14. Karma is a...

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Chris betätigt die Klingel von Harveys Haus und wirft mir ein gezwungenes Lächeln zu. Ich war so von meiner eigenen Nervosität abgelenkt, dass ich nicht bemerkt habe, wie auch Chris etwas angespannt ist. Aber warum?

Harvey Hilton ist Schülersprecher-Stellvertreter und somit kein Teil von Chris Freundeskreis. Mitglieder der Schülervertretung zählen an unserer Schule selten zu den Beliebten, doch bei Harvey ist das anders. Sein Einfluss auf Stundenpläne und Raumeinteilungen macht ihn zu einem wertvollen Verbündeten oder einen mächtigen Rivalen. So oder so sollte man den angehenden Politiker Harvey Hilton nicht in die Quere kommen.

Als ich an meinen Beinen etwas Weiches spüre, blicke ich irritiert zu Boden. Eine Katze schmiegt sich schnurrend an mich.

»Aww, hallo Kleines.« Ich bücke mich zu dem schwarzen Kätzchen.

Chris folgt mir mit seinem Blick und kann ein amüsiertes Schnauben nicht unterdrücken.»Klein? So klein ist sie jetzt nicht. Sie ist ziemlich fett.«

Ich werfe Chris einen vernichtenden Blick zu. »Ach halt doch die Klappe. Sie ist nicht fett. Sie ist einfach etwas fülliger«, erkläre ich und wuschle der wohlgenährten Katze noch einmal durchs Fell.

Die Tür öffnet sich und der Lärm der Party ist nicht mehr zu überhören. Chris und Harvey begrüßen sich freundlich, doch nicht herzlich.

Schließlich dreht sich Harvey zu mir. »Wer ist denn die Kleine?« Der knapp zwei Meter große Junge mit schmalzig glänzenden Haaren stützt seinen Arm gegen den Türstock und lehnt sich zu mir hin. »Was geht, Süße?«, fragt er mit einem schmierigen Grinsen, das mich angewidert einen Mundwinkel verziehen lässt.

»Alison«, antworte ich knapp. Überrumpelt von Harvey Anmache blicke ich zu Chris, der zum Glück das Sprechen übernimmt.

»Sie ist mein Date und neu in der Stadt, also halt dich zurück«, macht ihm Chris unmissverständlich klar. Ich frage mich, ob die zwei schon mal aneinandergeraten sind. Harvey macht auf mich einen unsympathischen Eindruck, weshalb ich es verstehen würde.

Harvey will etwas erwidern, aber die Katze an meinen Füßen miaut laut auf. Ich nehme das zum Anlass, mich den unangenehmen Blicken von Harvey zu entziehen und bücke ich mich erneut zur Katze.

»Seid ihr hier, um das Fett meiner Katze zu kraulen oder um Party zu machen? Kommt endlich rein!«, fordert Harvey uns energisch auf. Er gibt die Tür frei und widerwillig verlasse ich die Katze. Viel lieber würde ich bei ihr bleiben, anstatt Party zu machen.

Drinnen dröhnt Musik aus bassintensiven Boxen und die Stimmung ist trotz der frühen Uhrzeit ausgelassen. Harvey ist bekannt für seine Partys, weshalb es mich nicht wundert, dass er sogar eine eigene Bar mit Barkeeper im Wohnzimmer hat.

»Komm, ich stelle dich meinen Freunden vor«, verkündet Chris und ich glaube, wieder etwas Anspannung in seinem Gesicht zu sehen.

Kann es sein, dass er deswegen angespannt ist? Ein Kribbeln kitzelt meinen Magen und ich grinse in mich hinein, bevor ich Zeit habe, nervös zu werden.

Chris nimmt meine Hand und führt mich zu drei Jungs, die ich natürlich kenne beziehungsweise, die Lilly kennt.

Ich kann es kaum glauben. Vor mir stehen Jasper, Harry, Reggie und Chris. Die beliebtesten Jungen der Schule begrüßen mich freundlich und stellen sich vor. So surreal sich das auch anfühlt, es ist absolut echt.

Sie geben sich Mühe, unbeteiligt zu wirken, und fragen mich die Standardfragen, aber von den Gesprächen bei den Spinden, weiß ich, dass sie bestens über mich informiert sind.

Die vier Augenpaare auf mir verunsichern mich etwas, doch ich antworte ruhig und bin Abermal stolz auf mich. Ich rufe mir in Erinnerung, wie überfordert Lilly in solchen Situationen immer ist.

Me, my Lover and I ✔️Where stories live. Discover now