3. Tag 156- Amalia

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Ich kann nicht mehr.
Das ist der erste Gedanke, der mir in den Sinn kommt, als ich meine Augen aufschlage und zur blendend weißen Decke von meinem Zimmer Hochblicke.
Ich
Kann
Nicht
Mehr.
Ich setzte mich auf. An die Schmerzen, die zu jedem Wochenanfang auf mich zukommen sollte ich mich eigentlich schon gewöhnt haben.
Dennoch zucke ich zusammen, als ich mich aufrichte.
Mein »Zimmer« ist winzig.
Es besteht nur aus einen Schrank, einem Bett und einer winzigen Dusche, die mir gleichzeitig auch als Waschbecken dient.
Ich mache mich fertig. Ich ignoriere das Pochen, meines Armes.
Wie ich diese Spritzen hasse.
Ich hasse sie abgrundtief.
Ich fürchte sie.
Ich hasse Furcht.
Ich gehe unter die Dusche und schrubbe mit mir einen makellos weißen Handtuch das getrocknete Blut von meiner Haut.
Dann ziehe ich das weiße T-Shirt, weiße Hose und Schuhe an, die jeden Tag vor meinem Bett liegen. Ich mache das Bett.
Ich putze Zähne, kämme mir meine Haare.
Ich besitze keinen Spiegel. Ich kann mir nur vorstellen, wie ich mich in den letzten 100 Tagen veränder habe.
Wahrscheinlich sehe ich fast verhungert aus, da ich nur jeden dritten Tag eine winzige Potion Essen zu mir nehme.
Die Ärzte bestehen trotzdem darauf, mir jeden Früh, Mittag und Abend Essen vor die Tür zu stellen.
Doch ich bleibe standhaft.
Das ist die einzige Möglichkeit Widerstand zu leisten.
Die einzige Möglichkeit, ihnen allen zu zeigen, dass ich nicht ihnen gehöre.
Zumindest nicht komplett.
Ich öffne die Tür vor meinem Zimmer, ignoriere das davor stehende Essen.
Ich gehe im Flur auf- und ab.
Ich lebe in diesen Flur.
Ich habe kein Zeitgefühl mehr. Weiß nur, durch die Essenslieferungen, wann Mittag und Abend ist.
Sie lassen mich nicht mehr von der Welt als diesen Flur und dieses »Zimmer« sehen. Www
Naja...und an jedem Wochenanfang werde ich, wie gestern, zur »Blutspende« durchs Krankenhaus geführt.
Ich setze mich auf den Flur.
Überall weiß.
Überall.
Ich schließe meine Augen.
Die einzigen Leute, die ich regelmäßig sehe sind Mrs. Parigton, vereinzelte Wärter und Ärzte.
Ich seufze.

Ich weiß nicht, wie viel Zeit vergangen ist, bis mir mein Mittagessen geliefert wird.
Auf jeden Fall liege ich immer noch im Flur.
Ich habe in den ersten Tagen versucht die anderen Zimmer in den Flur zu öffnen, doch alle Türen waren verschlossen. Auch der Fahrstuhl lässt sich nur durch eine Karte der Wärter oder Ärzte bedienen.
Ich starre zur weißen Decke und versuche mich daran zu erinnern, wie die Welt außerhalb dieses Krankenhauses war.
Bevor das Virus ausgebrochen ist, bevor sie meine Kraft entdeckt haben.
Ich stelle mit vor, was passiert wäre, wenn meine Eltern mich nicht verkauft hätten, wenn ich ein ganz normales Kind mit einer normalen Kraft gewesen wäre.
Der Fahrstuhl öffnet sich.
Ich höre dir schweren Schritte eines Wärters auf mich zukommen.
Ich seufze und setzte mich mit geschlossenen Augen auf.
»Stellen Sie das Essen irgendwo ab.«
Meine Stimme hat alle Emotionen verloren.
Wofür auch fühlen, wenn es nichts gibt, wofür es sich lohnt?
Es kommen keine weiteren Schritte.
Ich runzle die Stirn, stelle mich auf und öffne meine Augen.
Vor mir steht der Wärter.
Er scheint neu zu sein, denn er kann nicht viel älter als ich sein und starrt mich an, wie alle die schon viel über mich gehört, mich aber nie gesehen haben.
Ich blicke ihn neutral an.
Er hält das Tablett mit dem Essen in den Händen.
Grüne Pampe, die w wahrscheinlich Suppe darstellen soll.
Eklig.
Ich starre in die Augen des Wärters.
Er besitzt keine Glanze.
Komisch normalerweise haben sie alle eine.
Zudem trägt er eine... Arztmaske und Arzthaube?!
Ich kann nichts, außer seinen Augen erkennen.
Ich räuspere mich.
Seine Augen verhärten sich.
Plötzlich fragt er mit einer ruhigen, rauen Stimme: »Du bist sie, oder? Die, die unsere Welt am Leben hält?«
Ich schlucke.
Das ist definitv kein Wärter.

Broken Heart Where stories live. Discover now