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POV Ushijima
Es war schon halb 9 Uhr Abends, als wir nach Hause fuhren, nachdem wir das Auto weitestgehend gesäubert hatten. Satori hatte ein Bein angezogen, den einen Arm lässig am Fenster und mit der anderen Hand kraulte er sanft meinen Nacken. Ich liebte es, wenn er das tat. Es war ein angenehm, beruhigendes Gefühl und einfach schön. Das wir beide nur in Unterwäsche im Auto saßen störte uns nicht weiter. Wir ernteten zwar hier und da einen verwirrten Blick, aber wir ignorierten es.
Als wir an einer roten Ampel standen, schmiegte ich meinen Kopf an seine Hand und warf ihm einen Blick zu. "Macht uns das eigentlich zu Verlobten?" Fragte ich in die Stille hinein. Satori kicherte. "Wenn du willst?" Ich gab wieder Gas. "Willst du denn?" Er hielt inne, schwieg eine Weile und seufzte dann leise. "Ich denke es wäre besser für dich, wenn wir das lassen... Ich bin ein Mörder und ein Psycho. Die Polizei jagt nach mir und das einzige was ich dir bieten kann, ist ein dreckiger, versiffter Ort ohne Gesetze. Wir-" Ich unterbrach ihn. "Ich hab gefragt was du willst. Nicht was sinnvoll ist."  Ich musste erneut an einer Ampel halten und sah ihn an. "Also, möchtest du mich heiraten?" Fragte ich. Satori lächelte müde. "Ja."
Glücksgefühle hüpften in mir auf und ab. "Dann macht uns das zu Verlobten." Sagte ich und küsste sein Handgelenk. Wir kam in den vertrauten Straßen unseres Zuhauses an und an dem kleinen Blumenladen vorbei. Mein Blick fiel auf die Blumen, deren Blätter ganz matt herunter hingen. "Na los, halt schon an und geh sie gießen." Satori stubste mich belustigt an. Ich hielt am Straßenrand, lief eilig auf die andere Seite und nahm die kleine Gießkanne, die neben den durstigen Blumen stand. Eine Mutter mit Kind kam auf mich zu und wechselte bei meinem Anblick schnell auf die andere gegenüber liegenden Straßenseite. Ich hörte sie etwas von wegen "Perversling" sagen und Satoris Gelächter aus dem Auto.
Ich beeilte mich die Blumen zu gießen und entfernte noch ein paar tote Blätter. Das ist besser. Morgen solltet ihr wieder kräftiger sein. Dachte ich lächelnd, stieg dann wieder ins Auto und fuhr die letzten Meter nach Hause.
Schnell liefen wir hoch in unsere Wohnung und waren froh, dass wir im Hausflur niemandem begegneten.
"Sollen wir Essen bestellen?" Fragte ich und schloss die Tür hinter mir. Mein Freund nickte. "Gute Idee. Hab auch keinen Bock noch was zu kochen." Schnell bestellten wir uns etwas und gingen in der Wartezeit duschen. Der See hatte zwar schon den groben Dreck abgewaschen aber  eine Dusche war eben doch etwas anderes. Wir zogen uns bequeme Sachen an und während es sich Satori schon auf dem Sofa gemütlich machte, kümmerte ich mich noch um meine Pflanzen, bevor ich mich zu ihm gesellte. Er lehnte sich an mich und legte den Arm um mich. "Wieso fängst du nicht in diesem Blumenladen an?" Fragte er. "Hm?" Er gähnte. "Naja dein Studium macht dir offensichtlich keinen Spaß, du bist eh ständig da um dich um die Pflanzen zu kümmern und die alte Frau, der der Laden gehört, macht es nicht mehr lange. Du konntest easy da anfangen und den Laden später übernehmen. Dann kannst du dich von morgens bis abends um Blumen kümmern und von verkaufen haste durch dein Studium doch bestimmt auch bisschen Ahnung. Warum hängst du also noch an der Uni rum, wenn du was machen könntest was - a: zu 100% zu dir passt und - b: etwas ist, was direkt vor deiner Nase liegt?"
