39. Scharfer Verstand

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Ich will erklären, dass ich Lilly und nicht Alison bin, aber da hat Doro bereits aufgelegt. Amüsiert schüttel ich den Kopf und lache in mich hinein. Sie wird uns vermutlich nie unterscheiden können...

»Ist der Unfallbericht so lustig?«, fragt mich eine bekannte Stimme hinter mir. Es ist Sam, der mich mit seinem schmalzigen Lächeln anstrahlt.

Seine Kollegen und Kolleginnen sind bereits weiter gegangen, doch er ist stehen geblieben und hat sich neben die Türe zur Ambulanz angelehnt.

»Nein, ich musste nur an jemanden denken«, gebe ich zu und drehe mich wieder um und hoffe, dass das Gespräch beendet ist.

»An mich?« Unaufgefordert erscheint Sam wieder in mein Sichtfeld, indem er sich in den Sessel neben mir fallen lässt. Ich zucke erschrocken zusammen, da mich die plötzliche Nähe überrascht.

»Ähm nein, an meinen Kumpel«, lüge ich und deute zur Tür des Behandlungszimmers, wo sich Chris aufhält.

»Schade. Wie ist der Unfall von deinem Kumpel passiert, wenn ich fragen darf?« Sam lehnt sich lässig zurück und holt einen Kaugummi aus seiner übergroßen Sanitäterjacke. »Willst du?«, bietet er mir einen Kaugummi an, den ich dankend annehme.

»Ich habe ihm die Badezimmertür gegen den Schädel geknallt. Zwei Mal...«, erkläre ich schuldbewusst, doch Sam lacht nur.

»Wow, das muss persönlich gewesen sein. Warst du wütend auf ihn?«

Ich will den Kopf schütteln, doch kann ich es nicht. Immerhin bin ich innerlich fast vor Wut explodiert, allerdings habe ich nicht gewusst, dass er hinter der Tür gestand. »Ich war wütend, aber Absicht war es keine«, rechtfertige ich mich.

Sam beginnt wieder lauthals zu lachen. »So eine bist du also. Sollte ich mich in acht nehmen?«, fragt er spitzbübisch und rückt näher, sodass sich unsere Knie berühren.

Ich werfe ihm einen unglaubwürdigen Blick zu, beobachte seine Körpersprache genau. Es besteht kein Zweifel darin, dass er bestimmtes Ziel verfolgt.

»Noch habe ich keinen Grund, dir eine überzuziehen«, gebe ich im gleichen Ton zurück und lasse mich auf sein Spiel ein. Ich weiß nicht warum, aber mir macht es mir Spaß mit Sam zu flirten. Eigentlich bin ich sehr schlecht darin, aber gerade fällt es mir leicht.

»Wenn das so ist, können wir ja mal essen gehen und vielleicht findest du den Grund.« Mit wendigen Fingern holt er sein Telefon hervor und fordert mich auf, meine Nummer einzutippen.  

Ich will gerade ablehnen, doch dann zögere ich. Warum eigentlich nicht? Ja, ich bin Hals über Kopf in Chris verschossen, aber das hat keine Zukunft. Daher kann es nicht schaden, mich anderweitig umzusehen. Selbstbewusst nehme ich Sams Telefon und gebe meine Nummer ein. 

In diesem Moment stößt Doro zu uns. »Hallo, Lilly Liebes«, begrüßt sie mich und ich bin froh, dass sie zumindest mein Aussehen Lilly zuordnen kann. Meine blonden Haare sind mittlerweile zu einem Erkennungsmerkmal geworden.

Erleichtert, dass sie da ist, gebe Sam das Handy zurück.

»Ich ruf dich an. Würd mich freuen, wenn du abnimmst.« Er steht auf und lächelt mich ein letztes Mal an. Elegant bietet er Doro seinen Sitz an. »Auf Wiedersehen die Damen.«

»Bye. Man sieht sich«, verabschiede ich mich und wende mich Doro zu. Diese beobachtet Sam, wie er das Wartezimmer verlässt, und wirft mir daraufhin einen erfreuten Blick zu.

»Er scheint ein netter junger Mann zu sein.«

Ich grinse. »Das werden wir noch sehen.«

Doro nickt. »Ich hoffe es sehr für dich. Das mit Chris kann doch nicht weiter gehen.« Sie schenkt mir ein Lächeln voller Mitleid.

Me, my Lover and I ✔️Where stories live. Discover now