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Chloé

Ungeduldig warte ich mit einem Glas Wasser in der Lobby des fünf Sterne Hotels, für welches ich mir für diesen Abend ein Zimmer reserviert habe. Als ich eingecheckt bin hat der Rezeptionist bei meinem Nachnamen kurzzeitig sehr verwundert ausgesehen. Vermutlich dachte er sofort an meinen Vater, der hier des Öfteren Schulungen abhält. Je länger ich über meine Entscheidung nachdenke unser Treffen hier stattfinden zu lassen, desto mehr bereue ich es. Sicherlich denken die Angestellten nun, dass ich mich hier ungestört mit meiner heimlichen Affäre vergnügen möchte. Besser wäre es vermutlich gewesen ein Hotel in einer anderen Stadt vorzuschlagen oder sich zumindest für ein weniger Glamouröses zu entscheiden, in welchem bei dem Nachnamen Chambers nicht sofort alle Alarmglocken läuten. Ich sehe auf meine teure Armbanduhr, die mir meine Eltern zu meinem einundzwanzigsten Geburtstag letztes Jahr geschenkt haben. Tina ist genauso wie bei unserem ersten Treffen zu spät. Erneut spähe ich zu der prunkvollen goldenen Tür, die hinaus auf eine Promenade und den Privatstrand des Hotels führt. Doch keine Spur von Tina. Ich hole mein Handy aus meiner kleinen Umhängetasche, um zu sehen, ob vielleicht eine Nachricht von ihr eingegangen ist, aber ebenfalls Fehlanzeige. Wahrscheinlich mache ich mir einfach nur zu viele Gedanken. Pünktlichkeit scheint nicht einer ihrer Stärken zu sein. Sie wird sicherlich jeden Moment hier auftauchen. Zur Ablenkung lasse ich meinen Blick über die hohen Decken des Eingangsbereich hinzu dem kunstvoll verzierten Marmortresen schweifen. Im Hintergrund spielt leise Klaviermusik und ich nippe an meinem Wasserglas, das mir ein netter Angestellter vor ein paar wenigen Minuten angeboten hat. Die Lobby ist weitestgehend leer, nur ein paar Meter von mir entfernt sitzt ein weiterer Gast auf einem der schwarzen Ledersessel und blättert in einer Zeitschrift.

Ich stelle mein Glas auf einen kleinen Glastisch vor mir ab und sehe wieder in Richtung Eingangstür. Ein unruhiges Gefühl macht sich in mir breit, als ich endlich Tinas schwarzen Lockenkopf entdecke. Die Latina schreitet gemächlich durch die Lobby. Sie hat den Kopf leicht in den Nacken gelegt und scannt mit leicht geöffnetem Mund ihre Umgebung ab. Als sich unsere Blicke begegnen, kann ich trotz der paar Meter, die uns noch trennen, die Faszination in ihren Augen erkennen. Schnell stehe ich auf und eile auf sie zu.

»Du bist mehr als zwanzig Minuten zu spät«, sage ich vorwurfsvoll, aber beiße mir noch im selben Atemzug auf die Innenseite meiner Wange. Vielleicht sollte ich meine Informantin mit meiner Abneigung gegen Unpünktlichkeit nicht vergraulen. Doch sie ignoriert meine Aussage einfach und sieht sich weiter neugierig um.

»Was ist das hier? Ein verdammter Palast?« Ihr Blick gleitet zu dem riesigen edelsteinbesetzten Kronleuchter, der direkt über unseren Köpfen an der Decke hängt. »Wenn der auf uns herunter kracht, kann man unsere Überreste wahrscheinlich nur noch vom Boden aufkratzen«, stellt sie nüchtern fest.

Ich verziehe angewidert das Gesicht, bevor ich meine Hotelkarte aus meiner Tasche ziehe und vor ihren Augen damit herumwedle. »Ich war schon einmal so frei einzuchecken.« Tina nickt und folgt mir automatisch, als ich mich in Richtung der Aufzüge in Bewegung setze. Mir entgehen dabei nicht die neugierigen Blicke des Rezeptionisten. Großartig. Bestimmt denkt er nun, das sei meine lesbische Affäre.

»Wieviel kostet so ein Zimmer für einen Tag?«, fragt mich Tina, sobald wir den Aufzug betreten haben und ich auf den Kopf drücke, der uns in den fünften Stock führt. »Ein bisschen mehr als vierhundert Dollar.« Sie reißt ihre Augen auf und vermutlich fragt sie sich gerade, warum ich es für nötig gehalten habe für ein paar wenige Stunden vierhundert Euro auszugeben. Die Wahrheit ist, dass ich mir darüber nie Gedanken machen muss. Mein Vater bezahlt jeden Monat meine Kreditkartenabrechnungen und in der Regel interessiert es ihn nicht einmal für was ich sein Geld ausgebe. Solange ich meine monatliche Höchstgrenze nicht überschreite.

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