5 - Eisprinzessinnen stürzen nicht

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Islays POV

„Paxton?!", rufe ich aufgeregt durch das Treppenhaus. Mit eiligen Schritten haste ich die vielen Stufen empor, bis ich den zweiten Stock erreicht habe und außer Atem vor der Wohnung mit der Nummer Vier zum Stehen komme.

„Hey, ganz ruhig, Schmetterlay!" Paxton steht schmunzelnd im Türrahmen und fängt mich auf, als ich mich in seine starken Arme fallen lasse.

„Ich muss dir unbedingt etwas erzählen!"

„Ach echt?" Mein Freund täuscht einen überraschten Gesichtsausdruck vor und lacht. „Damit habe ich nach deinen 150 Nachrichten überhaupt nicht gerechnet."

„Du bist blöd!" Ich boxe ihm spielerisch gegen die Schulter und verdrehe meine Augen. Insgeheim liebe ich ihn für seine sarkastische Art, aber das werde ich ihm natürlich nicht unter die Nase reiben. Sein Ego ist sowieso schon viel zu groß.

„Komm doch erstmal rein und hol Luft, mein Schatz."

Gesagt, getan.

Gemeinsam gehen wir in Paxtons Wohnung. Auch wenn mein ganzer Körper vor Aufregung kribbelt, ziehe ich mir zunächst im Flur die Schuhe aus und hänge meine Jacke, die eigentlich nicht mir, sondern meinem Freund gehört, an die Garderobe.

„Ich platze gleich vor Nervosität!" Meine Stimme klingt viel zu schrill und ist mindestens drei Oktaven zu hoch. „Willst du wissen, was für Neuigkeiten ich habe? Sie sind echt toll! Richtig toll! Nein, sogar hammermäßig toll!"

Als wäre ich ein Fliegengewicht hebt mich Paxton im Brautstyle auf seine Arme und trägt mich zu dem Sofa in seinem Wohnzimmer, wo er sich mit mir auf dem Schoß in das hellbraune Leder sinken lässt.

„Also gut. Schieß los, Schmetterlay!", lächelt er mich liebevoll an und stupst mir mit dem Zeigefinger auf die Nase. „Nicht, dass du gleich wirklich noch explodierst."

Ich hole tief Luft. Ich bin furchtbar nervös und habe ehrlich gesagt auch ein bisschen Angst davor, wie Paxton auf meine Nachricht reagieren wird.

Zwei zittrige Atemzüge flattern aus meinem Mund in Richtung Freiheit. Dann lasse ich die große Bombe platzen.

„Ich habe eine Zusage bekommen!", quietsche ich überglücklich und überwältigt von meinen Emotionen. „Die FSU hat mir ein Stipendium angeboten! Kannst du das glauben, Pax? Mein größter Traum geht endlich in Erfüllung! Ich kann doch noch studieren und nebenbei in einem der besten Eiskunstlaufteams Amerikas trainieren. Das ist der Wahnsinn, oder?"

Ich stehe so sehr unter Strom, dass sich vereinzelte Tränen aus meinen Augenwinkeln lösen. Natürlich nicht aus Trauer, sondern vor lauter Glück und Erleichterung.

Seit ich ein kleines Mädchen bin, wollte ich Eiskunstläuferin werden. Bisher war ich immer zu feige, mich für Stipendien zu bewerben, doch vor drei Wochen bin ich über meinen eigenen Schatten gesprungen und habe mich an der Fawnsville Skating University eingeschrieben. Wohlbemerkt mit Erfolg!

„Oh Gott, ich kann es immer noch nicht so richtig glauben!" Mein Herz hämmert wild gegen meinen Brustkorb, als ich mir die Freudentränen von den Wangen streiche.

Dann fällt mein Blick auf Paxton und sofort gefriert meine Euphorie zu Eis.

Er sitzt total angespannt und verkrampft vor mir. Seine Lippen hat er zu einer schmalen Linie gepresst und in seinen karamellfarbenen Augen tobt ein Sturm. Ich erkenne Donnerschläge der Ungewissheit und Blitze der Angst.

„Pax?", frage ich ihn verunsichert. „Was ist los? Freust du dich denn gar nicht für mich?"

Kaum merklich schüttelt er seinen Kopf. „Doch!", behauptet er dann eine Spur zu hysterisch. „Ich bin stolz auf dich, mein Schmetterlay!"

SeelenschwankWo Geschichten leben. Entdecke jetzt