38. Vertrauen

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Erschrocken lasse ich mich ebenfalls auf den Boden fallen. Mein Herz pocht wie wild, als ich Chris' Namen rufe.

»Chris!«, wiederhole ich und rüttel ihn. Ich ignoriere das Blut, welches sein weißes Hemd rot färbt, und streiche ihn die Haare aus dem Gesicht. Seine Haut ist leichenblass und seine Augäpfel zucken unkontrolliert unter den geschlossenen Augenlidern.

Chris muss ins Krankenhaus! Daran besteht kein Zweifel. Mit zitternden Händen fische ich mein Telefon aus meinem Rucksack und wähle die Notrufnummer.

Die Dame in der Vermittlungszentrale ist die Ruhe in Person, während ich versuche, zu erläutern, was geschehen ist. Sie sendet sofort einen Krankenwagen und leitet mich an, was ich tun kann, um Chris zu helfen. Zum Glück kommt Chris wenige Sekunden später wieder zu bewusstsein, doch ist er nicht in der Lage die Situation zu verstehen. Entgeistert beobachtet er das Blut. Ich lege ihm ein nasses Handtuch in den Nacken und spreche ihm gut zu.

Nachdem er langsam realisiert, dass er die Türe auf die Nase bekommen hat, kann ich mich wieder normal mit ihm unterhalten.
»Hör mir zu«, fordere ich. »Ich gehe jetzt nach unten und hole die Sanitäter. In der Zwischenzeit hältst du den Kopf nach unten und bewegst dich nicht. Okay?«

Chris nickt schwach und schließt seine Augen. Ich beruhige mich selbst mit einem tiefen Atemzug, ehe ich die Treppen hinunter haste. Schnell eile ich vorbei an der Badezimmerschlange, in die Küche und durch den Hinterausgang nach draußen, wo in diesem Moment der Krankenwagen eintrifft.

Begleitet von neugierigen Augen und wilden Getuschel führe ich die Sanitäter nach oben, wo sie Chris erstversorgen. Währenddessen versuche ich, Doro zu erreichen. Laut Chris spielt sie mit ihren Freundinnen Bridge und ist bis mindestens 17:00 Uhr beschäftigt.

Da Chris immer noch nicht ganz bei klarem Verstand ist, wäre es gut, wenn jemand aus seinem engen Umfeld mit ins Krankenhaus fährt.

»Soll ich einen deiner Freunde holen? Dean vielleicht?«, frage ich Chris.

Dieser schüttelt schwach den Kopf. »Nein, kannst nicht du mitkommen?«, fragt er und ich meine Augenbrauen wandern verwirrt nach oben.

»Ich?«, frage ich irritiert. Ja, wir sind befreundet, aber kenne ich ihn nicht so lange, um über seine Allergien oder Sozialversicherungsnummer Bescheid zu wissen. Wertvolle Informationen, die eine Begleitperson kennen sollte.

Chris scheint das nicht zu interessieren. »Ja, ich vertraue dir.« Er lächelt müde und schließt die Augen.

»Na gut, aber erwarte nicht zu viel von mir«, sage ich unsicher und öffne den Sanitätern die Türe. Sie haben Chris auf eine Trage gesetzt und transportieren ihn zum Wagen.

Im unteren Stockwerk hat sich die Anwesenheit des Krankenwagens rumgesprochen. Das Wohnzimmer ist gepackt mit Schaulustigen, die uns mit ihren Blicken begleiten. Unter ihnen, wie sollte es auch anders sein, befindet sich Anthony.

»Lilly?«, ruft er zu mir, als ich den Helfern die Hintertüre öffne. »Was ist mit Chris passiert?«

Als Chris das Haus verlassen hat, schlängel ich mich zu Anthony. »Er hat eine Türe auf die Nase bekommen und ist ohnmächtig geworden. Ihm geht es wieder gut, aber sie nehmen ihn zur Beobachtung mit ins Krankenhaus.«

»Aber was ist mit dir passiert?«, fragt er verwirrt und mustert das Blut auf meinen Klamotten.

»Halb so wild«, winke ich ab. Jetzt ist nicht die Zeit Anthony die gesamte Wahrheit zu erzählen. »Kann ich dich um einen Gefallen bitte?«, frage ich stattdessen.

Irgendjemand muss die Partygäste aus Chris' Haus schmeißen und ich kann mir niemand Besseren als Anthony dafür vorstellen.

Wie es zu erwarten war, stimmt er zu und ich verabschiede mich. Ich versuche das Getuschel, das mir durch die Räume folgt, zu ignorieren und schließe die Türen des Krankenwagens.

Me, my Lover and I ✔️Where stories live. Discover now