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Die Lichter gingen zu und der Vorhang wurde langsam auf allen beiden Seiten geöffnet. Nach ein paar Sekunden Stille kam ein junger Mann, der ein mittelalterliches Kostum anhatte auf die Bühne. Zarina hatte sehr oft diese einzigartigen Stücke von Shakespeare gelesen, aber sie hatte noch nie die Gelegenheit dazu gehabt, es auch live anzuschauen. Sie war so aufgeregt, dass sie sich nur auf das Stück konzentrierte. Wenn sie nur ein wenig unkontentriert wäre und sich umgeschaut hätte, würde sie bemerken, dass der ganze Saal ohne Menschen war.

Der kostümierte Mann stieg in einem Pferdewagen. Im Hintergrund bewegten sich die Bilder um die Bewegung des Wagens darzustellen. Nach ein paar Sekunden sprang ein Mädchen vor die Kutsche. Der Fahrer von dem Mann hielt sofort den Wagen an. Der junge Mann stieg sofort aus und bekam eine junge Frau zu sehen. Die ersten Sekunden sprachen nur ihre Augen. Keiner von ihnen traute sich etwas zu sagen. Als würde keiner von ihnen diese Atmopshäre zerstören wollen, als würden sie jahrelang auf dieses Zusammentreffen gewartet haben.

Der Junge war der erste, der zu sich kam.

"Um Himmelswillen! Haben sie etwa ihre Augen im Hinterkopf? Wie können sie ohne Vorsicht zu nehmen vor meinem Wagen springen!"

Das Mädchen antwortete aber nicht. Sie sah mit gefühlsvollen Augen in seine. Weder öffnete sie ihre Lippen, noch rührte sie sich vom Fleck.

Der junge Mann bewegte sich zu ihr und in dem Moment, als er ihren Arm halten wollte um sie wachzuschütteln und eine Antwort von ihr zu bekommen, ging das Mädchen endlich einen Schritt zurück. Der Mann zog seine Augenbrauen. Als er wieder reden wollte, fing plötzlich das Mädchen an zu rennen.

Zarina zog ihre Augenbrauen zusammen und richtete sich auf. Sie war sich sicher, dass diese Szene nicht im Stück war. Außerdem kam ihr das aus ihrem Leben so bekannt vor. So hatten sie sich auch mit Mirzan das erste Mal getroffen. Als er zu ihr kam, bekam sie Angst, dass ihr wieder an diesem Ort etwas passieren könnte und lief deshalb wie dieses Mädchen weg. Sie warf einen Blick zu Anna. Doch sie sah das Stück mit faszinierenden Augen an. Sie atmete tief aus und lehnte sich zurück. Sie wusste nicht was hier vor ging, aber drehte ihre Blicke wieder zurück zum Vorspiel.

Der Mann sah ihr lange nach. Er wusste selber auch nicht, was mit dem Mädchen geschah.

"Als ich sie anschrie, sah sie mir tapfer in die Augen'', murmelte er. "Aber als ich sie angreifen wollte, hatte ich tausende schreckliche Gefühle in ihren Blicken gesehen."

Zarina hielt ihren Atem an. Hatte Mirzan an jenem Tag genauso gedacht? Hat er etwa herausgefunden, was mit ihr vor Jahren geschehen ist.

Ihre Gedanken wurden mit der nächsten Szene unterbrochen. Die Frau und der Mann von vorhin standen mitten auf der Bühne sich gegenüber. Der Mann ließ langsam seine Hand zu ihrer Hüfte gleiten. Durch seine langsamen Bewegungen konnte man sehen, dass er bisschen zögerte. Doch dann fingen sie an zu tanzen. Genau wie Zarina und Mirzan an jenem Tag bei der Charity Veranstaltung.

"An jenem Tag kamen unsere Körper zum ersten Mal in Kontakt. An jenem Tag zog ich zum ersten Mal ihren unglaublichen Geruch ein. An jenem Tag lächelte sie mich das erste Mal an und an jenem Tag wurde mir klar, dass ich mich in das Wehen ihres Windes verloren habe und nicht mehr ohne sie kann."

