Szene 2

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„Du glaubst nicht, was meine Alte letztens wieder gebracht hat. Ich sag dir. Die ist total irre."

„Los erzähl, Mann."

Ruhig öffnete er die Tür und trat in den Raum, als er schon das Lachen seiner Kollegen hörte. Das Holster seiner Waffe schlug gegen sein Bein und die Hitze des Kaffees drang langsam durch die Wand des Bechers zu seinen Fingern durch. Ruhig stieg der Dampf in die Luft und trug das belebende Aroma zu seinem Geist hinauf, bevor er dann einen kräftigen Schluck daraus nahm und die Tür wieder hinter sich ins Schloss fallen ließ.

„Hey, John! Du glaubst nicht, was Martha gestern wieder gebracht hat." Ein großer, schlaksiger Kerl kam auf ihn zu und grinste ihn breit an. Sein schwarzes Haar war kurz geschnitten und die blauen Augen wirkten offen und bereit für einen Spaß.

„Was? Hat sie endlich mal denLippenstift an deinem Halskragen entdeckt?" Schalk lag in Johns Stimme als er weiter zu seinem Schreibtisch ging. Natürlich dicht gefolgt von seinem Kollegen.

„Häh? Wo hast du den Mist her? Nein, sie meinte doch glatt, dass ich den Kindern nicht immer so viel Unsinn beibringen sollte. Aber hey, ich seh die Plagen ja kaum. Das verbockt sie gerade echt alles selbst."

„Und das hast du ihr natürlich auch so gesagt, nicht wahr?" Er stellte seinen Becher auf den Tisch ab und warf einen Blick auf die neue Akte auf seinen Tisch. Wieder ein vermisstes Kind. War unterwegs und kam nicht mehr heim. Er musste den Bericht nicht lesen, um es zu wissen. Schließlich war es doch immer dasgleiche gewesen. Sie gingen raus. Spielen oder zu Freunden, aber kamen nie wieder zurück.

Mit einem frustrierten Seufzer warf er die Akte zu den anderen auf den Stapel und wandte sich dann wieder seinem Kollegen zu. „Ja, klar und irgendwie ist ihr dann eine Sicherung durchgebrannt. Sie heulte los und sagte, dass ich öfters Zuhause sein sollte. Schließlich wäre die Arbeit nicht mein Leben und unsere Kinder brauchen auch ihren Vater. Ja, genau. Irgendwer muss ja das Geld nach Hause schaffen."

„Ach, komm schon, Tom. Wir wissen beide, dass du in deine Arbeit flüchtest. Vielleicht wäre es wirklich nicht schlecht, wenn du dich auch ein wenig mit deinen Kindern beschäftigst. Du könntest dort eine Energiequelle finden, die du vielleicht nicht dort vermutest hättest. Schließlich weißt du doch, was man sagt, oder?"

„Ja, ja. Sie werden viel zu schnell groß und dann bereut man es nur, dass man nicht mehr Zeit mit ihnen verbracht hatte, als es noch möglich war. Ich weiß, aber... ich halte es Zuhause einfach nicht aus, okay?"

John schenkte ihm ein mitleidiges Lächeln und als er gerade etwas sagen wollte, knallte jemand eine weitere Akte auf seinen Schreibtisch. „Herr Schneider, es kam eine weitere vermissten Anzeige herein! Haben Sie endlich einen Anhaltspunkt, wo die Kinder sein könnten? So kann das doch nicht weitergehen! Wir brauchen endlich irgendeinen Hinweis. Irgendein Ergebnis. Man macht mir schon die Hölle heiß. Sie wollen Ergebnisse sehen! Es sind nun schon über zehn Kinder in den letzten drei Monaten verschwunden und wir haben nicht einmal ein Staubkorn gefunden, dass uns irgendwie auf die Fährte führt!"

„Ich weiß, Herr Meier. Ich bin auch an der Sache dran, aber es gibt keine Spuren. Die Kinder haben sich verabschiedet und danach scheint sie niemand mehr gesehen zu haben."

„Das ist unmöglich! Irgendjemand muss die Kinder gesehen haben! Sie können sich ja nicht in Luft aufgelöst haben! Verdächtige Personen an den Orten, an denen sie zu letzt gesehen wurden? Verrückte Verwandte?! Gehen die Kinder auf dieselben Schulen? Es muss doch irgendeine Verbindung geben!"

„Keine, die sie alle haben. Ein paar von ihnen besuchen immer dieselbe Schule. Gehen aber in unterschiedliche Klassen. Manche wohnen in derselben Gegend, aber andere sind dann wieder wo ganz anders. Sie sind nicht verwandt. Nicht befreundet. Ich... ich finde nichts."

Der FeensammlerWhere stories live. Discover now