooyoung standen draußen. Wooyoung grinste, San sah ein bisschen genervt aus.
„Ich muss am Wochenende Strafarbeit machen… Kaffee servieren und die Wache putzen“, murmelte er.

„Tut mir leid, San.“

Meine Mutter kam aus der Küche und begrüßte sie freundlich.
„Hallo ihr zwei, wie geht’s euch?“

San zuckte mit den Schultern. „Mir geht’s gut. Und Ihnen?“
„Jaja, es geht“, antwortete sie lächelnd.

„Frau Park“, sagte San plötzlich, „Seonghwa muss nicht mehr in die Schule gehen. Die Polizei war dabei – sie kümmern sich jetzt darum.“
Meine Mutter nickte dankbar. „Danke, San.“

Er wandte sich zu mir. „Seonghwa, es ist nicht deine Schuld, dass ich das machen muss. Ich wollte dir helfen – und ich würd’s wieder tun.“

Ich sah ihn an und spürte, wie sich ein warmes Gefühl in mir ausbreitete.
Zum ersten Mal seit Langem hatte ich das Gefühl, dass jemand wirklich auf meiner Seite war.
„Danke… ich meine es so.“

San und Wooyoung nickten.
„Können wir hierbleiben?“, fragte Wooyoung.
Ich sah ihn an. „Du kannst… aber wir sind nicht so reich wie ihr.“
Wooyoung schüttelte den Kopf. „Juckt mich nicht.“

Ich lächelte und ging ins Wohnzimmer.
„Setzt euch hin.“
Sie setzten sich, ich blieb stehen.

San sah mich an. „Hwa?“

„Hm?“

„Hast du was von deinem Vater gehört?“

Ein Schatten legte sich auf mein Gesicht.
Meine Mutter kam herein und sah San an. Sie hatte es gehört.
Sie stellte das Essen auf den Tisch.

„Du hast eingekauft?“
Sie lächelte. „Ich hatte noch etwas Geld übrig.“
Ich nickte und sah wieder zu San.
„Nein, San, hab ich nicht. Aber ich bin froh darüber. Ich hoffe, er kommt nie wieder. Es geht mir viel besser, wenn er nicht da ist. Und ehrlich… ich fühl mich wohler ohne ihn.“

Meine Mutter lächelte leise und setzte sich neben San aufs Sofa.
„San, wie ist die Schule, auf die du gehst?“

San grinste. „Sie ist gut – sag ich mal. Ich mein, wer mag schon Lehrer? Aber so, wie Seonghwa hier behandelt wurde, sowas gibt’s bei uns nicht. Es gibt dort echt harte Strafen. Die Regeln sind zum Kotzen – ich hasse sie.“

Wooyoung lachte. „Aber du befolgst sie trotzdem.“

„Jap. Nicht so wie du.“

Wooyoung schlug San auf den Arm. „Yah!“

Mom lachte – zum ersten Mal seit Langem. Es machte mich glücklich, sie so zu sehen.

Ich nahm einen Stuhl und setzte mich rittlings drauf. „Was bekommst du für Strafen?“, fragte ich Wooyoung.

„Also bei meiner Englischlehrerin – ich hasse sie, sie ist echt ne Katastrophe – da musste ich mal nach dem Unterricht bleiben und so einen langen Text abschreiben. Und danach auch noch auf Koreanisch übersetzen. Nur, weil ich mit Yeosang geredet hab!“

San lachte. „Nur? Du redest so viel mit ihm, manchmal tut er mir leid, so wie du laberst.“

Wooyoung sah ihn beleidigt an. San grinste und küsste ihn kurz auf die Wange.

„Wenn ich was beim Direktor mache – zum Beispiel am Handy bin, wenn Unterrichtswechsel ist – dann muss ich den Schulhof sauber machen. Das sind die leichten Strafen. Wenn du schwänzt, dann… hast du drei Tage Handyverbot, musst es im Sekretariat abgeben und um 5:30 Uhr aufstehen, um den Schulhof zu reinigen.“

Ich grinste. „Musstest du das schon mal machen?“

San lachte. „Seonghwa, du weißt nicht, wie oft.“

„San, das stimmt gar nicht! Ich musste das nur zweimal machen!“

„Jaja, chill.“

„Jungs, kommt an den Tisch – das Essen wird kalt!“

Ich sah meine Mutter an. „Aber Mom, du isst mit.“
Sie nickte.

Wir setzten uns an den Tisch und aßen.
Sie hatte diesen Monat so viel gearbeitet, dass wir uns endlich wieder warmes, richtiges Essen leisten konnten.

Und zum ersten Mal seit Langem… fühlte sich alles ein bisschen nach Zuhause an.

Touch and TensionWhere stories live. Discover now