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In jeder Stadt gibt es diesen einen Ort, der seit Ewigkeiten verlassen und vergessen scheint. Ein Ort, der von den Bewohnern gemieden wird. In dieser Stadt waren es die alten Bergminen, die tief in den Wäldern von Schattenhain versteckt lagen. Einst ein pulsierender Knotenpunkt des Bergbaus, waren die Minen nun verlassen und von Dunkelheit und Stille erfüllt.

Seit einem Vierteljahrhundert waren die Minen ihrem Schicksal überlassen worden und schenkte man den Menschen von Schattenhain Glauben, rankten sich unheimliche Geschichten um die Mienen, die ebenso düster wie die dunklen Gänge selbst waren.

So heißt es, dass man um Mitternacht Schritte und andere unerklärliche Geräusche aus den Mienen drangen. Andere dagegen sahen unheimliche Schatten, die sich auf dem verlassenen Gelände und zwischen den Bäumen bewegten.

In dieser Halloween-Nacht erhellte der Vollmond das verlassene Bergwerk, das von den kahlen Bäumen umrahmt wurde, mit einem gespenstischen Schimmer. Die Äste der Bäume erstreckten sich wie knöcherne Finger in den Himmel und ihre kahlen Silhouetten zeichneten sich düster gegen die Mondscheibe ab.

Die Straße schlängelte sich durch die düsteren Tiefen des Waldes, begleitet von einem zischenden Wind, der durch die knorrigen Äste strich und ein unheimliches Flüstern in die Nacht brachte. Manuel und Emre, zwei Jugendliche voller Neugierde und Abenteuerlust, folgten dem Weg, der sie zu den zu den verwitterten Toren des Geländes führte. Dort, wo die Grenze zwischen Zivilisation und Wildnis verschwamm.

Das silberne Licht des Vollmondes erhellte den Weg der beiden Freunde, während sie sich dem Eingang näherten. Über ihnen spannte sich der Himmel in tiefem Blau, durchzogen von den geisterhaften Schleiern der Wolken.

Beide unterhielten sich über die Gruselgeschichten, die sich um die Bergmine rankten. Manuel, mit seiner schlaksigen Gestalt und der Brille, die sein Gesicht zierte, erzählte von den düsteren Legenden, die sich um den ehemaligen Besitzer Gustav Falkenrath rankten. »Sie sagen, er sei unter mysteriösen Umständen in den Minen ums Leben gekommen«, murmelte Manuel, seine Stimme von einem Hauch von Furcht durchdrungen. »Und vor 10 Jahren verschwand sein Sohn Thomas hier ebenfalls unter mysteriösen Umständen. Man fand nur sein Auto hier vor Ort.«

Emre nickte zustimmend, sein Herz pochte vor Aufregung, als sie vor dem verwitterten Tor standen, auf dem einen vergilbten Warnschild mit den Worten „Betreten verboten" prangte. Er spürte die Spannung in der Luft, während er Manuel fragte, ob er bereit sei. Manuel atmete tief durch und nickte entschlossen. Mit einem quietschenden Geräusch öffneten sie das Tor und traten in das kleine, verlassene Gelände ein.

Die Dunkelheit umgab sie wie ein undurchdringlicher Schleier, während sie über das Gelände schritten, ihre Blicke auf die finsteren Eingänge der Minen gerichtet, die zugenagelt waren. Jeder Schritt hallte von den verwitterten Wänden wider und das Knirschen des Kieses unter ihren Füßen schien lauter zu werden, je weiter sie in die Tiefe des Geländes vordrangen.

Vor dem verriegelten Mineneingang blieben Manuel und Emre stehen, ihre Blicke von den vergilbten Warnschildern zu dem mit Brettern vernagelten Tor wanderten. Die Schilder, von der Zeit gebleicht und von der Feuchtigkeit des Waldes gezeichnet, warnten eindringlich vor der Einsturzgefahr. Dennoch loderte in den Augen der beiden Jugendlichen die Faszination für das Unbekannte.

Emre, mit seiner kräftigen Statur, überreichte Manuel seine Taschenlampe. Mit entschlossenen Griffen begann Emre gegen die Bretter zu ziehen, und nach einigen Anstrengungen gab das Holz schließlich nach. Ein Quietschen und Knarren erfüllte die Luft, als es Emre den Eingang in die dunkle Tiefe der Mine freilegte.

Ein kalter Hauch strich den beiden Jugendlichen über die Haut, als sie den ersten Schritt in die düstere Mine setzten. Das Licht ihrer Taschenlampen durchdrang die Finsternis nur teilweise, und die Schatten tanzten gespenstisch an den Wänden, als sie sich tiefer in den Stollen wagten.

Die Magnus Chroniken - Dämonisches ErwachenWhere stories live. Discover now