Kapitel 1

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„Nun Vic, kannst du mir meine Frage beantworten?“ Fragte mein Geschichtslehrer mich. Mit Schwung drehte ich mich um und lächelte ihn mit meinem unschuldigsten lächeln an.
„Ähm ja, also…“, „Ich höre?“ hakte Herr Norwood nach. „Nun ja, … ich weiß es nicht Herr Norwood. Es tut mir leid, wird nicht mehr vorkommen…“ antwortete ich beschämt. Die ganze Klasse war still und wartete auf das vorhersehbare - den Ausraster des Lehrers. Ich hielt den Blick gesenkt und wartete auch.
„Das reicht jetzt Vic! Ich kann das nicht mehr akzeptieren, wenn du sowieso nicht aufpasst warum bist du dann hier?! Bitte verlasse sofort den Unterricht!“
Ich wusste das es keinen Sinn hatte mit Herr Norwood zu diskutieren wenn er so aufgeregt ist wie jetzt in diesem Moment. Ich stand tonlos auf, nahm meine Sachen und stopfte sie in meine Tasche. Als Ich den Blick hob, traf ich auf den Blick von Sarah. Sarah sah mich mit einem vorwurfsvollen Blick an der schon mehr sagte als Worte es je hätten tun können. Ihr Blick sprach allein für sich, und ich wusste dass Sarah total sauer ist. Sarah, meine beste Freundin,  ist genau das Gegenteil von mir. Sie ist der Frieden in Person stellt niemals was Böses an und benimmt sich immer wie ein Engel, dagegen bin ich der totale Unruhestifter.
Ich (Vic) bin 16 Jahre alt und gehe in die 10-te Klasse, seit ich denken kann ist Sarah meine beste Freundin. Streit haben wir nicht oft, und wenn dann hält das nicht lange an denn Sarah kann nie lange sauer auf mich sein. Wäre Sarah nicht dann wäre ich bestimmt schon 10 mal von der Schule geflogen und mindestens 5 mal Sitzengeblieben, doch Sarah ist Vertrauens Schülerin und rettet mich jedes Mal indem sie auf die Lehrer einredet.
Doch jetzt hatte ich eindeutig den Bogen überspannt.
Nachdem ich das Klassenzimmer verlassen hatte und die Tür hinter mir schloss, kam ich gerade noch 5 Meter weiter dann setzte ich mich auf den Boden und lehnte mich gegen eine der Wände. Ich legte beide Hände auf die Stirn und dachte nach.
„Warum denn jetzt schon wieder? Wie soll ich das meinen Eltern erklären?!“  murmelte ich leise vor mich hin. „Alles nur wegen David, hätte er mich nicht wieder mal abgelenkt dann würde ich nicht hier sitzen…!“
„ Ohh, Selbstgespräche? Das kenn ich ja gar nicht von dir!“ kam eine Stimme ein paar Meter Aus einer Ecke, es war Mark. Und ich merkte sofort dass es sich das Lachen verkneifen musste, aber das klappte nicht, schließlich gab er auf und fing an zu lachen was das Zeug hält.

Mark ist aus einer Nebenklasse und ihn treffe ich fast jeden Tag hier draußen, ich hätte mir auch denken können dass er hier ist. Er ist mein bester Freund und hat ähnliche Probleme wie ich, er darf auch ständig das Klassenzimmer verlassen. Doch im Gegensatz zu mir macht er sich nichts draus und nimmt alles ganz locker.
„Na Schatzi, diesmal war David schuld?“ fragte er immer noch lachend.
„Naja du hast es doch eh gehört was fragst du dann noch?“ konterte ich genervt. Er kam auf mich zu, und setzte sich neben mich. „Vic, wir haben echt langsam ein Problem…“ sagte er dann. Ich guckte ihn verdutzt an, so kenne ich ihn gar nicht. Plötzlich stand er auf und reichte mir die Hand, ich nahm sie und er zog mich mit Schwung hoch. „Was hast du jetzt noch für  Fächer?“ „Im Moment Geschichte danach Mathe aber egal, lass uns gehen. Hast du deine Sachen?“ fragte ich ihn.
