Part 2

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"Es ist anders heute, was habe ich übersehen?" dachte sich Ki und untersucht den Ort penibel. Es ist nicht so als ob es wirklich anders wäre, denn alles ist noch an seinem Platz. Aber das Gefühl ist anders. Liegt es am Ort oder liegt es an Ki?

Doch was glaubt Ki überhaupt hier zu finden? Es ist ein stinknormaler Ort. Es ist eben einfach nur "Wald" - Bäume, Sträucher, matschiger Boden. Was sollte hier zu finden sein? Ki packt sein Kamera aus und macht Bilder, 4 Stück für jede Himmelsrichtung eines. Er schaut sich noch einmal um und verlässt den Ort wieder.

"Was glaube ich eigentlich zu finden...? dachte sich Ki, "...der Nebel ist stark und die Sichtweite eingeschränkt. Kommt die Sonne jemals wieder raus? In der Stadt gibt es viele Menschen, doch hier lässt sich keiner blicken. Ein verlassener Ort, zugewuchert. War hier überhaupt mal jemand außer mir? Vor 2 Jahren etwa als ich diesen Ort noch nicht kannte? Oder vor 100 Jahren? Wie soll ich das überhaupt jemals wissen können? Unmöglich. Ich könnte noch nicht mal diesen Ort genau beschreiben, weil er streng genommen genau so aussieht wie der Rest des Waldes. Muss ich überhaupt jemanden irgendetwas erklären? Nein, meine Orte sind privater Natur. Ich könnte jemanden hierher mit nehmen, aber er würde sich nur langweilen".

Ki hat nicht viele Freunde, streng genommen überhaupt keinen. Manchmal redet er ein wenig mit den Menschen in der Innenstadt, aber nur zufällig. Den meisten Menschen ist Ki einfach zu anstrengend - sie verstehen ihn nicht. Versteht er sich überhaupt selbst?

Zu Hause angekommen untersucht Ki seine eben gemachte Bilder - nichts ungewöhnliches. Trotzdem kopiert er sie fein säuberlich in seine Ordner auf seinem PC. Jeder seiner Orte hat einen eigenen Ordner. Wenn man diese Ordner als Außenstehender durchstöbern würde, dann würde man meinen, dass dort viele Kopien zu finden sind. Aber dies ist nicht der Fall. Etwas ist immer anders. Dieses "anders sein" ist es auch, was Ki immer und immer wieder an seine Orte führt. Meint er etwa, er könnte die Veränderung greifen? Mit seinen Händen? Mit der Kamera? Ein aussichtslose Unterfangen.

"Das Gefühl blieb aus..." flüstete Ki vor sich hin, "...es könnte ein verlorener Ort sein, ein Ort, der sich nicht mehr bewegen möchte, weil er zu wenig Anerkennung findet. Ich glaube ich werde gar nicht mehr hin gehen. Aber vielleicht bin ich es ja, der keine Anerkennung geben möchte. Hab ich genug getan? Genug für diesen Ort?"

Diese Fragen stellte sich Ki oft, aber immer nur in Bezug zu Orten, nie in Bezug zu Menschen. "Der Mensch ist ein ständiges Kommen und Gehen..." sagte Ki einmal einer jungen Frau die ihn nach der Uhrzeit fragte"...die Uhren können keinen festhalten, der Rythmus ist das kosmische Spiel, die ewige Wiederkehr, unaufhaltsam. Sehen Sie überhaupt einen Unterschied zwischen 16 Uhr und 17 Uhr? Ich nicht. Es sind einfach nur Zahlen, haben sie jemals etwas für Sie getan? Nein, sie können es nicht. Aber Orte können dies tun, Orte können dies tun...".

Sichtbar verwirrt ging die Frau an Ki vorbei ohne von ihm die Uhrzeit zu erfahren. Ki schaute nach oben - die Sonne war nicht zu sehen.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Oct 28, 2023 ⏰

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