Ich sah ihn nicht an. "Mein Vater würde mir die Hölle heiß machen." Satori schnaubte. "Aaach dein oller Vater kann dir gar nix. Du bist erwachsen, er kanns dir nicht verbieten." Ich wollte gerade etwas antworten, da vibrierte mein Handy. Sofort verschwand das schöne Gefühl, dass mich über den Tag begleitet hatte und meine Augen wurden trüber. "Was ist los?" Wollte Tendou wissen. "Morgen ist wieder eine dieser Galas von meinem Vater zu denen ich mit muss." Ich rieb mir die Schläfe. "Es ist eine dieser Veranstaltungen, wo man erst auf dem roten Teppich im Blitzlicht posiert und dann steht man mit vielen Promis zusammen und hört Reden an." Mein Freund nahm mein Gesicht in beide Hände und schnippste mir gegen die Stirn. "Du musst dich ganz dringend gegen deinen Vater wehren, Hübscher. Lass ihn nicht ständig über dein Leben bestimmen." Er legte den Kopf schief. "Wenn du nicht langsam damit anfängst kann du dir das mit dem heiraten abschminken." Sagte er bestimmt und es hatte den gwünschten Effekt. Ich würde sicher nicht zulassen, dass irgendetwas mein Glück mit Satori stören würde. "Entschuldige... Es fällt mir immer noch schwer. Aber - würdest du mich morgen vielleicht dahin begleiten?" Seine Augen weiteten sich und er lachte. "Glaubst du, dass ist eine gute Idee? Nicht das ich am Ende alle da umbringe." Witzelte er und ich musste schmunzeln. "Du musst nicht. Ich dachte nur so würde es vielleicht mal Spaß machen. Und ich müsste danach nie wieder zu einer dieser Galas gehen." Antwortete ich belustigt. Er lachte, nickte aber. "Ich komm gern mit. Wenn wir so deinen Vater nerven können, ist es das alle mal wert." Ich nickte langsam. "Das wird ihn mehr als nur nerven." Murmelte ich. "Sein pansexueller Sohn und dann auch noch zusammen mit einem Straßenkünstler, einem Zauberkünstler, einem aus der Unterschicht. Das passt so gar nicht zu seinem perfekten Image." Fügte ich hinzu und stand auf, als es an der Tür klingelte. Ich nahm unser Essen entgegen und gab der Lieferantin gutes Trinkgeld. Satori lachte wieder. "Kannst du eigentlich wirklich zaubern oder ist das nur deine Tarnung? Das hab ich mich immer gefragt." Er grinste und nahm mir sein Essen ab. "Ich kann wirklich zaubern. Hab mal mit nem Mädchen geschlafen, die im Zirkus gearbeitet hat und der Zauberer war auch ganz niedlich. Bin für ne Weile da untergekommen und der Zauberer hat mir einige seiner Tricks beigebracht. Leider war einer seiner nächsten Shows tödlich." Erzählte er, während wir aßen. Fragend sah ich ihn an. "Er war mein Ziel. Zu der Zeit war ich noch Auftragskiller." Ich nahm einen Bissen meiner Pizza. "Wie hast du ihn umgebracht?" Wollte ich wissen. Ich hörte ihm gern zu, wenn er mir von seinem Leben erzählte. "Hab ihm, als Dank für die ganzen Tricks, auch einen gezeigt. Der Kniff war dabei ne Schlange in einen Luftballon zu verwandeln und wieder zurück. Mit zahmen Zirkusschlangen ist das auch kein Problem. Aber vielleicht habe ich vorher die Schlangen ausgetauscht und statt der zahmen eine wilde, giftige auf ihn losgelassen. Bei dem Trick hat sie ihn gebissen und er ist vor dem Publikum verreckt. Echt witzig, dass das nie aufgefallen ist. Ich hab danach sogar noch ne Weile beim Zirkus gelebt und die Zaubershow übernommen, bis ich mit dem Mädchen Schluss gemacht hab." Ich runzelte die Stirn. "Was soll das denn für ein Trick sein?" Fragte ich. "Ey, ich musste mir halt irgendwas ausdenken." Rechtfertigte er sich. "Aber wie hat er dir das geglaubt?" Satori grinste. "Ich war halt sehr überzeugend. Naja gut und der Typ war auch echt eingebildet." Ich lachte etwas. "Verstehe."
Wir verbrachten den restlichen Abend kuschelnd auf dem Sofa und sahen eine Serie. Als es schon deutlich später war, sah ich auf die Uhr und stellte fest, dass es schon 3 Uhr morgens war. Satori schlief tief und fest auf meinem Bauch. Also hob ich ihn sanft hoch und trug ihn ins Bett. Leise machte ich mich fertig und legte mich zu ihm. So konnte es wirklich für immer bleiben...

Ein einfacher Passant [Ushiten]Where stories live. Discover now