Roter Fleck auf dem Herzen

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Als Olli auf die Welt kam, fanden manche Erwachsene sein -zugegeben etwas spezielles- Muttermal noch putzig. Andere sagten, es könne sich dabei um eine Hautkrankheit handeln und seine Eltern sollten dringend mit ihm zu Arzt gehen. Seine Eltern sahen das jedoch nicht so kritisch. Es war eben ein Muttermal. Ein großer roter, etwas unförmiger Fleck, der sich von seinem rechten Handgelenk aus über seinen kompletten Unterarm ausbreitete.

Olli selbst hatte sich eigentlich nie um diesen roten Teil seiner Haut geschert, aber als er dann in die Schule kam, erlebte er die Unbarmherzigkeit und Gemeinheit von Kindern hautnah. Er wurde in der Grundschule gehänselt und ausgelacht und bekam die seltsamsten Spitznamen aufgedrückt. In der Realschule wurde es nur noch schlimmer. Olli war immer ein aufgewecktes und fröhliches Kind gewesen, ein extrovertierter kleiner Hüpfer. Doch die Ablehnung, die er nur aufgrund eines roten Flecks zu spüren bekam brach ihn auf eine Weise. Er versank in seiner Liebe für Musik, weil sie ihm den Trost spendete, den er brauchte und weil sie ihn in neue Welten entfliehen ließ.

Aber irgendwie war er trotz der Hänseleien der Klassenclown und liebte es seine Klassenkameraden zu bespaßen, aber tief in sich wusste er, dass das nicht reichen würde um richtige, echte und wahrhaftige Freunde zu finden.

Im Laufe seines Lebens hatte er sich angewöhnt meist langärmlige Sachen zu tragen und so zu laufen, dass sein Handgelenk nach innen gedreht war, wenn sein Arm nach unten hing. Es waren so kleine Dinge, die für ihn wichtig waren, denn auch erwachsene Menschen waren manchmal emotional „ungebildet“ und machten dumme Witze, weil sie nicht wissen und einschätzen konnten, wie sehr es Olli traf.

Aber an einem wichtigen Punkt in seinem Leben begegnete er Joko und Klaas und fand in ihnen die Freunde, die er sich immer gewünscht hatte. Und auch sie machten Witze, aber Olli eben auch. Er wusste, dass sie die kleinen Sticheleien nie ernst meinten und fühlte sich bei ihnen sicher. Durch ihre Freundschaft und ihren Einfluss auf ihn, wurde er wieder der selbe Olli, wie früher. Aufgeweckt, witzig, energiegeladen und lebensfroh. Und irgendwann stellte Klaas ihm Jan vor und das war ein Wendepunkt in Ollis Leben, denn als er Jan zur Begrüßung die Hand reichte, sah er, dass dieser am genau das selbe Muttermal hatte wie er. Olli fielen beinahe die Augen aus dem Kopf. Die Muttermale passte wie zwei Puzzleteile perfekt zusammen und Olli glaubte fast, dass Jan sein verschollener Zwilling war, den er sich mit zwölf Jahren so sehnlichst gewünscht hatte.

In späteren Gesprächen stellte sich heraus, dass nicht nur ihre Muttermale wie zwei Puzzleteile zusammenpassten, sondern auch ihre Lebensgeschichten. Jan hatte das selbe erlebt und in dunklen Momenten das selbe gefühlt und auch wenn sie nicht immer einer Meinung waren und sich auch ziemlich streiten konnten, weil sie eben nicht genau die selben Personen mit den selben Ansichten waren, passten sie doch perfekt zusammen. Sowohl als Freunde, als auch als Paar.

Und Olli hatte sein Licht wieder gefunden. Ein Licht in der Gestalt eines blassen, dünnen Jungen aus Bremen Vegesack, der mit seiner spitzen Zunge und seinem Humor nicht selten jemandem auf die Füße trat.

Olli hatte in Jan seine Familie gefunden und er wollte ihn nie wieder missen.

Er liebte Jan mehr als alles andere auf der Welt und das beste an der ganzen Sache war, dass Jan all diese Gefühle erwiderte, dass Olli ebenfalls Jans Licht war und, dass sie beide so vollkommen miteinander waren.

Olli hatte mit seinem fehlenden Puzzleteil all die Lücken in seinem Sein schließen können, die in seinem Leben offen standen. Und das war das schönste, was ihm im Leben je widerfahren war.

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