Kapitel 1.

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Im letzten Jahr die Schule zu wechseln ist wirklich der Horror, normalerweise, allerdings nicht für mich. Es war bereits mein siebter Schulwechsel, ich hatte also bereits Routine darin. Freunde hatte ich daher eher kaum. Eine Konsequenz, wenn man ständig den Wohnort wechselt. Irgendwann hatte ich es einfach aufgegeben mir welche zu suchen. Mein Aufenthalt war ohnehin meist nur für eine gewisse Zeit, also waren Freunde irgendwie Zeitverschwendung.

Warum es uns diesmal in diesen provinzlerischen Ort gezogen hatte, ist mir ein Rätsel. Mein Dad war der Ansicht gewesen, es wäre an der Zeit sesshaft zu werden. Aber ausgerechnet hier? Hier gibt es nichts außer ein paar Bäumen hinter unserem Haus. Okay, das ist vielleicht etwas übertrieben, aber ziemlich nah dran. Es gibt eine kleine Einkaufspassage für die nötigsten Dinge im Leben, eine Bibliothek, eine Polizeistation und die örtliche Highschool, aber das war es dann auch schon. Wirklich, hier herrscht absoluter Totentanz. Es ist so ruhig, dass es fast beängstigend ist. Ich vermisse jetzt schon die Großstadt, dabei sind wir gerade erst vor ein paar Wochen hierhergezogen. Mein Dad hatte einen Job an der Universität in der Nachbarstadt angenommen, er lehrt dort Geschichte und Psychologie und irgendwelchen Mythenzeugs.

Und ich? Nun ja, ich werde einfach versuchen, mein letztes Highshooljahr zu überleben.

»Ich wünsche dir einen wundervollen ersten Schultag.« Mein Dad ließ es sich natürlich nicht nehmen mich zur Highschool zu fahren und setzt mich direkt vor dem Eingang ab, was mir einige amüsierte Blicke einbringt. Danke dafür. Mit gesenktem Kopf schlängle ich mich zwischen den Schülern hindurch. Mein erster Weg führt mich direkt zur Anmeldung. Hinter einem schweren Schreibtisch sitzt eine Frau mit strengem Dutt und einer runden Brille. Auf einem kleinen Schild steht der Name Dickens. Sie sieht von ihren Unterlagen auf und lächelt mich freundlich an.

»Guten Tag ich bin Therasia Libra, ich bin neu hier«, stelle ich mich vor. Die Dame nickt wissend, sie hat mich offensichtlich schon erwartet. Hier kommen sicher nicht alle nasenlang neue Schüler an. Was wohl bedeutet das ich für die nächsten Tage beäugt werde, als hätte ich zwei Köpfe.

»Hallo Theresa, ich bin Miss Dickens. Ich habe hier deinen Stundenplan und einen Gebäudeplan.« Ich unterdrückte den Impuls, sie bezüglich meines Namens zu korrigieren und nehme die Papiere dankend entgegen. Ich werfe einen Blick auf den Stundenplan, um zu sehen, was als erstes Fach ansteht. Mathematik, kann es noch schlimmer kommen? Ich suche das Klassenzimmer und blieb etwas unentschlossen davor stehen, als ich es endlich finde. Schüler schieben sich an mir vorbei, um pünktlich zum Unterricht zu kommen. Ich atme tief durch und betrete den Raum. Der Lehrer, dessen Name laut Stundenplan Meyers ist, sitzt an seinem Tisch und versucht, die Klasse zur Ruhe aufzufordern. Was wirklich ein hartes Stück Arbeit zu sein scheint, denn er braucht dafür drei Anläufe.

»Bitte setzen Sie sich, ich würde gerne mit dem Unterricht beginnen.« Die Schüler huschen auf ihre Plätze, nur ich stand immer noch etwas unbeholfen im Türrahmen, unschlüssig darüber ob ich bleiben oder wieder gehen soll. Ich hasse es, die Neue zu sein. Einige Schüler musterten mich neugierig, andere nehmen mich gar nicht erst war. Mister Meyers entdeckt mich und winkt mich zu sich heran.

»Und Sie sind?«, fragte er mit nicht besonders viel Interesse, ich reichte ihm den Zettel, den ich bei der Anmeldung bekommen hatte und stelle mich höflich vor.

»Therasia Libra«, er nickte und lächelt freundlich.

»Okay, Theresa setzen Sie sich doch zu Lydia.« Wenigstens verlangt er nicht, dass ich mich der ganzen Klasse vorstelle, denn das war etwas, was ich noch weniger mochte als Mathematik. Auch ihn weise ich nicht daraufhin das mein Name Therasia ist. Ich bin es gewohnt, dass es kaum jemand richtig aussprach, weshalb ich mich meistens als Tess vorstelle. Ein Mädchen mit langen roten Haaren hebt die Hand und signalisiert mir damit, dass sie wohl Lydia ist. Ich rutsche auf den freien Platz neben ihr.

You and MeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt