Kapitel 2

29 4 0
                                    

"In 5 Minuten ist Feierabend!", feiert meine Kollegin Aurora leise, sodass unser Chef ihre heimliche Vorfreude auf die Nacht nicht mitbekommt. Ich gucke ebenso hibbelig auf die Uhr und sehe, wie der Minutenzeiger sich um eine Minute verschiebt. Noch 4 Minuten! Aurora flitzt plötzlich schnell durch die Hintertür, als unser Chef uns mahnend beäugt. Oh, ich glaube er hat unseren kleinen Jubel mitgehört. Arsch, er kann ruhig empathischer sein und Mitgefühl haben! Der heutige Arbeitstag war eine reine Plage, umso mehr freue ich mich dadurch auf meinen freien Tag morgen. Keine Uni, keine Bibliothek, keine Arbeit. Ich habe einen freien Tag für mich, nach unzähligen Wochen endlich. Ich feier dies mit meiner Kollegin Aurora und meinem besten Kollegen Nate, indem wir heute Nacht ausgehen. Ich freue mich sehr auf den Abend, da ich seitdem ich in New York bin, selten ausgegangen bin. "Der Club wird so voll sein, ich weine gleich vor Freude.", flüstert mir Nate heulend ins Ohr, weswegen ich ein lautes Lachen zurückhalte.

Ich liebe Nate. Er und seine aus Kanada kommende Mama sind so liebe Menschen. Ich habe ihn ein paar Mal nach Hause gebracht, da er anfangs noch kein Auto hatte und er zu Fuß 40 Minuten hätte gehen müssen. Dadurch habe ich auch seine Mutter kennengelernt, der ihre Hände gesegnet wurden mit der Kraft, gutes Essen herzaubern zu können. Ich vergöttere sie. Durch nette Autofahrten und unseren Kaffeeklatsch, sind Nate und ich sehr gute Freunde geworden. Das ist echt eine Sensation, da ich nicht viele Freunde habe. Ich gebe zu, meine Art gefällt nicht jedem und das kann ich verstehen. Ich bin einfach manchmal eine arrogante, selbstsüchtige Bitch. Und durch Nate's Freundschaft ist eines meiner größten Träume in Erfüllung gegangen. Ich habe einen schwulen Kumpel! Dadurch, dass Nate homosexuell ist, ist irgendwie unsere Bindung noch enger, weil wir über dieselben heißen Typen ständig reden und er mir immer von seinen Dates erzählt. Ich lasse ein leises Kichern beim Abwischen der Tische raus, da er einfach die lustigste Person ist, die ich kenne. Er bringt mich jedes Mal zum Lachen und ist ein guter Zuhörer, was mir sehr wichtig in einer Freundschaft ist. Ich sehe, wie er sich einen Lappen hinter der Theke schnappt und den Tisch neben mir sauber wischen kommt. "Je schneller wir sind, desto länger können wir uns fertig machen.", meint er und ich nicke belustigt.

"Ist der Club wirklich so bekannt?", frage ich interessiert und er lässt den Lappen fallen und guckt mich schockiert an. Was? Ich habe doch eine ganz normale Frage gestellt? Ich gucke etwas skeptisch, doch er fasst sich ans Herz und fängt gleich an loszuheulen. "Meine Liebe, bist du noch Jungfrau?", möchte er mit voller Ernsthaftigkeit wissen, was mich überfordert, da ich mit dieser spontanen Frage nicht gerechnet habe. "Nein." "Hattest du schon oft Sex?" Ich schüttle mit dem Kopf. Inwiefern bringt uns diese Frage jetzt aber weiter? "Gehst du oft aus?" Erneut schüttle ich mit dem Kopf. "Hier jedenfalls nicht.", füge ich hinzu. "Okay, ich hoffe das hat deine Frage beantwortet." Er wischt weiter und ich runzle mit der Stirn. Nein, ich blicke nicht durch. "Was?", bringe ich nur hervor und er fängt an zu lachen. "Liebes, du bist keine Clubgängerin und noch eine halbe Jungfrau. Natürlich hast du dann keine Ahnung von den Clubs hier, geschweige denn von anderen bekannten Orten.", erklärt er mir und ich gucke wenig begeistert.

Denkt er etwa ich bin zu vanilla für Clubs?

Dass ich nur eine Leseratte bin, die abends Obst isst und sich Liebesfilme reinzieht? Naja, du liegst nicht ganz falsch damit. Es geht mir ums Prinzip! "Denkst du ich bin zu ernst und zurückhaltend für Clubs oder was?", frage ich herausfordernd und er hebt abwehrend die Hände. Dabei kleben wenige Krümel an seiner Innenhand. "Um Gottes Willen! Du bist die heißeste Frau, der ich je begegnet bin im Leben!" Ich lache leise vor mich hin aufgrund seiner Angst und Ehrlichkeit. "Ich sage nur, dass es mich nicht wundert, dass du keine Ahnung vom Paradise Club hast, wenn du hier selten ausgehst, nicht viel körperlichen oder auch allgemeinen Kontakt hegst mit anderen und dadurch die Möglichkeit misst neue Leute kennenzulernen und mit diesen Clubs zu besuchen, wie es übliche New Yorker tun, du nur Geschichtsbücher liest und nichts vom echten NewYorker-Citygirl Leben mitbekommst. Du kapselst dich ein wenig vom Leben hier ab, finde ich." Oh wow. Das war eine lange Erklärung. Größtenteils klingt sie plausibel, aber manche Punkte kann ich nicht nachvollziehen, weswegen ich fraglich schaue.

You've reached the end of published parts.

⏰ Last updated: Jun 06 ⏰

Add this story to your Library to get notified about new parts!

Bean & Brew Where stories live. Discover now