Schnee rieselte vom Himmel. Selbst die Hochhäuser, die die schmale Gasse umringten, schafften es nicht, uns davor zu schützen. Ich hatte meine Schwester ganz eng an mich gezogen, um sie zumindest ein bisschen warm zu halten.
Wir hatten kein Zuhause mehr. Unsere Pflegeeltern waren nicht so unbedingt nett zu uns gewesen.
Am Anfang hatten sie noch so getan, aber dann...Drei Jahre hatten wir bei ihnen gelebt, oder es eher ausgehalten.
Unsere Eltern waren gestorben, da war ich gerade 10 gewesen. Danach hatten wir ein Jahr im Heim verbracht, bevor wir zu dieser Familie gekommen waren, die zwar am Anfang ganz nett, am Ende aber die Hölle gewesen war.
Ich drückte mich an meinen großen Bruder und sah dem Schnee gedankenversunken beim Fallen zu. Ich zog die laufende Nase hoch, als mein Magen laut knurrte. "Entschuldigung", murmelte ich. Eine komische Angewohnheit, weil unsere Pflegeeltern immer gleich irgendwas dazu kommentiert hatten, wenn der Magen geknurrt hatte. Meistens nichts nettes.
Ich zog die Knie näher an mich und wischte mir mit dem Ärmel übers Gesicht.
Ich drückte sie fester.
"Adler?"
"Mmh?"
"Können wir irgendwo reingehen?"
"Ich weiß nicht wohin", murmelte ich und sah mich um. Auf der anderen Seite der Hauptstraße schimmerten die erleuchteten Scheiben eines Hotels.
"Irgendwohin, wo es warm ist und wo man was zu Essen bekommt." Ich befreite mich aus seinen Armen und stand auf. "Vielleicht hat das Hotel da etwas Leckeres weggeworfen." Ich lief nach vorne an die Straße und sah mich nach den Autos um.
"Vielleicht können wir uns dort auch eine Weile unterstellen."
"Ja, da unter dem Dach." Ich nahm seine Hand und lief über die Straße.
Ich folgte ihr.
Ich klopfte mir den letzten Schnee von den Klamotten, nachdem wir unter einem Vordach stehen geblieben waren. "Sieh dir das an!" Mit leuchtenden Augen sah ich in das Restaurant.
Ich nickte.
Mein Magen knurrte schon wieder, als ich das ganze leckere Essen sah. Leidend sah ich zu ihm hoch. "Ich wünschte, wir könnten da auch essen."
"Das geht aber leider nicht, wir haben kein Geld."
"Ich weiß."
Ich setzte mich an die Wand.
Ich schniefte und setzte mich neben ihn.
Ich legte wieder einen Arm um sie.
"Was machen wir, wenn es immer weiter schneit? Meine Finger tun jetzt schon weh und ich habe Hunger..."
"Ich weiß es nicht."
"Gibt es denn keine Unterkünfte für Obdachlose?"
"Da ist es zu gefährlich."
"Warum?"
"Sie stecken uns wieder ins Heim."
"Hm, aber da wäre es auch wärmer. Überall ist es wärmer als hier." Ich stand auf und wischte mir die laufende Nase am Ärmel ab. "Ich möchte nur kurz in die Lobby, mich aufwärmen."
Ich nickte. Ihre Lippen waren bereits blau und in ihren schwarzen Locken hing der Schnee.
Ich rannte nach drinnen. Im ersten Moment tat die Wärme an den Fingern weh, doch mit den Minuten wurde es angenehmer.
Nach einigem Zögern folgte ich ihr.
"Wow, schau dir das an!" Ich zeigte auf die glänzenden Kronleuchter an der Decke und die helle Eingangshalle.
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Trouble Maker
Mystery / ThrillerComing soon Passiert es zweimal, ist es noch ein Zufall. Passiert es dreimal, ist es Absicht. Ihre Eltern sind gestorben, als sie noch klein waren. Nach einigen Jahren starben dann ihre Adoptiveltern und jetzt auch noch ihr Adoptivvater, bei dem sie...
