13. kurzer Zwischenstopp

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»So, bitte einsteigen!« Chris öffnet die Autotür und fordert mich mit einer einladenden Geste auf, mich hinzusetzten. Sehr charmant.

»Dankeschön«, sage ich vornehm. Zu meiner Überraschung fährt Chris kein luxuriöses Auto wie die anderen Sportwagen in der großen Garage, sondern ein unauffälligen Mazda mit durchgesessenen Sitzen.

Schnell schnalle ich mich an und wir fahren los.

Nach kurzem Smalltalk, der von erheitertem Lachen begleitet wird, verstummen wir und eine erdrückende Stille macht sich breit. Sie wird immer schwerer und mittlerweile traue ich mich nicht mehr, meinen Mund zu öffnen. Dabei wäre dies die ideale Gelegenheit, um mehr über Chris herauszufinden.

Im nächsten Moment werde ich aus meinen Gedanken gerissen. »Was machen wir?«, fragte ich etwas verblüfft, als Chris' Auto am Straßenrand zu stehen kommt.

»Komm! Ich zeig dir etwas«, fordert er mich beinahe flüsternd auf und verlässt das Fahrzeug. Ich steige aus und setze mich neben ihn auf die Motorhaube.

»Schau doch mal.« Chris blickt nach vorne.

Vor uns erstreckt sich das Greendale Valley, auf welches wir hinab blicken. Am Horizont bilden sich kaum erkennbare Berge ab, die in den Schleier der frühen Nacht gehüllt sind.

»Ich-« verstehe nicht, will ich sagen, aber Chris antwortet bereits.

»Siehst du da hinten die leichte Rotfärbung?« Jetzt muss ich genauer hinsehen. Der Sonnenuntergang ist bereits weit fortgeschritten und das dunkelblau dominiert das Himmelszelt über uns. Nur am Horizont funkelt noch ein rotes Überbleibsel der Sonne.

»Wow, wie schön.« Auch wenn es kein Sonnenuntergang ist, den man auf Instagram finden würde, macht er mich sprachlos. Der tiefrote Schimmer am Horizont ist zu schwach, um die Umgebung in ein magisches Licht zu tauchen, doch stört mich das nicht.

»Ich bleibe hier öfters stehen, wenn ich vorbei komme und einen schlechten Tag hatte«, sagt Chris verträumt in die Ferne blickend.

»Und heute war so ein Tag?« Vielleicht ist es unerwünscht jetzt nachzuhaken, aber es fühlt sich richtig an.

Chris nickt zustimmend »Eigentlich schon, aber seit einer halben Stunde lässt er sich gut aushalten.« Er lächelt mich an und legt seinen Arm um mich. Meine innere Stimme stößt einen lauten Schrei aus, den Chris beinahe hören kann. Zum Glück ist dieses Gequitsche nur in meinem Kopf.

»Na, schon aufgeregt?«, fragte er und drückt mich mit einem sanften Lächeln näher an sich. Ich muss amüsiert aufschnauben.

Ja, ich bin extrem nervös, aber nicht weswegen er denkt. Seitdem Chris bei mir ist, mache ich mir kaum Sorgen wegen der Party. Meine Gedanken schweifen stattdessen um sein Treffen mit Lilly zur Chemienachhilfe.

Immerhin werde ich Chris ein anderes Gesicht von mir zeigen. Beziehungsweise präsentiere ich mein wahres Gesicht, welches zu schüchtern sein wird, um sich mit ihm zu unterhalten. Umso wichtiger, dass ich Chris heute gut genug kennenlerne, um ihm am Sonntag als Lilly selbstsicherer gegenüberzutreten.

Sein Arm auf meinen Schultern fühlt sich immer schwerer an. Ich befürchte, dass er Lilly nicht mögen könnte, oder mich durchschaut.

Das kann ich ihm jedoch nicht sagen, also nicke ich leicht. Chris nimmt das als Anlass, sich vor mich hinzustellen und meine beiden Hände zu nehmen. »Mach dir keine Sorgen. Wenn es dir nicht gefällt, fahre ich dich sofort nach Hause!«, verspricht er und tätschelt die Motorhaube seines Autos.

»Naja, solange du da bist, werde ich die Party überleben«, lenke ich ein. »Wehe du lässt mich irgendwo stehen!« Mahnend hebe ich einen Finger. Chris lacht. »Hey, lach nicht so blöd! Versprich mir, dass du mich auf der Party nicht verlässt!« Ich will ernst bleiben, aber auch ich beginne zu lachen.

Me, my Lover and I ✔️Where stories live. Discover now