Julian lachte. „Ja, schon gut. Sorry dafür. Und natürlich hamwa die Ringe. Dit wird jut."


Ein paar Minuten später waren Felix und Marie alleine in dem Gebäude zurückgeblieben. „Warum genau machen wir das hier noch mal?", fragte Marie und grinste dann unbeholfen. „Keine Kirche, klar, aber... ey, wenn du nicht bei mir wärst..."

„Bin ick aber. Wäre ja echt seltsam, wenn du hier alleene wärst jetze." Felix legte beide Hände an ihre Wangen und gab Marie einen Kuss. „Bin och nervös. Aber is eben ein großer Tag."

„Ja." Marie nickte, löste die Umarmung auf, nur um dann nach Felix' Hand zu greifen. „Okay. Ich wäre dann so weit. Du auch?" Sie sah ihn an.

„Ja." Sie gingen durch den Vorraum und durch eine Tür in den Hauptraum der Orangerie. Durch die bodentiefen Fenster konnten sie nun in den dahinter liegenden Garten schauen. Durch die alten Scheiben etwas verschwommen waren Menschen zu erkennen. Helle, bunte Farben dominierten die Kleidung. An der Tür standen René und Sophie, die die Flügel aufhielten, sobald sie Felix und Marie sahen. Bei Marie setzte wieder das beinahe schon unnormale Lächeln ein. Aber sie hatte es nicht nur selbst, sie sah es bei allen Menschen, deren Blick sie nun begegnete. Und natürlich auch bei Felix, wenn sie ihn hin und wieder von der Seite ansah.

Auf der Wiese standen ein paar Stühle und Bänke, gedacht vor allem für die eher älteren Familienmitglieder. Die meisten Leute hatten sich an die Stehtische und dazwischen zu kleinen Grüppchen zusammengetan, tranken und lachten. Am See, unter einer Silberweide, warteten, in einem Halbkreis stehend, ein paar der engsten Verwandten und Freunde. Es gab keinen geraden Gang. Keinen Spießrutenlauf, wie Marie es scherzhaft genannt hatte. Felix und sie liefen mäandernd an den Leuten vorbei, wurden begrüßt, angelächelt, kurz umarmt. Das vorher noch wahrzunehmende Stimmengewirr wurde nach und nach leiser und verschwand, als Felix und Marie vorne angekommen waren, schließlich ganz. Nur noch die Vögel waren zu hören.

Sie drehten sich um, so dass sie den Großteil der Gäste sehen konnten. Felix hielt wieder Maries Hand, als er das Wort ergriff: „Eigentlich bin ick dit ja so gewohnt, dass die Leute klatschen, wenn ick auf die Bühne komme." Irgendwo waren tatsächlich ein paar Klatscher zu hören. Marie musste grinsen, als sie einige von Felix' Freunden entdeckte, die über Felix' Opener lachten. Er konnte nicht anders, das war ihnen allen klar gewesen. „Ich, nein wir", er schaute Marie an, „wir freuen uns, dass ihr heute alle hier seid." Marie nickte zustimmend. „Jut", sagte Felix dann und räusperte sich. „Dann lass mal anfangen, wa?"

Sie drehten sich, so, dass sie sich gegenüberstanden. Ihre Hände verloren den Kontakt, aber ihre Blicke hielten ihn dafür. Kurz überkam Marie ein flaues Gefühl. Zu viele Leute, die sie jetzt anschauten. Einatmen, ausatmen. Sie sah Felix an. Alles war gut.

„Liebe Marie, lieber Felix, liebe Verwandte, Freunde, Gäste", begann eine fremde Stimme neben ihnen. Felix und Marie wandten die Köpfe. Es war seltsam, dass es nicht die Traurednerin war, mit der sie alles besprochen hatten. Die zierliche, bereits ergraute Frau wirkte freundlich und lächelte, ehe sie fortfuhr: „Dieser Tag ist etwas Besonderes. Und an einem so besonderen Tag kann man die Zusprache, die Unterstützung, die Liebe und Freundschaft der einem nahe stehenden Menschen besonders brauchen. Daher haben Ihre Lieben beschlossen, die Zeremonie gemeinsam mit Ihnen durchzuführen."

Marie versuchte die Worte zu verstehen. Ja, das war ihr Plan gewesen, von Anfang an. Es sollte keine sterile Trauung sein – Felix und sie mit der Traurednerin hier, der Rest der Gesellschaft zuhörend und wartend da. Aber gerade war sie argwöhnisch, was nun aus diesem Plan geworden war. Vertrauen, Marie, Vertrauen. Zu ihren Freunden und vor allem zu Felix. Er hatte doch recht: Sie waren schon verheiratet. Das heute war eine Feier.

Grace Notes (Felix Lobrecht FF)Where stories live. Discover now