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Jeden Morgen ist es für Kenma eine Qual, aufzustehen.
Bis in den frühen Morgenstunden zockt er immer und geht dementsprechend 6:00 Uhr schlafen und steht am späten Nachmittag auf. 
Essen, Duschen, Zähne putzen, aufräumen und aufzustehen. All das erschwert Kenma, was für andere selbstverständlich ist. 

Wie jeden Nachmittag starrt Kenma gefühlt eine Ewigkeit an die Decke und starrt Löcher in die Luft. 
Ein weiterer Tag denkt sich Kenma immer wieder. 
Das Vibrieren seines Handys wirft Kenma aus seinen Gedanken. Seufzend setzt sich der Junge auf und greift nach seinem Handy. 
Kuroo... Wie jeden Nachmittag schreibt er. Vielleicht um sicherzugehen, dass Kenma aufsteht...oder überhaupt noch lebt. 

16:06 
Kuroo: Bist du aufgestanden? 

16:08 
Kenma: Äußerlich Ja. Innerlich Nein. 

16:09 
Kuroo: Beweg deinen Hintern endlich aus dem Bett.

Kenma konnte regelrecht den Seufzer von Kuroo hören. Er wusste, dass sein Freund recht hatte.. Nur ist es für Kenma schwer überhaupt zu leben. 
Am liebsten würde Kenma liegen bleiben und zocken. Was er schon jeden Tag macht, aber manchmal verlässt er auch dazu das Bett. 

16:11 
Kuroo: Komm schon. Es ist Zeit, Kenma. Und lüfte verdammt nochmal dein Zimmer. 

Jetzt ist Kenma derjenige, der seufzt. 

16:12
Kenma: Was auch immer du sagst, Mama. 

Kuroo sendet ein Sticker mit einem Mittelfinger darauf. Kenma lächelt leicht und wirft dann sein Handy am Ende des Bettes hin. 
Langsam erhebt sich Kenma und geht zum Fenster rüber. 
Das letzte Mal vorletzte Woche wurde gelüftet. Es ist wirklich an der Zeit zu lüften. 
Kenma öffnet das Fenster und sofort kommt ihn einen Windzug entgegen. Und trotzdem ist eine angenehme Wärme draußen. 
Er blickt aus dem Fenster und genießt für einen kurzen Moment die Stille und das Streicheln des Windes. 
„Halloooooooooo”, hört Kenma plötzlich jemanden rufen. 
Sofort zuckt er zusammen und schaut hinunter. Jemand steht unten vor der Haustür seines Hauses. 
Ein Rotschopf. Jemand, der über beide Ohren strahlt und wie ein irrer winkt. 
„Ich bin es! Hinata Shōyō und wir sind Klassenkameraden, erinnerst du dich? Wir gehen in die gleiche Klasse. Ich bringe dir die Aufgaben!” 
Aufgaben? Bisher hatte niemand etwas vorbeigebracht. Kenma hatte sich nicht sonderlich beliebt gemacht. 
Und niemand kümmert sich um einen Schwänzer. 
„Halloooo?”, ruft Hinata nochmal. 
„Verschwinde”, murmelt Kenma undeutlich. 
„Was? Was hast du gesagt?” 
„Ich sagte, verschwinde”, sagt Kenma noch einmal und geht einen Schritt zurück, aber durch das laute Warte, was Hinata brüllt, hält Kenma inne. 
Hinata hält einen braunen Umschlag hoch. 
„Die Aufgaben! Kommst du sie holen oder...?” 
„Briefkasten. Wirf sie durch den Schlitz und dann verschwinde” 
Hinata schaut Kenma für einen Moment an, aber dann strahlt er wieder. 
Er steckt den Umschlag in den Briefkasten durch die Tür und schaut nochmal hoch, aber Kenma ist bereits verschwunden und hat das Fenster geschlossen. 

Kenma hat sich wieder aufs Bett gesetzt und atmet tief ein und aus. Was für ein komischer Kerl... Warum bringt er überhaupt Sachen vorbei? 
Kann ihm doch egal sein... 

Und Hinata kam am nächsten Tag mit einem neuen Umschlag vorbei. Am darauffolgenden Tag auch. Auch in den nächsten zwei Wochen kam Hinata täglich vorbei. 
Auch wenn es regnet oder zu heiß draußen ist. Hinata steht immer dort und bringt Kenma die Umschläge vorbei. 
Sie haben nie wirklich miteinander gesprochen, da Kenma ein Gespräch immer ausgewichen ist. 

Am späten Abend sitzt Kenma vor sein Handy. 

23:20
Kenma: Es ist nervig.. 

23:21
Kuroo: Wegen diesen Hinata? Sehe es positiv, so verlierst du den Anschluss nicht, Kenma. 

Nur hatte Kenma keinen einzigen Umschlag geöffnet. Der heutige Umschlag liegt direkt neben Kenma und etwas in ihm wehrt sich dagegen es zu öffnen. 
Seine Angst gewinnt immer. 
Kenma schließt für einen kurzen Moment seine Augen. Für den Moment sammelt er seine Gedanken und genießt die Stille. 
Seine Hand wandert vorsichtig zum Umschlag. 
Langsam öffnet Kenma den Umschlag und in dem Moment fällt eine kleine Notiz aus dem Umschlag. 
„Was?”, er nimmt die Notiz und darauf steht eine Telefonnummer und dazu ein kleiner Text: Hinata Shōyō hier! ;) 
Wäre echt wahnsinnig cool, wenn wir schreiben würden! Da du kein guter Redner bist, bist du vielleicht ein Meister im Schreiben!
See ya :D

Okay, damit hätte Kenma nicht gerechnet. Auch noch dieser Rotschopf... Kenma wusste nicht, was er von Hinata denken sollte. 
Er ist hartnäckig, ja. Aber auch ein Energiebündel. 
Vielleicht macht sich Hinata über ihn lustig? Hat er eine Wette verloren? 
Oder will er doch...nett sein? 
Kenma konnte nicht gut Menschen vertrauen. Durch Mobbing.
Nur Kenma vertraute Kuroo. 

Kenma schüttelt den Kopf. Verdrängt die fiesen Gedanken und speichert die Nummer von Hinata ein.

Du und ich sind völlig verschieden, wann verstehst du es endlich? Donde viven las historias. Descúbrelo ahora