141 | Familie

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"Die größte Eroberung ist die,
das Herz eines Menschen zu gewinnen."
~ Napoleon

ARAS

„Wo warst du so lange, mein Herz?" fragte ich meine Freundin, als sie endlich nach Hause kam. Ich nahm ihr die Tüten ab. „Ich habe unten jemanden getroffen."

„Hat sich jemand an meine schöne Freundin herangemacht?" fragte ich belustigt und gab ihr einen Kuss auf die Lippen. Liz war die schönste Frau, die ich je gesehen hatte. Ihre strahlenden blonden Haare, ihre blauen Augen, ihre Lippen, ihre Haare und ihr Duft – alles an ihr war perfekt.

„Ich habe meinen Chef getroffen."

„Dein Chef?", ich runzelte verwirrt die Stirn, aber es dauerte nur einen Moment, bis ich verstand, worauf sie hinauswollte. „Er ist also zurück."

Sie nickte. „Was hat er gesagt?", ich versuchte ruhig zu bleiben, denn natürlich würde er herkommen und nach Cécilia suchen.

„War er alleine? Sah er in Ordnung aus?", ich hasste mich dafür, dass ich mir Sorgen um ihn machte, denn so sollte es nicht sein. Liz grinste und begann, die Tüten auszupacken. „Wie Herr Desmond eben. Er hatte längere Haare und wirkte teilweise müde. Er lässt dich grüßen."

„Seinen Gruß kann er sich sonst wohin stecken."

Liz legte das Obst auf den Tresen und neigte den Kopf zur Seite. Sie lächelte und ihre Augen strahlen dabei. „Er ist immer noch dein Bruder. Ich weiß, dass du ihn vermisst."

„Unsinn," sagte ich und griff nach der vollen Einkaufstüte. „Aras," sagte Liz lächelnd, hielt meine Hände fest und zwang mich, in ihre Augen zu schauen.

„Findest du nicht, dass jeder Mensch eine zweite Chance verdient? Es geht hier um Devin und dich. Ich sehe, dass du Cécilia beschützen möchtest, und das ist unfassbar süß von dir, aber ihre Liebe ist kompliziert. Sie hatten so viele Tiefen und Höhen. Lass es ihre Sache sein."

Sie legte ihre Hand auf meine Wange und küsste mich sanft. „Sie werden noch so viel streiten, sich gegenseitig an die Haare gehen, und wir dürfen uns nicht einmischen. Es ist ihre Sache."

„Ich mische mich ein, wenn es eskaliert," sagte ich seufzend, aber Liz hatte recht. Ich konnte nicht verhindern, dass er Cécilia sieht und um sie kämpft. Insgeheim wollte ich, dass er für Cécilia kämpft und seine Fehler wiedergutmacht.

[...]

„Kann ich mich setzen?" Ich hörte die Stimme meines ehemaligen Bruders, meinem besten Freund. Ich hielt inne. Meine Muskeln spannten sich an. „Liz hat mir gesagt, dass ich dich hier finde."

Zu Hause würde ich mich mit ihr deswegen streiten.

„Ja," murmelte ich, und er setzte sich neben mich auf den Hocker an der Bar. Ich blickte kurz zu Devin. Er sah, wie Liz es gesagt hatte, erschöpft und müde aus. Dunkle Augenringe, unrasierter Bart und tatsächlich längere Haare. Mein Herz zog sich aus leichter Besorgnis zusammen. Mistkerl. Wahrscheinlich schlief er wieder nicht und verbrachte die Nächte mit Nachdenken.

„Was darf ich Ihnen bringen?", fragte der Barkeeper und bevor ich irgendwas sagen konnte, bestellte Devin.

„Zweimal den besten Scotch, den Sie haben," antwortete Devin, ohne auf die Karte zu schauen. Er reichte seine schwarze Kreditkarte über den Tresen.

Ich schüttelte leicht grinsend den Kopf. Über Geld musste sich Devin nie Sorgen machen, denn davon hatte er sowieso viel zu viel. Vor zehn Jahren, als Devins Sicherheitschef gestorben war, hatten sich unsere Wege gekreuzt. Er brauchte dringend jemanden, der sich um die Geschäfte kümmerte und da war ich. Ab dem Tag an war ich jeden Tag für Devin Desmond da. Zu dem Zeitpunkt hatte mich eine geheime Firma für Devin eingestellt, aber schnell hatte ich meine eigene Firma aufgebaut, mit Devins Hilfe. Unser Verhältnis lief immer ohne Probleme, wir waren einfach.

Devin war immer ein kalter Mann, unfreundlich und viel zu oft schlecht gelaunt, aber wir waren ein gutes Team. Wir lachten zusammen. Wir machten zusammen Sport, schauten zusammen Fußball, und mit der Zeit wurden wir Freunde, dann auch Familie.

