135 | Lovely und das Biest

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"Fairytales are meant to be shared."
~ Belle in the beauty and the beast

CÉCILIA

„Er hat dir einen Brief hinterlassen und sagte, dass du ihn von alleine finden würdest."

Ich blickte in seine Augen. „Was für ein Brief?"

Aras schüttelte seinen Kopf. „Ich weiß es nicht."

„Wusstest du es?", fragte ich und er schüttelte seinen Kopf. „Nein. Er hat mich heute Morgen angerufen und gesagt, dass du mich brauchen würdest."- ich brauchte einzig und alleine ihn. „Mehr als das weiß ich nicht. Ich wollte zu ihm, aber er bestand darauf, dass ich nach dir sehen soll."

Ich nickte nur und ging in unser Schlafzimmer.

Meine Augen füllten sich erneut. Ich ließ meine Augen durch den Raum wandern. Mein Blick fiel auf den Sessel, der gegenüber von dem Bett stand. Mein Herz machte einen kleinen Sprung. Auf dem Sessel hatte er mir gesagt, dass er mich liebt. Das erste Mal hatte er hier die acht Buchstaben, die drei Wörter laut ausgesprochen.

Ich schob den Sessel zur Seite. Und wie erwartet lag der Brief darunter. Ich traute mich nicht ihn zu öffnen, denn die vier Wörter auf dem Umschlag durchbohrten mein Herz bis ins kleinste Loch.

An mein wunderschönes Lovely....

Ich saß stundenlang auf dem Boden.
Vor dem Brief, der immer noch ungeöffnet von mir lag. Die Sonne ist schon untergegangen, aber der Mann meiner Träume ist nicht gekommen.

Er ist nicht nachhause gekommen.

Und ich wusste die ganze Zeit über, dass er nicht kommen würde, aber ich habe den ganzen Tag darauf gewartet.

Wie eine Verrückte wollte ich, dass er durch diese verdammte Tür kommt und Lovely sagt, dass er zu mir kommt, aber nicht der gleichen ist passiert.

Ich wollte nicht, dass es hier aufhört.

Die Geschichte von Lovely und das Biest durfte nicht hier enden.

An mein wunderschönes Lovely. Immer wieder blickte ich auf diese vier Wörter, doch ich traute mich nicht, in den Brief hineinzuschauen. Ich wollte mich noch nicht mit der Realität auseinandersetzen. Dafür fehlte mir die Kraft und Energie. Ich wollte die Wörter auf dem Papier nicht sehen. Einerseits wollte ich weinen und schreien, andererseits wollte ich nichts tun und einfach für immer hier auf diesem Boden sitzen, aber das ging nicht.

Egal, ob ich wollte oder nicht. Das Leben geht weiter.
„Darf ich hereinkommen?", ich blickte in Aras Gesicht. Er stand im Türrahmen und sah unfassbar erschöpft aus. Wir machten beide das Gleiche durch. Wir hatten beide einen Menschen verloren, den wir mehr liebten als alles andere, aber ich war nun komplett auf mich alleine gestellt. Er war mein Ein und Alles. Ohne Devin war ich verloren und einsam. „Ja."

Aras setzte sich neben mich auf den Boden. „Hast du ihn gelesen?", fragte er mich und lehnt seinen Rücken ans Bett. Ich schüttelte langsam meinen Kopf. „Ich habe mich nicht getraut."

„Er liebt dich mehr. Mir hat er keinen Brief hinterlassen.", ein kleines Lächeln schlich sich auf seine Lippen und für einen Moment schaffte er es auch mich zum Lachen zu bringen.

„Ich habe es dir immer gesagt, Aras. Ich war seine Nummer 1."

„Du bist es immer noch.", er lächelt mich an. „Das weißt du."

„Hat er sich gestellt?", fragte ich und wechselte das Thema. Aras nickte seufzend. „Für alles?"

„Für alles.", antwortete er kaum hörbar.

Meine Augen füllten sich wieder. „Das bedeutet, dass er lebenslänglich im Gefängnis sein wird, wenn er sich für alles gestellt hat."

Aras antwortete nicht darauf und ich legte mein Kopf an seine Schulter. „Danke, dass du hier bist, aber du musst nicht auf mich aufpassen, weil er es gesagt hat."

„Ich passe nicht auf dich auf, Cécilia. Du bist keine Frau, auf die man aufpassen muss. Ich bin für dich da wie ein großer Bruder oder ein guter Freund.", sagte er ausatmend und wischt sich über sein Gesicht. Ich konnte aus dem Augenwinkel seine Tränen sehen. „Wir haben nur noch uns. Deswegen werde ich immer für dich da sein."

„Ich möchte weg von hier. Aus diesem Haus, aus dieser Stadt und aus diesem Land.", ich spielte mit meinen Fingern. „Ich kann nicht hier bleiben." - all die Erinnerungen an uns in Marseille würden mich fertig machen, wenn ich hier bleiben würde.

„Und woran denkst du?"

Ich zuckte mit meinen Schultern. „Ich weiß es nicht. Weit weg. Raus aus Europa."

„Ich regele alles.", er lächelt mich sanft an, während ihm eine Träne die Wange herunterlief. „Du hast hier ein Leben, Aras. Deine Schwester und Liz."

Seine Hand legt sich auf meine. „Wir sind eine Familie, Cécilia."

Meine Familie war aber einzig alleine Devin Desmond.

„Vielleicht nehmen Sie mich auch fest. Ich bin seine Frau.", stellte ich fest. Aras schüttelte seinen Kopf. „Er hat dafür gesorgt, dass alle Anschuldigungen gegen dich mit sofortiger Wirkung fallen."

„Dafür sorgt er?", ich lachte spöttisch auf. „Aber über die all Dinge konnte er auch einfach Gras wachsen lassen und..."

„Er wollte keine Geheimnisse mehr.", sagte Aras und zuckte mit seinen Schultern. „Er hat irgendwas von Geheimnissen, Lügen und offenen Karten gesagt."

Offene Karten, keine Lügen und Geheimnisse.", murmelte ich und Aras schaut mich an. „Ja genau so hat er es gesagt."

„Das war immer unsere Abmachung."- und ich hätte niemals gedacht, dass ich ihn wegen unserer eigenen Abmachung hassen würde. Von mir aus hätte er diesmal lügen und Geheimnisse haben können.

„Denkst du, dass ich ihn sehen kann?"

Aras zuckte mit den Schultern. „Ich weiß es nicht. Du bist gesetzlich seine Ehefrau. Es sollte nichts dagegen sprechen."

„Kannst du die Anwälte, um ein Gespräch bitten?"

Aras steht auf und reicht mir seine Hände, um mich hoch auf die Beine zu ziehen. „Natürlich. Ruhe dich etwas aus. Vielleicht kannst du ihn morgen sehen. Ich werde die Anwälte sofort kontaktieren und nach Informationen fragen.", lächelt er als ich vor ihm stand.

„Wieso gehen wir nicht zur Kanzlei? Er fühlt sich bestimmt alleine...", sagte ich und hielt augenblicklich inne. Devin hatte mich auch alleine gelassen und ich dachte wie eine Verrückte an ihn und sein Wohlbefinden. „Die ganze Presse ist dort, dass wäre nicht so eine gute Idee."

„Ist mir egal.", einatmend strich ich meine Haare zurück. „Ich möchte Devin Desmond ein letztes Mal in die Augen schauen, bevor ich das Land verlasse."

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DEVIN DESMONDWo Geschichten leben. Entdecke jetzt