Kapitel 4

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Allegra verbringt den heutigen Abend bei Jonas. Die Auktion hat sie schon längst wieder vergessen, da sie in dem Glauben ist, eh keine Chance zu haben mit dem lächerlichen Gebot.

Jonas hat die Serie „Sex Education" angemacht, wie verabredet, und Allegra nippt an ihrem Bier und kuschelt sich in das gemütliche Sofa. Ihre Beine hat sie angewinkelt.

„Kann ich deine Decke haben? Mir ist kalt", sagt sie und deutet auf die Bettdecke. Eine andere Decke findet sich in dem Zimmer auch nicht.

Ihre Augen sind weit und ihre Lippen zu einem warmen Lächeln verzogen.

„Ehm, klar. Also, wenn es dich nicht stört, dass ich damit schlafe?", Jonas steht auf und hebt die Decke vom Bett.

Lachend streckt sie ihre Arme aus und greift mit den Händen mehrfach in die Luft, so wie kleine Kinder es tun. „Mir ist kalt! Stört mich absolut nicht. Du hast da nicht drauf gewichst, oder?"

Lachend lässt sich Jonas neben sie auf die Couch fallen und deckt sie und sich selbst mit der Decke zu. „Nein eigentlich nicht. Ich achte drauf, dass es nicht in die Decke kommt, keine Sorge. Komm her."

Er hebt den Arm als Einladung für Allegra, sie kuschelt sich an seine Seite und legt ihren Kopf auf seiner Brust ab, ihr Blick geht wieder zum TV.

„Ehrlich ne, ich wünschte ich hätte jemanden um all das auszuprobieren. Ich meine, ich bin jetzt bald 30 Jahre alt! Und im Gegensatz zu denen weiß ich absolut nichts über Sex."

Jonas lässt seine Hand sanft über ihren Arm gleiten. „Du weißt absolut gar nichts über Sex? Was meinst du? Bist du noch Jungfrau?"

Sie schüttelt den Kopf. „Nein, man, ich bin keine Jungfrau. Ich hatte schon Sex. Aber... weißt du, ich weiß nicht wirklich viel darüber. Ich meine, klar, aber... ich denke, ich weiß einfach nicht worauf ich stehe? Weißt du worauf du stehst?", fragt sie und dreht ihren Kopf damit sie ihn ansehen kann, doch er zuckt mit den Achseln.

„Ja, schon. Wieso weißt du das nicht?"

Sie lässt die Schultern sinken und legt ihren Kopf wieder auf seiner Brust ab. Für einen kurzen Moment fürchtet er, sie mit seiner Frage verärgert zu haben, doch dann antwortet sie. „Ich weiß es nicht. Ich schätze ich hab mich nie so... dafür interessiert. Ich hatte einmal eine Freundschaft Plus, und er hatte sehr viel Erfahrung, aber... ich weiß nicht. Ich schätze, ich hab mich eher so als Objekt betrachtet, damit Andere Spaß haben und zufrieden sind und mich mögen... und ich wollte nie Sex mit jemandem haben, für den ich keine Gefühle habe."

Er nickt. „Ich verstehe das. Es ist anders, wenn du Gefühle für den Anderen hast. Aber Sex ist nicht nur gut, wenn Gefühle im Spiel sind. Es geht auch im Lust und Befriedigung. Wenn du dich selbst gehen lassen kannst, brauchst du nicht unbedingt tiefe Gefühle dabei."

Allegra's Smartphone vibriert, durch den Holztisch wird die Lautstärke dessen nur verstärkt. Sie erschreckt sich bei dem plötzlichen Ton und greift danach.

Ein Anruf, eine unbekannte, ausländische Nummer.

„Wo kommt der Anruf denn her? +1?", Jonas sieht sie fragend an.

Allegra schüttelt den Kopf. „Keine Ahnung, offenbar New York, USA. Ich weiß es nicht. Das ist komisch."

Sie räuspert sich kurz, dann nimmt sie den Anruf entgegen. „Allegra Ricci?"

„Hi, hier ist Emily Gerson Saines. Ich bin die Managerin von Sebastian Stan. Wir haben bereits versucht, Sie mehrfach per E-Mail zu erreichen, doch Sie haben bisher nicht geantwortet. Ich habe Ihre Kontaktinformationen von der Claires Place Foundation bekommen, denn: herzlichen Glückwunsch, Sie haben die Auktion gewonnen. Sie haben auf das Zoom-Date mit dem Winter Soldier geboten, richtig, Miss Ricci?"

