„Hast du's schon gehört? Juan ist tot. Ein Autounfall", informierte Papà Daciano wie ein kleines Mädchen, welchem das Spielzeug gestohlen wurde, zu ihrem Vater.

Ich wusste nicht, wer Juan getötet hatte, aber was ich wusste war, dass ich dieser Person für gegenüber immer dankbar sein werde.

Meinen Vater in diesem ergebenen erschöpften Ton sprechen zu hören, war ein Erfolgserlebnis, welches ich Daciano zu verdanken hatte. Denn vor keinem zeigte mein Vater so viel Respekt, um schwach wirken zu können, wie vor Daciano.

Was hatte dieser Mann erreicht, um Respekt von meinem Vater zu erlangen? Was hatte er sich für ein Position erkämpfen können? Wie konnte er meinen Vater so von sich überzeugen, ihn so beeindrucken?

„Auffällig" Das war das einzige Wort, welches Daciano, sagte, bevor er kurz Celeste mit einem Nicken begrüßte.

Mich ignorierte er komplett. Ohne mit der Wimper zu zucken.

Ich zog meine Hand vorsichtig von Celeste weg, um die geballten Fäuste hinter meinem Rücken zu verstecken, während ich mir versucht beiläufig Erdbeeren vom Tisch nahm, um so zu wirken, als würde ich ihm nicht am liebsten die Augen auskratzen und sie als Kette und Beweis meines Sieges um den Hals zu binden.

„Findest du auch? Oder vielleicht ist es Zufall. Das muss Zufall sein, Capone. Falls nicht, dann eskaliert die Situation! Das wäre eine absolute Katastrophe"

Panisch erhob sich mein Vater vom Stuhl und fuhr sich übers Gesicht. „Möchtest du was trinken, Daciano?", bat meine Schwester ihm an.

„Ein Wasser, danke" Er sah sie kurz an, bevor er den Kopf wieder zu meinem Vater wand. Ich blinzelte zwei mal und plötzlich war Celeste nicht mehr neben mir, sondern auf ihrem Weg in die Küche.

„Das ist der zweite Interessent, der stirbt. Nur ein dummer Mann bezeichnet das als ein Zufall"

Hatte er meinen Vater gerade als einen dummen Mann beleidigt oder bildete ich es mir nur ein?

„Ja. Ja, du hast Recht. Das ist kein Zufall. Wieso sterben diese Männer? Schau, Adelia, selbst Gott versucht diese Männer vor der Ehe zu dir zu schützen!"

Ein kalter Schauer zog sich über meinen nackten Rücken, als ich die Worte meines religiösen Vaters registrierte. Er glaubte daran, dass Gott diese Männer zu sich nahm, um sie von mir fern zu halten.

„Dann will Gott wohl nur das beste für diese Männer", antwortete ich zufrieden lächelnd und trank aus Celestes Glas.

Die Augen meines Vaters blitzten wütend. Hast du Celeste je so angesehen? Hattest du einen Grund sie jemals so anzusehen?

„Denkst du, das hält mich davon ab, den nächsten Interessenten zu kontaktieren? Du wirst dieses Haus in Kürze als Braut verlassen, Adelia. Du musst erwachsen werden"

Gelangweilt starrte ich auf den Schweißfilm an seiner Stirn. „Ja, das ergibt Sinn. Eine Frau kann nur dann erwachsen sein, wenn sie heiratet. Nur wenn sie der typischen stereotypen Frauenrollen folgt, als Jungfrau heiratet, zwei Kinder gebärt und ihrem Mann drei Mal am Tag eine Mahlzeit kocht, ist sie offiziell erwachsen?"

Nach paar Schritten stand ich direkt vor meinem Vater, dessen Größe mich während er mich als ich zehn war, eingeschüchtert hatte, dass ich nie weinte, weil ich ihn enttäuschte, sondern weil er während dem Schimpften plötzlich so groß, unheimlich, furchteinflößend und brutal, wirkte.

Bogotás InfernoWo Geschichten leben. Entdecke jetzt