„Nö…“ antwortete er gelassen, jedoch kannte ich das alles schon. Ich guckte ihn fragend an. Er sagte dann grinsend: „Raum 1.23“, Ich marschierte geradewegs an ihm vorbei und blieb vor Raum 1.23 stehen, holte nochmal tief Luft und klopfte kurz. Es ertönte ein „Ja“ das der Lehrer rief. Ich öffnete die Tür. Alle starrten mich an. Ich überlegte kurz, es ist immer wieder dasselbe, und jedes Mal nehme ich mir vor das ich es besser mache idem ich mir die Ausrede vorher überlege und nicht erst dann wenn ich in der Tür stehe. Doch es war zu spät, wie immer…
Marks Mitschüler kannten mich schon, trotzdem sagten sie nichts. Ich guckte mich kurz um dann legte ich los: „Herr …“ und schon wars auch vorbei. Jana, eine Freundin,  kam mir zu Hilfe, da sie genau wusste was ich vorhatte. „ Herr Volk können sie mal bitte kommen…“ 
„Ach ja, Herr Volk: Mark hat gerade ein Anfall bekommen er brauch seine Tabletten“ rief ich hektisch in die Klasse. Mark der sich in einer Ecke ein paar Meter weiter versteckt hatte, bekam einen Lachkrampf.
Die ganze Klasse fängt auch an zu lachen, das war die schlechteste Ausrede die ich bis jetzt hatte. Das ist vielleicht Peinlich!
Herr Volk guckt mich an. Herr Volk ist einer der Lehrer die einem echt alles glauben, hab ich ein Glück heute. Der Lehrer beschwerte sich dann: „ Mensch Mädchen, was stehst du da denn noch rum! Hol die Tabletten die Mark so dringend braucht!“
Also ehrlich, damit hab ich nicht gerechnet, und nach einer kleinen verwirrungspause rannte ich schon los zu seiner Tasche. Mein Ziel: Tasche schnappen und bloß hier raus hier.
Jana stand auf und packte Marks Sachen zusammen die sie mir dann mitsamt Tasche entgegen warf. Ich sah es schon kommen… Jana wusste doch ganz genau dass ich nicht fangen kann! Ich bin der  tollpatschigste Mensch den man sich vorstellen kann, und dann erwartet sie von mir dass ich die Tasche fange?

Wumms, Die Tasche fiel mir in die Arme. Ich stutzte kurz, ich hatte die Tasche gefangen?
Ja das hatte ich!
Als ich wieder nach oben guckte, kam das was ich erwartet hatte.
Jana hatte Marks Flasche vergessen und Karl der auf der anderen Seite von Marks saß, hatte es bemerkt und sie geworfen.
Ich konnte nicht mehr weg, und es gab ein lautes klatschen als die Flasche gegen Marks  Tasche mit voller Wucht prallte. Karl hatte nicht gerade sachte geworfen und so taumelte ich nach hinten. Die ganze Klasse war still und viele hielten sich die Hand vor den Mund.
Ich konnte es nicht fassen, warum passiert mir das immer? Und dann noch in einer anderen Klasse, also meine Klasse ist das ja schon gewohnt aber doch nicht diese…
„AHH!“ rief ich mit ein bisschen Panik in  der Stimme und fiel dann nach hinten. Ich schloss die Augen denn ich wusste überhaupt nicht wo ich landen würde.
Der Fall war kurz, und wie ich es mir gedacht habe wird es noch peinlicher. Ich öffnete die Augen und musste feststellen dass ich auf Joeys Schoß gelandet bin. Ich guckte ihn an, und er musste grinsen. Er ist ein super Macho, und fühlt sich übertrieben toll. Gerade der hat mir noch gefehlt.
 „Ich wusste doch schon immer das du was von mir willst!“ bemerkte Joey immer noch grinsend.
Ich stand wortlos auf, und schnappte mir die Tasche die ich als ich gefallen bin fallen lassen hab. Dann drehte ich mich zur Klasse um und sagte: „Es tut mir leid wegen der Störung, aber ich denke jetzt gleich wird es Mark wieder besser gehen wenn er seine Tabletten bekommen hat.“ Wieder drehte ich um und lief zur Tür hinaus. Als ich die Tür schloss hörte ich noch wie die Stille in der Klasse brach indem alle anfingen  zu lachen, es dauerte auch einige Minuten bis der Lehrer sie wieder ruhig kriegte.
