PART 01, ein grässlicher sommer

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Eloise Martel glaubte nicht an Zauberei, diese gab es nämlich nur in ihren Märchenbüchern.

Eines davon klemmte jetzt gerade unter ihrem Arm als sie die steinerne Treppe zur großen dunklen Ebenholz Haustür hinauf schritt. Sie hatte während der langen Autofahrt in eben jenem Märchenbuch gelesen, das ihr so viele Geschichten über Zauberei erzählte.

Es war ein schweres Buch, die Seiten waren schon etwas angegilbt und die feinen auf französischen geschriebenen Lettern waren im Begriff schon etwas abzublättern. Das Märchenbuch bedeutete Eloise sehr viel, es war ein Geschenk ihrer Großmutter gewesen, das sie ihr am Abend des Abschiedes überreicht hatte. Als Eloise und ihre ältere Schwester Julia noch klein waren hatte ihre Großmutter ihnen oft daraus vorgelesen.

Doch bald hatte Julia das Interesse in Fabeln und Märchen verloren, sie hatte nie an die Zauberei und die Märchen geglaubt. Und Eloise tat das auch nicht, sie war schließlich kein kleines Kind mehr.

Ihr goldenes Haar wehte sanft um ihr Gesicht, der Wind war angenehm kühl in der Sommerhitze. Sie musste ihren Sonnenhut sogar festhalten, sonst wäre er ihr in der nächsten Brise davongeflogen.

Die Familie Martel hatte die Provinz im Süden Frankreichs verlassen und Eloise war zum ersten Mal weit fort von ihrer Heimat. England war ihr bis jetzt fremd gewesen, doch es wuchs ihr mit jedem Tag den sie schon dort war mehr ans Herz.

Godric's Hollow hieß das Dorf in dem das schöne Haus mit den Ranken and jeder Hauswand stand. Die kleine helle Steintreppe auf der sie verweilte, bot ihr einen besonders schönen Ausblick über den blühenden Garten und den Hof.

Dieser Sommer könnte ein ganz besonderer werden, da war sich Eloise sicher.

Auch wenn ihr das Meer und die warme Sonne Frankreichs fehlen würden, hatte England im Sommer doch auch einiges zu bieten.

„Loui, komm endlich rein, ich will nicht ewig in dieser Hitze hier draußen rumstehen", hörte sie ihre Schwester klagen. Eloise's große Schwester Julia hatte den letzten Koffer aus dem Kofferraum des Autos geholt und war hastig die Treppe hoch und an ihr vorbei durch die Haustür in den langen Flur gelaufen. Eile hätte ihr zweiter Vorname sein können, so dachte Eloise immer. Julia konnte es einfach nicht ertragen wenn die Dinge nicht sofort oder zu langsam erledigt wurden.

Ihr dunkelbraunes Haar war zu einem zerzausten Dutt zusammengesteckt worden und ihre Wangen glühten jetzt rot vor Anstrengung und der Hitze. Fragend nickte sie in Richtung der Innenräume während sie wartend im Türrahmen stand.

Einen letzten Blick auf dem grünen Garten werfend drehte sich Eloise nun nachgebend um und folgte ihrer Schwester ins kühle Innere ihres neuen Zuhauses.

Währenddessen lagen zwei dunkelhaarige Jungen gelangweilt im Schatten auf der Terrasse hinter dem Haus der Potters. Unter einem fröhlich bunten Sonnenschirm, die wilden schwarzen Locken vom Wind über Augen und Gesicht geweht, bekamen James und Sirius nur nebenbei das wichtigste mit. Nur dass nebenan gerade eine Familie eingezogen war, ging geradezu spurlos an ihnen vorbei.

Wäre da nicht James Mutter Euphemia gewesen, die sich soeben vor den beiden aufbaute und sie dazu verdonnerte den Müll endlich in die Tonne am Straßenrand zu werfen, hätten die beiden Jungen den Einzug vermutlich erst am Ende des Sommers bemerkt.

Maulend und jammernd machten sie sich schließlich mit zwei Müllsäcken bewaffnet auf den Weg. Sie bemerkten es auch nicht als sie die Veranda passierten und das Gatter, das Haus und Gehweg voneinander trennte, durchquerten. Auch nicht, als sie die Müllbeutel entsorgten und den Rückweg antreten wollten. Doch bevor James das Gatter wieder hinter sich und seinem besten Freund schließen konnte, bemerkte Sirius dass etwas anders war.

„James, da steht ein Auto." Sirius hielt inne und starrte perplex in Richtung seiner Entdeckung.

„Was du nicht sagst, Sirius. Das ist nichts ungewöhnliches in dieser Gegend." James sah seinen besten Freund mit dem Ausdruck eines Staubsaugervertreters an, der seinem ungewollten Kunden soeben erfolgreich das teuerste Exemplar im Sortiment verkauft hatte.

Die Augen verdrehend schnappte Sirius nach Luft, packte James bei den Schultern und drehte ihn in die Richtung in die er zuvor geblickt hatte und deutete nun auf das unbekannte Auto.

„Nein, ich meine da steht ein Auto", er zeigte auf den Wagen der in der Einfahrt des benachbarten, bis jetzt lehrstehenden, Hauses stand und gestikulierte wild in der Luft herum.

„Weißt du was das bedeutet?!"

James nickte, während er das Haus und den Wagen mit zusammengekniffenen Augen betrachtete, dabei zappelte Sirius ganz euphorisch neben ihm herum.

„Wir haben neue Nachbarn!" Sirius schlug triumphierend die Hände aneinander und ein breites Grinsen bildete dich auf seinen Lippen.

„Dann wollen wir mal hoffen, dass da keine Spaßbremsen wohnen, eine weitere Mrs Campbell kann ich in diesem Leben nicht verkraften." James legte lächelnd den Kopf zur Seite und schloss das Gatter.

„Du meinst wohl sie kann uns nicht verkraften", lachte James und schlang einen Arm um Sirius Schultern während beide den Rückweg ins Haus antraten.

Mrs Campbell war eine etwas ältere Dame die schon seit James denken konnte in Godric's Hollow zu Hause war. Sie liebte es Gerüchte zu verbreiten und über jede jüngst errungene Neuigkeit zu tratschen, besonders aber liebte sie es, über die Potters zu berichten.

Die seltsamste Familie die ihr je untergekommen war, pflegte sie zu sagen. Besonders die Jungen, die hatten es faustdick hinter den Ohren und konnten ja nur Unfug anstellen. Doch das war nicht ihr liebstes Thema, nein, denn Mrs Campbell war der festen Überzeugung, die Potters wären verflucht oder verwunschen, denn in ihrer Gegenwart passierten immer die seltsamsten und unerklärlichsten Dinge.

Belustigt den Kopf schüttelnd und mit einem letzen Blick auf das Haus der neuen Nachbarn, schloss James die Tür hinter sich und begab sich erneut auf die sonnenbeschienene Terrasse im Garten.

Ein kleiner Hoffnungsschimmer begleitete ihn.

Vielleicht würde der Sommer doch nicht ganz so grässlich werden.

𝐑𝐀𝐁𝐁𝐈𝐓 𝐇𝐎𝐋𝐄𝑗𝑎𝑚𝑒𝑠 𝑝𝑜𝑡𝑡𝑒𝑟

RABBIT HOLE, james potterWhere stories live. Discover now