Ihre Stimme ist ernst aber dennoch freundlich dabei und Allegra's Augen weiten sich.

„Ich, ehm, also, ja, ich hab meine E-Mails nicht gecheckt. Ich hab darauf geboten, ich erinnere mich. Ist eine Weile her. Ehm... Sie erwischen mich gerade irgendwie ganz schön kalt. Wie habe ich die Auktion gewonnen? Ich habe bloß 14,22 Dollar geboten!"

Jonas stellt die Serie auf Pause und steht auf, um noch zwei weitere Bier zu holen. Allegra sieht ihm nach.

„Es war eine etwas andere Auktion. Lesen Sie die Mail, da steht alles erklärt. Also, haben Sie Zeit das Zoom-Date mit Mr. Stan zu planen?"

Sie greift nach ihrem Rucksack und zieht ihren Kalender heraus. Geschickt öffnete sie ihn in der passenden Woche. „Ja, klar. Ich habe meinen Kalender bei mir. Ich glaube, es gibt dann einen Zeitunterschied - ich bin in Berlin."

Jonas kommt zurück und stellt die zwei braunen Glasflaschen auf den Tisch bevor er sich auf die Couch fallen lässt.

„Ja, das habe ich bereits gesehen, Miss Ricci. Wäre es für Sie in Ordnung den Termin nächste Woche Samstag, den 13. November zu machen?"

Allegra blättert die Woche weiter und nickt. „Ja, der 13. November passt gut. Gegen 19 Uhr in meiner Zeit? Wäre das okay für Mr. Stan?"

Sie konnte die Mausklicks hören. „Das passt hervorragend. Das ist 13 Uhr für Mr. Stan. Ich plane Sie fest ein. Sie erhalten eine Mail mit dem Link und den Anmeldedaten in der nächsten Stunde. Haben Sie noch einen schönen Tag, Miss Ricci."

„Danke, Miss Gerson Saines. Haben Sie auch noch einen schönen Tag."

Sie hat bereits aufgelegt und lässt Allegra sprachlos zurück. Langsam legt sie das Handy zurück auf den Tisch. „What the fuck... war das?"

Jonas sieht sie neugierig an. „Wer ist Mr. Stan?"

Allegra schreibt sich schnell eine Kalendernotiz mit dem Termin und lässt das kleine Buch dann zurück in ihren Rucksack gleiten. „Ehm, es ist, Sebastian Stan. Der Schauspieler."

Lachend schüttelt Jonas den Kopf. „Warte, was? Du bist aber nicht seine Tochter, oder?"

Nervös stimmte sie in das Lachen mit ein. „Nein, bin ich wohl nicht. Er ist mein absoluter Celebrity Crush, man, und da war diese Wohltätigkeits-Auktion für ein Zoom Date mit ihm. Ich hab darauf geboten, es war total lächerlich. Ich hab 14,22 USD geboten, was hab ich denn schon zu verlieren gehabt? Das Geld hätte mich nicht gestört und nach ein paar Stunden waren da bereits hunderte Gebote. Das letzte Mal als ich gecheckt habe war das höchste Gebot irgendwas bei knapp 6000 Dollar."

Jonas pfeift durch zusammengebissene Zähne. „6000 Dollar für ein Zoom Date mit einem Schauspieler? Bestellt er dir dafür wenigstens was zu essen? Teures essen?"

Er legt seinen Arm wieder um sie und zog sie näher heran, sodass sie sich wieder an ihn kuscheln und ihren Kopf auf seiner Brust ablegen konnte. Wie vorher platzierte sie ihren Arm um seinen Bauch.

„Ich habe ja keine 6000 Dollar geboten, Jonas. Ich weiß auch nicht, da stand nur, man hat dann 30 Minuten mit ihm. Ich dachte echt es wäre total lächerlich, aber genauso ist es lächerlich gewesen so wenig zu bieten. Ich kann kaum glauben das ich gewonnen habe."

Sie zuckt mit den Schultern und kuschelt sich mit ihm unter der Decke ein; sein Geruch dringt in ihre Nase. „Hast du ein neues Parfüm? Es riecht richtig gut."

Er verzieht seine Lippen zu einem breiten Lächeln, dann startet er die Serie wieder. „Ja. Yves Saint Laurent. Schön, dass es dir gefällt."

„Oh, es vernebelt den Verstand, Jonas, und das wusstest du vorher."

Die AuktionTempat cerita menjadi hidup. Temukan sekarang