Draußen stand schon Mark und schaute mich an. „ Das hast du mal wieder ganz Klasse gemacht!“ sagte er dann und gab mir einen Kuss auf die Wange. Ich lief los ohne ihn zu beachten und er ging einfach fröhlich neben mir her. „ Eins musst du mir aber noch verraten: War das mit Joey Absicht?“ fragt er dann nach einiger Zeit. „MARK! Du kennst mich doch! Sah es vielleicht nach Absicht aus?!“ antwortete ich wütend.
„ Also ich bin enttäuscht von dir Vic, das müsstest du doch alles schon besser drauf haben! Solange wie du das jetzt schon machst…“ sagte er nachdenklich und versuchte abzulenken. Natürlich klappte es auch. „Es war eine Ausnahme, ich wollte in deiner Klasse auch mal für ein bisschen Abwechslung sorgen!“ sagte ich und war schon wieder relativ gut gelaunt.
Als wir das Schulgebäude verließen bemerkte Mark dann: „Zu wem gehen wir eigentlich? Zu mir oder zu dir?“, „Nee lieber zu dir, bei mir gibt’s stress wenn ich da ankomme und sie erfahren das ich wieder rausgeworfen wurde…“ antwortete ich zögerlich.
Wir liefen eine ganze Weile schweigend, bis mein Handy klingelte. Ich holte es aus meiner Hosentasche, und stellte fest dass ich die Nummer nicht kannte. Mark streckte die Hand aus, als ob er Gedankenlesen konnte, ich gab ihm daraufhin das Handy und er starrte auf das Display.
„Oha, Vic! Dreimal darfst du raten wer da anruft!“ sagte Mark. „ Haha Mark, der war gut. Wenn ich die Nummer nicht kenne wie soll ich es dann wissen?“ entgegnete ich. „Es ist Joey“ antwortete er dann lässig. Schockiert guckte ich ihn an. „Und wo hat der dann meine Nummer her?“, „Keine Ahnung woher soll ich das denn wissen?“ entgegnete er.
Ich riss ihm dann das klingelnde Handy aus der Hand, und drückte auf den grünen Hörer.
Mark hatte schnell geschaltet und stand mit seinem verführerischsten Hundeblick vor mir. Ich wusste was er wollte und formte dann mit dem Mund die Worte: „ Wehe du bist nicht leise!“. Gleichzeitig drückte ich dann auf die Lautsprechertaste meines Handys.
Danach setzte ich ein Lächeln auf und sprach in mein Handy hinein:
„Hallo?“
„Hay, hier ist Joey! Ich wollte nur mal fragen ob es Mark besser geht.“
„Ähm, ja. Ihm geht es ganz super. Und ich wollte nur mal fragen wo du meine Nummer her hast?“
„Naja… Es war Jana.“ Gab er kleinlaut zu. Kleinlaut? Hatte etwa ich, Joey den coolsten Typen der Schule in Verlegenheit gebracht? Also, er spielt sich zu mindestens so auf als wäre er der coolste. Für mich jedoch ist er ein Arsch.
„Diese miese kleine Verräterin…“ murmelte ich dann Geistesabwesend.
„Einfach so wollte sie es mir jedoch aber nicht sagen, deshalb musste ich ihr erst versprechen einmal mit ihr Eis essen zu gehen!“ bemerkte er dann. „Tja ich bin halt doch unwiderstehlich!“ redete er einfach weiter ohne mir die Chance zu lassen irgendetwas einzuwenden.  Ich ging nicht auf sein billiges Kommentar ein und sprach einfach weiter: „ Nun ja, es ist jetzt eh zu spät. Was willst du noch?“
„Ich dachte mir da es Mark schon wieder besser geht könnten wir beide zusammen noch was unternehmen. Wo bist du?“ fragte er dann
ich antwortete einfach ohne mir was dabei zu denken: „ Im Moment im Stadtpark, aber ich bin auf dem Weg zu Mark.“
„Gut, warte dort wo bist. Bin gleich da!“ sagte er noch, und legte auf.




Wenn Liebe tödlich ist - zwischen Liebe und  HassWo Geschichten leben. Entdecke jetzt