Die Bar füllte sich immer mehr, es herrschte hier genug Lärm, doch die Luft zwischen uns war unfassbar dick. Ich leerte mein Glas und wollte gerade ein zweites bestellen, aber Devin fing an zu sprechen. „Es tut mir leid."

Ich rollte die Augen. „Können wir bitte etwas Stärkeres haben?", doch diesmal reichte ich meine Karte, denn ich wollte es nicht auf mir sitzen lassen, dass er ausgab.

„Ich konnte dein Leben nicht nochmal gefährden," fuhr er fort.

„Du hättest mir von deinem Plan erzählen müssen, aber stattdessen hast du mit Arin gearbeitet und mir vermittelt, dass du mir nicht vertraust," entgegnete ich ihm und sah nun das erste Mal richtig in seine Augen. Ich versuchte, die dunklen Ringe unter seinen Augen zu ignorieren. Er war nicht mehr mein Bruder.

„Aras Kara, dir nicht vertrauen? Ich habe dir Cécilia anvertraut. Sie ist mein ganzes Leben." Ich nickte spöttisch lachend. „Das habe ich ihr auch gesagt, aber."

„Nichts aber, Aras. Natürlich ist Arin mein Freund, aber er ist nicht du. Niemand kommt an dich ran, nicht ein Arin oder Aléx.", unterbricht er mich rasch.

Devin Desmond wusste, wie er die Menschen um sich herum perfekt manipulieren konnte. Er konnte schon immer mit Worten umgehen. Er sprach nie viel, aber wenn er sprach, dann wusste er ganz genau, was er sagen musste.

„Ich habe Cécilia versprochen, dass ich sie vor dir beschützen werde," sagte ich ehrlich und führte das Glas an meinen Mund. „Und das werde ich, Devin. Sie ist nicht nur dir wichtig. Sie ist mir ans Herz gewachsen. Cécilia ist wie meine Schwester geworden.", ich schaute gerade vor mich hin auf die Theke. Ich vermied jeglichen Augenkontakt mit ihm.

„Und ich bin nicht mehr dein Bruder?" fragte er mich seufzend. „Nein," sagte ich kühl. „Wir können auch mehr zusammenarbeiten, wenn es das ist, was du willst."

„Du bist so eine Dramaqueen.", er atmete gedämpft aus. „Wer spricht hier von Zusammenarbeit, Aras? Du bist meine Familie, mein Bruder."

Devin trank sein Glas leer. „Ich kann dich zu nichts zwingen, Aras, aber ich werde sowohl für Cécilia als auch für dich kämpfen. So einfach gebe ich euch nicht auf. Du kennst mich."

„Du verstehst es nicht," fing ich an und sah ihm ins Gesicht, doch Devin schüttelte seinen Kopf. „Nein, mein Bester. Du willst es nicht verstehen."

„Es gibt keinen Menschen auf diesem Planeten, dem ich mehr vertraue als dir. Abgesehen von Cécilia, aber sie ...", sein Mundwinkel zuckte nach oben. „Sie müsste nur meinen Namen sagen, und ich würde ihr alles geben. Ich konnte dich nicht wieder in meine dreckigen Angelegenheiten reinziehen."

Ich war eigentlich nie nachtragend, aber es gibt nicht viele Menschen in meinem Leben und die, die in meinem Leben sind, möchte ich für immer halten.

„Du hättest mich verhindert. Du hättest gesagt, dass du für mich ins Gefängnis gehst, aber du hast auch ein Leben. Du hast jetzt Liz. So viele Menschen zählen auf dich. Während ich drin war, brauchte ich jemanden draußen, und niemand kann dir das Wasser reichen."

Ich blickte in sein Gesicht. „Hätte ich auch."

„Siehst du.", er grinste und bestellte ein Wasser. „Ich muss nüchtern bleiben."

Ich grinste. „Wieso?"

„Cécilia wird später kommen," antwortete er und lächelte zufrieden.

Ich wollte nachfragen und der Sache auf den Grund gehen, aber ich ließ es sein und dachte an die Worte meiner Freundin. Ihre Liebe ist kompliziert. Sie hatten so viele Tiefen und Höhen. Lass es ihre Sache sein.

„Ich bringe dich um, wenn sie deinetwegen unglücklich wird.", dennoch wollte ich ihm zeigen, dass auch wenn er zurück ist, dass ich immer für Cécilia da sein werde.

„Sind wir wieder Freunde?"

„Freunde?", ich runzelte die Stirn. „Ich dachte, wir wären eine Familie. Außerdem, warum bist du noch hier? Gibt es nicht eine Frau, die du zurück erobern musst? Verschwinde jetzt, Desmond."

~
Ich liebe Aras und Devin :)

DEVIN DESMONDWo Geschichten leben. Entdecke jetzt