- Epilog -

41 10 7
                                    

„Das Leben ist ein Traum, der Tod ein Erwachen." – Leo Tolstoi

***

„Kaum zu glauben, dass mittlerweile schon hundert Jahre vergangen sind, nicht wahr?" Die junge Frau, die in ein weißes Kleid der Unschuld gehüllt wird, läuft aufgeregt durch die gut besuchte Bar. Ihre leuchtend blauen Augen springen hin und her, bis sie sich schließlich mit dem Blick ihres Liebsten verweben.

„Die Zeit rast, mein Liebling." Mortimer streckt die Hand nach seiner Frau aus und zieht sie behutsam in seine Arme. „Aber das ist nun mal der Lauf der Dinge."

Vivian seufzt. Sehnsüchtig und voller Dankbarkeit. „Ich frage mich immer noch, warum Nox das getan hat. Er hätte sie töten oder mich für meine Fehler vors Gericht bringen können, aber stattdessen hat er sich selbst geopfert."

Mortimer hört seiner Frau aufmerksam zu. „Nox hatte einen stark ausgeprägten Sinn für Gerechtigkeit. Außerdem haben ihm seine Seelen alles bedeutet. Mehr als seine eigene Existenz", murmelt er mit einem schwachen Lächeln.

Vivian nickt. „Glaubst du, dass er an einem anderen Ort gelandet ist? Vielleicht sogar im Jenseits?"

„Ganz bestimmt!", behauptet Mortimer sofort. „Dort trifft er dann all die Seelen wieder, die er einst gerettet hat. Glaub mir, unser Nox ist nicht nur für uns ein Held."

Und so setzen sich Mortimer und Vivian auf die Barhocker im Seelenschwank. Ihre Blicke auf den Teddybären mit der roten Schleife gerichtet.

Wer hinter dem Tresen steht?

Eine Frau mit wunderschönen, grünen Augen, die nicht nur ihren eigenen Tod akzeptieren konnte, sondern ihn zum neuen Mittelpunkt ihres Lebens gemacht hat.

Als Zeichen für den Mann, der sie gerettet hat.

***

„Es ist immer beides in uns: Leben und Tod, Wachen und Schlafen, Jugend und Alter." - Heraklit

SeelenschwankWhere stories live. Discover now