4. Partykrankheit

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Partys sind nichts für mich. Ich weiß das schon lange, aber dennoch bin ich hier auf Ness' Party. Die Sekunde, in der ich durch ihre riesen Eingangstür getreten bin, wollte ich umdrehen und weg rennen.

Doch ich habe es durchgezogen und auch, wenn mein Unbehagen mich fast umbringt, ziehe ich es durch. Positiv denken! Vielleich wird es gar nicht so schlimm.

Immerhin habe ich schöne Erinnerungen an Ness' Haus, auch wenn diese schon lange her sind.

Ihr Haus ist das komplette Gegenteil von unserer kleinen Wohnung. Wo sich bei uns Bücher stapeln und die Schubladen beinahe platzen, stehen bei Ness nutzlose Zierpflanzen, die den auf Hochglanz polierten Räumen Leben einhauchen.

Die Party hat gerade erst angefangen, doch stapeln sich bereits die roten Pappbecher auf den Tischen. Draußen ertönt lauter Jubel vom Biers-Pong Spiel und jemand hüpft in den Pool.

Ich frage mich, was Ness' Vater davon hält, dass sie hier eine Party mit vielen Gästen feiert. Früher hat er meine Mom getadelt, wenn Ness mit schmutzigen Klamotten nach Hause gekommen ist, nachdem wir den ganzen Tag am Spielplatz vor unserem Block gespielt haben. Im Moment ist er vermutlich auf einer Geschäftsreise und morgen früh kommt eine Putzhilfe, die das Chaos beseitigt.

Ness reißt mich aus meinen Gedanken und bedankt sich herzlichst für mein Kommen. Dass sie wirklich so empfindet, bezweifle ich jedoch, denn nach der Begrüßung verlässt sie mich wieder. Jetzt stehe ich wie bestellt und nicht abgeholt im Eingangsbereich und mustere die Situation.

Während sich mein Umfeld amüsiert, laute Musik spielt und helle Lichter die Farbe wechseln, schmerzen meine Beine vom Alleine-in-der-Ecke-stehen. Doch bin ich von dem ungewohnten Setting zu eingeschüchtert, um mich locker zu machen und im Raum zu bewegen.

Schließlich nehme ich meinen Mut zusammen und kämpfe mich durch das Getümmel zum Buffet. An dem großen Esstisch werden allerlei Leckereien angeboten: von frischem Obst bis hin zu Fast-Food ist alles dabei.

Auf einer Party das Buffet zu plündern, klingt gar nicht so armselig, oder? Nein, es klingt einfach nur traurig. Vielleicht habe ich eine Krankheit, die es mir verbietet, auf Partys Spaß zu haben.

Wenn ich mir die anderen Gäste ansehe, verstehe ich immer weniger, warum ich eingeladen wurde. Hatte Ness nicht gemeint, dass ihr einige Leute abgesagt haben? Die überfüllten Räume widersprechen ihr. Die gesamte Elite der Seadale-High ist anwesend und ich erkenne mindestens ein duzend Football Spieler sowie Klassensprecher, Cheerleader und andere Sportler.

Mein Blick wandert immer wieder zu Ness. Ihr geht alles leicht von der Hand. Party hier, ein Footballspiel da. Na gut, ihre Noten sind nicht berauschend, aber dennoch beneide ich sie um ihre Fähigkeit, mit Menschen zu sprechen. Es wirkt, als wäre sie mit jedem Best Friends, auch wenn ich weiß, dass vieles gespielt ist.

Als ich realisiere, dass ich gerade eifersüchtig auf Ness bin, verlässt sie ihre Gesprächsrunde und steuert auf mich zu. Verdammt. Schnell drehe ich mich zu dem langen Tisch und tue so, als würde ich mir etwas zum Essen holen.

Sie tippt mir von hinten auf die Schulter. »Hey, Lilly. Ich hab dir noch gar nicht für dein Kommen gedankt.« Auf ihren Lippen liegt ein breites Lächeln und auch sonst wirkt sie in ihrem weißen Kleid wie ein Engel.

»Danke für die Einladung«, antworte ich etwas verlegen und verwirrt, denn sie hat mir bereits für mein Kommen gedankt.

»Möchtest du dich zu uns setzen? Die Mädels wollen dich unbedingt kennenlernen. Unsere Geschichten aus dem Kindergarten sind immerhin legendär«, fragt sie mich. Dabei glänzen ihre Augen wie Sterne, was mich verunsichert. Nach außen wirkt sie lieb und makellos, doch in dem Funkeln ihrer Augen, kann ich List erkennen. Vielleich bilde ich es mir ein, jedoch ist Ness nicht zu trauen.

Me, my Lover and I ✔️Where stories live. Discover now