Ich lächelte zutiefst erfreut.
Schon als kleines Mädchen liebte ich das Reiten, was zu meinem Bedauern, von Mutter nicht als sehr damenhaft angesehen wird, wodurch ich nur wenige Male in den Genuss kam, mit Vater und meinen Brüdern auf den Weiten unseres  Anwesens zu galoppieren.

Wie man sich im Sattel hielt, ist mir dennoch bekannt, weshalb ich, als wir im Stall ankamen, selbstbewusst meine Röcke straffte und mich mit Archibalds Hilfe in den Sattel der braunen Stute schwang, die schon von Archibald fertig gemacht auf uns wartete.

Um schnell aus dem Sichtfeld des herrschaftlichen Herrenhauses zu gelangen, entfernten wir uns in einem schnellen Galopp und bogen in den erstbesten Waldweg ein.

Nun war das große Haus hinter den Bäumen verschwunden und ich konnte auf einmal wieder richtig atmen.
Es war, als wenn ich auf einmal von einer schlimmen Krankheit geheilt wurde, die mich seit Jahren am Atmen hinderte - wenn ich es sage, ich fühlte mich schon lange nicht mehr so lebendig, wie in diesem Moment.

Eine zeitlang ließen wir uns einfach nur vom Wind treiben. Die Pferde liefen vor sich hin. Sie liefen Wege entlang, die ich tief in meinem Gedächtnis schon einmal abgeritten bin. Ich erinnerte mich an längst vergangene Zeiten und vor allem erinnerte ich mich an das Glück, was ich einst verspürte und was langsam wieder anfing in mein Leben zu treten. Archibald zu verdanken.

»Celia.« Er riss mich aus meinen Träumereien. »Wir sollten uns öfter auf einen Ausritt treffen.«
Ich seufzte schwer.
»Ich wünschte, dass ich könnte.«
»Dein Vater wird es sicherlich erlauben.«
»Nur leider wird Vater nicht mehr lange über mich entscheiden. Die Hochzeit, Archibald, sie rückt immer näher...« Niedergeschlagen ließ ich den Kopf hängen.

Ich konnte mir beim besten Willen nicht ausmalen, wie es sich als Lady Celia Vaughan leben würde. Das was ich von dem werten Herrn Lord wusste, war, dass ich ihn als sterbenslangweilig empfinde und dass ich unter gar keinen Umständen seine Frau sein wollte, um für den Rest meines Lebens im goldenen Käfig seine Kinder großzuziehen.

»Celia.« Archibald schaute mich liebevoll an. »Es ist nicht alles so trüb wie du denkst. Sieh es von der guten Seite.«
»Von der guten Seite?!« Ungläubig schüttelte ich den Kopf und musste meine Tränen zurückhalten. »Archi, es gibt keine gute Seite! Einen Mann heiraten, den ich nicht kenne und erst recht nicht liebe?! Ein Leben als Hausfrau und Mutter führen?! Ich will mich mit meinen neunzehn Jahren nicht fügen müssen, Archibald!«

Nun konnte ich meine Tränen auch nicht mehr halten. Ich konnte nur schwer an die bevorstehenden Zeit denken ohne mich wieder in die tiefe Traurigkeit zu stürzen, aber das Gute darin sehen? Das ist unmöglich!
Ich werde nie und nimmer das Gute an einer arrangierten Ehe mit einem Mann sehen, der mich nicht die Bohne interessiert, wenn ich vor mir etwas habe, was mich morgens mit einem Lächeln aufstehen lässt und was ich aus tiefsten Herzen und mit größter Trauer vermissen würde.
Archibald...

»Ich liebe ihn einfach nicht!«, brachte ich schluchzend hervor.
»Ich weiß, Celia.« Betroffen senkte nun auch er den Blick. »Für mich wird es schwer sein, dich in den Armen eines anderen Mannes zu wissen, Celia, sehr schwer sogar. Aber denk an deine Zukunft. Denk an das, was dir bevorsteht, wenn du dich nicht fügst, Celia. Du weißt, dass du in dieser Gesellschaft aufgeschmissen bist ohne einen Mann«, versuchte er mir ins Gewissen zu reden, was mich nur noch wütender stimmte.

»Ich bin alleine soviel besser dran als mit einem Mann! Meinetwegen soll mich lieber der Tod holen, als dass ich mich von einem Mann abhängig mache!« Und mit diesen Worten ließ ich mein Pferd umkehren, um dann anschließend im schnellen Galopp alleine zurück zum Haus zu gelangen.

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