Hast du Fieber?

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Pov: Cherry

„Wieso hast du dich nicht gemeldet?", fragte Kojiro nun.

„Können wir das nicht außerhalb des Flugzeuges bereden?", fragte ich nur. Es war mir ein wenig peinlich, dass ich um raus zu kommen auf seine Hilfe angewiesen war.

„Oh, klar.", damit schob er einen Arm unter meinen Rücken, einen anderen unter meine Beine und trug mich im Braut-stil aus dem Flugzeug raus. Das ganze Blut sammelte sich in meinem Gesicht und ich war mir sicher, dass ich weitaus roter war, als eine Tomate.

Er setzte mich in meinem Rollstuhl ab und schnell wandte ich den Kopf ab. Ugh, war das peinlich.

Er lachte leise. Sicher über mich, über was oder wen sollte er sonst lachen.

„Lass uns gehen.", meinte ich nur und schob meinen Rollstuhl mit einem Arm in Richtung Ausgang, vielleicht, ganz vielleicht konnte ich dem Gespräch mit dem Grünhaarigen doch noch entkommen. Doch, als ich nach nicht einmal zehn Metern merkte, wie mich jemand anschob und ich somit eigentlich keine Kontrolle mehr darüber hatte, wo ich hinfuhr wurde mir klar, dass ich nicht fliehen konnte.

„Hilf lieber deinem Opa.", meinte ich nur schmollend. „Dann haust du aber ab. Und er hat zwei gesunde Arme, du nur einen.", schmunzelte Joe.

Ich schnaubte nur einmal und lehnte mich zurück. Wieso zur Hölle schlug mein verdammtes Herz schon wieder so schnell?!

„Weißt du eigentlich, wie lang ich gewartet habe, dass du endlich in dem Flugzeug steckst? Wie ich gehofft habe, dass du zurückkommst?"

„Sechs Jahre?", sagte ich lachend.

„Oh ja, ganze sechs Jahre, jetzt lass ich dich nicht noch mal gehen.", ich sah nach oben. Er grinste mich an, das Grinsen war wunderschön... Und ich wurde schon wieder rot...

Der alte Mann rollte mit einem wissenden Blick in den Augen neben mir her. „Danke auch.", sagte ich ironisch.

Joe sah nur verwirrt zwischen uns hin und her. Der Opa beantwortete ihm dann jedoch die Frage, die ihm quasi ins Gesicht geschrieben stand.

„Erst wollte er, dass ich dir sage, dass Cherry wieder da ist, aber dann hat er sich schuldig gefühlt, dass du aufgehört hast zu skaten und wollte es plötzlich nicht mehr. Ich hab nicht ein Wort von Cherry gesagt."

Wenn Blicke töten würden, dann hätte ich mich gerade strafbar gemacht. Eingeschnappt sah ich zur Seite und ignorierte ihn.

„Ach komm schon!", meinte der Alte.

„Kaoruuu!", jammerte Kojiro. Fragend sah ich hoch. „Das war doch nicht deine Schuld."

„Aber der da.", ich zeigte auf den Opa: „Hat gesagt, du hast aufgehört, weil jemand einen Unfall gebaut hat."

Sprachlos sah Joe nun zu seinem Großvater und dieser begann zu lachen. Ich musste mir ebenfalls ein Kichern verkneifen, weswegen ich mir meine Hand vor den Mund schlug.

„Du nicht auch noch!"

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Kojiro setzte mich auf die Rückbank, seinen Opa auf den Beifahrersitz und unsere Rollstühle in den Kofferraum. Zum Glück war das Auto groß genug für beide.

Die ganze Fahrt über schwieg ich und sah aus dem Fenster. Langsam aber sicher dämmerte ich wieder weg und wachte erst auf, als die Autotüren zugeknallt wurden. Bevor ich mich wieder aufrichten konnte, öffnete sich plötzlich die Tür an der ich lehnte und ich fiel nach hinten.

Zum Glück hatte Joe mich rechtzeitig aufgefangen bevor ich Bekanntschaft mit dem Boden machen konnte.

„Woah. Mann, was erschreckst du mich so?", knurrte ich ihn an. „Uii, da ist aber jemand gar nicht gut drauf." „Wie denn auch?"

Er hob mich wieder so an, wie beim Flughafen und trug mich in sein Haus. Meinen Rollstuhl hatte er vergessen.

Er setzte mich auf der Couch ab und setzte sich neben mich. „Opa ist eben Mittagsruhe machen gegangen."

Erleichtert atmete ich aus. „Endlich bin ich ihn los." „Tut mir leid, dich zu enttäuschen, aber er kommt wieder."

Genervt grummelte ich kurz. „Wollen wir das Gespräch aus dem Flugzeug fortführen?", fragte er.

„Wenn es nach mir geht, nein danke." Damit brachte ich ihn unbeabsichtigt zum Lachen. Wieder einmal zierte ein leichter Rotschimmer meine Wangen. Gut, was hieß leicht...

„Hast du Fieber?", fragte er und legte seine Hand an meine Stirn. „Fieber ist es nicht."

Besorgt sah er mich an. „Wirst du krank?"

„Nein, werde ich nicht!", fauchte ich. Sein Gesicht war von meinem nicht weiter als zwanzig Zentimeter entfernt. Das war viiiiiiel zu nah!

Ich schubste ihn weg und er sah mich verwirrt an, aber langsam schien es klick zu machen, denn sein verwirrter Gesichtsausdruck wandelte sich immer mehr in ein Grinsen um.

„Aww, wirst du rot, weil du verlegen bist?", damit beugte er sich zu mir vor. Meine Atmung ging schnell und flach und ängstlich schloss ich die Augen.

„Also, warum hast du dich nicht gemeldet?", fragte er einfach nur und irritiert öffnete ich die Augen wieder.

„Ich weiß es nicht, vielleicht hab ich mich geschämt?", meinte ich unsicher. Dabei versuchte ich zu lächeln, was mir nicht so ganz gelang.

Er rückte wieder näher und schien aber eine Idee zu haben.

„Wie sieht es inzwischen mit deinen Wunden aus?", fragte er und legte eine Hand zärtlich an meine Wange. Mit seinem Daumen wischte er die Haare beiseite und ein gequälter Ausdruck schlich sich in sein Gesicht. Mit einem traurigen Blick fuhr er meine Konturen nach. Meinen Unterkiefer, meinen fehlenden Nasenflügel, mein blindes Auge bis hin zu dem fehlenden Ohr.

„Wie konnte das nur passieren?"

Mit meiner rechten Hand fummelte ich am Sofa herum, weil ich mich gerade wirklich, wirklich unwohl fühlte. Er nahm meine Hand vom Sofa und umschloss sie mit seiner.

„Wie schon gesagt, es ist nicht deine Schuld.", er hauchte einen Kuss auf meine gesunde Hand und die Stelle begann wie verrückt zu kribbeln. Mein Herz schlug schneller. Was war das nur?

Doch dann verstand ich es. Das war Liebe.

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⏰ Last updated: Sep 09, 2023 ⏰

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