Die Flucht vor der Realität

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Mein Blick galt dem Fenster des Flugzeugs als ich in meine Gedanken versank. Aus weiter Ferne konnte man bereits mein angestrebtes Ziel sehen. Und wie die Beton- und Metallriesen allmählich die vorbeiziehende Landschaft ersetzten.  Ich verlor mich weiter in meine Musik und dachte über meine Entscheidung nach meine Heimat Deutschland den Rücken gekehrt zu haben. Aber bevor ich weiter über meine aktuelle Situation nachdenken konnte, bemerkte ich ein Durchsage-Signal auf dem Fernseher, der an der Rückenlehne des vorderen Stuhls montiert war. Ich nahm den rechten Kopfhörer aus dem Ohr und lauschte wartend auf die Durchsage der Stewardess. "Wir bitten Sie ihre Sicherheitsgürte anzulegen und ihre Tische einzuklappen. Wir setzen in den nächsten Minuten zur Landung auf der Präfektur Shizouka an. Wir bedanken uns bei Ihnen für den angenehmen Flug und dass Sie unsere AirLine gewählt haben. Wir wünschen Ihnen noch einen guten Aufenthalt. ", sprach die Stewardess und ich folgte ihren Anweisungen. Ich packte mein Handy in meine Bauchtasche und räumte das Notwenigste zusammen. 

Nachdem das Flugzeug zur Landung ansetzte und ich mein Koffer vom Rollband abholte, verließ ich den Flughafen. Es herrschte reger Betrieb auf dem Airport und viele Menschen wuselten hektisch durch die Gegend, um  ihren Flug rechtzeitig zu bekommen. Ich ließ mich von ihrer Hektik nicht beirren und setzte meinen Weg zum Ausgang fort. Ich zog die Kapuze meines schwarzen Hoodies weiter über mein Gesicht, da sie in der Eile etwas nach hinten rutschte. Obwohl es Mitten im Sommer war, wollte ich nicht, dass man meinen kompletten Kopf sieht. 

Die Sonne in Japan prahlte mit ihrer vollen Kraft auf einen nieder und eine hitzige Schwüle stand in der Luft. Nun stand ich da, seitlich vom Ausgang des Flughafens und holte erst mal tief Luft. Ich streckte meine Arme nach oben hinaus und ich begann mich in meiner vollen Körpergröße zu entfalten. Meine Schultern und mein Nacken fingen an zu knacken. Der elfstündige Flug saß mir bemerklich in den Knochen und nach einigen Streckübungen legte sich die Verspannung etwas. Während ich mein Blick gedankenverloren durch die Gegend schweifen ließ, prasselte bedächtig die Realität um meine neue Lebenssituation auf mich ein. Als ich begriff, dass ich mein Vorhaben - Hals über Kopf  -nach Japan zu flüchten, umgesetzt habe, verengte sich meine Kehle. Das Atem kam mir schwerer vor und mein Brustkorb zog sich innerlich zusammen. Schnell versuchte ich diese unangenehmen Gedanken abzuschütteln und  meine Gefühle an meine alte Heimat zu verdrängen.  Langsam wurde mir die Hitze dann doch unerträglich und ich lief im Stechschritt zu meiner Pension. 

Nach einer weiteren halben Stunde Zugfahrt, erreichte ich meine Pension und checkte in mein Zimmer ein. Ich ließ mich erschöpft auf das Bett nieder und zog die Kapuze herunter. Seufzend stieß ich Luft aus und schmiss mich rücklings aufs Bett. Ich starrte eine Weile an die Decke und zog nach ein paar Minuten mein Smartphone aus meiner Bauchtasche. Es war sieben Uhr morgens und eine gewaltige Müdigkeit durch den Jetlag überkam mich. Bevor ich jedoch über eine Mütze Schlaf nachdenken konnte, musste ich erstmal die Öffnungszeiten der Anmeldungsbehörde herausfinden. Da ich zukünftig in Japan leben möchte, muss ich mich erstmal bei der Behörde mit meinen Quirk registrieren.  

In meiner Welt haben achtzig Prozent der Menschen eine spezielle Fähigkeit, die sie einzigartig macht. Die restlichen zwanzig Prozent sind Menschen ohne Fähigkeiten und werden als Menschen zweiter Klasse betrachtet. Da sie als schwach und unnütz gelten. Manche Macken sieht man einigen Menschen direkt an, da sie bereits bei der Geburt äußerliche Merkmale dieser besitzen. Sowie ich. Ich gehöre zu den achtzig Prozent der Menschheit mit einer speziellen Veranlagung.  Mein Quirk nennt sich 'Phytokinesis'. Ich bin dadurch in Stande Pflanzen in fast jeder Umgebung wachsen zu lassen und diese nach meinen Willen beliebig zu kontrollieren. Durch diese Fähigkeit besitze ich zwei rosane Blütenknospen auf meinen Kopf, wofür ich mich schäme. Je nach Zustand meiner Blüten kann man Rückschlüsse auf mein Wohlbefinden schließen.  Das ist eine Sache, die ich an mir verabscheue. Meine Blüten auf dem Kopf sind nicht farbenprächtig und aufgeblüht. Sie sind blass rosa und in ihrer vollen Knospe. Daher bevorzuge ich es auch stets eine Kopfbedeckung zu tragen oder meine Kapuze über mein Kopf zu ziehen. 

HAWKS X OC | WILLKOMMEN ZURÜCK IN DER REALITÄTWo Geschichten leben. Entdecke jetzt