44. nur ein Streich

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Langsam beginnt sich die Turnhalle, die mithilfe blauer Dekoration in den Ballsaal verwandelt wurde, zu füllen. Dadurch, dass Anthony und ich die ersten am Ort des Geschehens waren, vertreiben wir uns die Zeit, indem wir die Outfits der Gäste kritisieren.

Die meisten tragen bodenlange Kleider oder einen schlichten Anzug. Anfangs war es interessant, die Farben und Muster zu betrachten, doch nach dem zehnten blauen Ballkleid, hatten wir genug gesehen. Die restlichen Outfits zerreißen wir metaphorisch in der Luft. Nicht, weil sie uns nicht gefallen, sondern da wir zu viele davon gesehen haben und uns langweilten.

Ich sollte meinen Mund nicht zu weit öffnen. Immerhin trage ich Chloes altes Abschlusskleid, dem man ansieht, dass es schon einen wilden Abend überlebt hat.

Als ich Chloe angerufen habe, um zu fragen, ob ich es mir leihen könnte, ist sie vor Freude beinahe aus dem Bett gefallen.

Stellt sich heraus, dass Chloe viele Erinnerungen mit diesem Kleid verbindet. Der Gedanke, dass ich es trug, ließ sie sentimental werden, weshalb sie mir über zwei Stunden lang von ihrem Abschlussball erzählen musste.

Auch wenn Chloe das Kleid liebt und es ihr sehr gut steht, hasse ich es. Es ist unpraktisch, viel zu lang und rutscht die ganze Zeit nach unten. Des Weiteren kratzt die Spitze an den nervigsten Stellen und alle starren mich wegen der auffälligen Farbe an.

Als Anthony mich zum ersten Mal in dem Kleid sah, fielen ihm fast die Augen aus dem Kopf. Ob im positiven oder negativen Sinne, weiß ich nicht.

Der Bibliothekarin und leidenschaftliche Türsteherin Mrs Griffins hat es gefallen. Doch durch meine regelmäßigen Besuche in der Bücherei, hat sie mich lieben gelernt, daher könnte sie nur nett zu mir sein.

Der Einlass hat ohne Probleme funktioniert und nach einem kurzen Stopp auf der Toilette, um die Perücke aufzusetzen, stand Alison im Ballsaal.

Mit Chris hat Alison ausgemacht, dass sie sich am Ball treffen. Er hat zwar angeboten, seine Königin abzuholen, doch ich lehnte aus offensichtlichen Gründen ab.

Zudem wollte ich eine Autofahrt mit ihm vermeiden. Es ist ironisch, wie sich im Moment Alison in Chris' Nähe fehl am Platz fühlt, während sich Lilly normal mit ihm unterhalten kann. Ein weiteres Zeichen, dass zwischen mir und Chris nur Freundschaft möglich ist. Sonst wäre der Funke mit Alison nicht so schnell erloschen.

»Wann wolltest du mir von diesem Sanitäter erzählen?«, reißt mich Anthony aus meinen Gedanken.

»Wem?«, frage ich irritiert, doch checke ich nach wenigen Sekunden, dass er auf Sam hinaus will. »Ja, ich wollte ihn erwähnen, aber hab's wegen dem Ball und der Wahl vergessen. Sorry.«

Anthony lässt nicht locker. »Magst du ihn wirklich so gerne?«, fragt er verwirrt und ich schüttel den Kopf.

»Ich kenne ihn doch gar nicht. Alles, was ich über ihn weiß, ist dass er lustig und etwas unverschämt ist.« Ich hole mein Handy hervor, um Anthony Sams' Profilbild zu zeigen.

Interessiert entwendet er mir mein Handy und pfeift beeindruckt. »Nicht schlecht. Chris hat ihn als Schwachkopf beschrieben, aber der sieht wie ein Celvin Klein Model aus.«

Ich verziehe mein Gesicht. »Chris hat dir von ihm erzählt?«

Ohne Scham öffnet Anthony den Chat von mir und Sam und ließt über unsere Nachrichten. Da wir nichts außer belanglosen Smalltalk geschrieben haben, lasse ich ihm die Freude daran.

»Ja, er hat mich gefragt, ob zwischen euch was läuft, doch ich wusste ja nicht mal, dass er existiert«, antwortet Anthony und reicht mir wieder mein Handy. »Würdest du dich mit ihm treffen?«

Me, my Lover and I ✔️Where stories live. Discover now