Die Szenen folgten eins nach dem anderen. Zarina erlebte jeden einzelnen Moment mit Mirzan erneut. Die Wahrheit, wie sehr sie Mirzan liebt, kam wie ein Schlag ins Gesicht. Diese winzig kleine Wunde erbließ in den nächsten Sekunden, als hätte sie nur auf diesen Moment gewartet. Taten waren immer viel effektiver als jene Wörter in ihrer Beziehung. Und wieso ausgerechnet jetzt sollte sie Mirzan aufgeben und ihr gemeinsames Leben zur Hölle machen. Mit seinen Taten zeigte Mirzan auch, wie sehr es ihm Leid tat und dass es unglaublich schmerzte.

Als die letzte Szene kam, wo sie gestritten hatten, atmete Zarina tief aus. Als sie bemerkte, dass es nicht mehr so weh tat, dies wiederzuerleben, bekam sie die Bestätigung, dass sie Mirzan vergeben hatte. Wie konnte sie auch nicht jenem Mann verzeihen, der das ganze allein für sie organisierte. Er konnte es der Zeit überlassen oder sie sogar aufgeben. Aber er konnte keine Sekunde länger aushalten, die Verzweiflung in ihren Augen zu sehen.

Als die Lichter auf der Bühne wieder angingen, stand Anna leise von ihrem Sitz auf und verließ den Saal mit bewundernden Blicken. Ihr Bruder war unglaublich. Ob sie auch jemals so einen Typen lieben wird? Was für eine Frage, sie liebte schon so einen einzigartigen Jungen. Aber leider war das Schicksal nicht sehr nett zu Ihnen.

Als nur eine einzige Spotlight mitten auf der Bühne aufging, erschien Mirzan darunter. Zarina konnte ihre Augen nicht von ihm nehmen. Seine Haare waren wie immer rebellisch, ein paar Haare streiften auf seinem Gesicht. Seine grauen Augen schauten glänzend in ihre grün braunen. Dennoch konnte sie die Trauer und die Hoffnung dahinter erkennen. Sein Sakko umhüllte ihm wie eine zweite Haut. Sie konnte ein lautes Seufzen nicht unterdrücken. Er stand mitten auf der Bühne und hatte Angst eine falsche Geste zu machen.

Nun er tat seinen Zug und jetzt war sie dran. Sie stand langsam auf und ging mit langsamen Schritten zu ihm und blieb dann zwei Schritte vor ihm stehen. Er musterte genau ihre Bewegungen und tat nichts, bevor sie den ersten Schritt tat. Letztendlich ließ sie ihn nicht mehr foltern und lächelte ihn an. Er atmete erleichtert aus und zog sie zu sich und nahm sie fest in seine Arme.

"Es tut mir leid", flüsterte er immer wieder und setzte einen Kuss auf ihre Haare.

Sie zog sich ungewollt und lächelte ihn an. Sie platzierte ihre Hand auf seine Wange und strich sanft daran.

"Ich habe dir verziehen Mirzan. Dafür liebe ich dich viel zu sehr."

Mit diesen zauberhaften Wörtern hielt Mirzan sein Atem an. Das war wohl das erste Mal, dass sie ihre Liebe verbal aussdrückte. Er war sich von ihrer Liebe sicher, denn, dass sah er in ihren Augen. Aber dies zum ersten Mal aus ihrem Mund zu hören, fühlte sich unglaublich an.

Er hielt an ihren Wangen und küsste sie so wild, dennoch sanft denn je. Als wollte er seine Liebe durch diese Berührungen zeigen. Er nahm ihre Unterlippe zwischen seinen Lippen und liebkostete diese ohne eile. Für eine Atempause trennten ihre Lippen sich und er lehnte seine Stirn an ihre.

"Ich liebe dich auch und ich schwöre dir, dass ich dich ein Leben lang, selbst nach dem Tod lieben werde."

Er setzte noch einen kurzen Kuss auf ihre Lippen und umarmte sie wieder. Er hatte dieses Glänzen in ihren Augen die letzen Male so sehr vermisst, dass er kein Auge zu drücken konnte. Er wollte, dass sie Mirzan immer mit diesem unglaublichen Lächeln ansah. Er schwor sich, nie wieder mehr sie zu verletzen.

Doch wo alles in Ordnung war, bemerkte er ein neues Erkenntnis. Er zog seine Augenbrauen zusammen.

"Ist dieses Kleid nicht viel zu kurz?"

Zarina lachte laut und war froh, dass sie wie beim Alten waren.

FTSAYSL

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Unschuld - Serie 1Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt