14 | Du lügst mich nicht an

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»Und dann hast du dir gedacht, es wird sicher besser, wenn du mich belügst?«, fragte ich Tomek. Meine Stimme klang ruhig, zu ruhig vielleicht.

»Nein, nein, überhaupt nicht! Bruder, das war keine Absicht, das war ein Unfall quasi. Mir ist das nur so raus gerutscht, weil, ich war voll ... überfordert, weiße?« Tomek gestikulierte wild beim Sprechen, so wild, wie auch seine Wimpern flackerten. Der Typ, der seit ein paar Wochen für mich verkaufte, war das reinste Nervenbündel geworden.

Wir waren nicht allein im Hinterzimmer des Wettbüros, in dem ich seit einer Weile meine Geschäfte machte. Bei mir waren Rashid und eine glatzköpfige Kante, Ibo, den ich ebenfalls angestellt hatte. Das hier war nichts als eine Rumpelkammer, voll mit Kartons, auf denen die Logos irgendwelcher Elektromarken gedruckt waren, und mit Getränkekisten.

»Du. Lügst. Mich. Nicht. An. Verstanden?« Ich presste jedes einzelne Wort hervor, als ich einen Schritt an Tomek herantrat und ihm ohne jegliche Vorwarnung die Faust in die Fresse haute. Nochmal. Blut spritzte und ich stieß ihn auf den abgenutzten Teppichboden.

Er versuchte, sich aufzurappeln, doch ich trat ihm mit meinem Turnschuh ins Gesicht. Blut blieb an dem weißen Nike-Logo kleben. Stöhnend rollte er sich auf dem Boden zusammen.

»Piss ihn an«, forderte ich seinen Kumpel auf. Die beiden waren um die sechzehn, vielleicht sogar fünfzehn. Beim Ticken hatten sie sich abziehen lassen und mir dann vorgemacht, als würde das nicht eh rauskommen. Ein Verhalten, das ich unmöglich dulden konnte.

»Was?« Entsetzten tauchte in seinen Augen auf, mischte sich mit purer Panik. Ich genoss das Gefühl, dass ich derjenige war, der das in ihm auslöste. Dass es ihm nur wegen mir so dreckig ging.

»Hast mich schon verstanden.« Abwartend lehnte ich mich gegen die Tür.

»Was ... Ich mein ...«, stammelte er. »Ich kann das nich ...«

Ein Blick von mir genügte und er öffnete mit langsamen Fingern seinen gefakten Gürtel. »Es tut mir leid«, murmelte er, ohne Tomek anzuschauen.

»Fresse«, zischte der. »Mach einfach.«

Fahrig packte er seinen Schwanz aus und hielt ihn auf seinen Kumpel, doch es passierte nichts.

Er fing sich einen weiteren Schlag von mir ein. »Worauf wartest du?«, herrschte ich ihn an. »Kannse nich mal pissen oder was?«

Seine Hände zitterten und ich sah, wie sein Gesicht knallrot anlief. Schweiß stand auf seiner Stirn. Der Druck ließ ihn förmlich explodieren.

Belustigt schaute ich ihm zu, ließ ihm dieses Mal mehr Zeit. Vielleicht würde es so klappen. Aus dem Augenwinkel sah ich zu Rashid und Ibo, die die Situation mit verschränkten Armen beobachteten. Hätte mich schon interessiert, was sie dachten, doch ihre Minen waren ausdruckslos.

Es verstrichen ein paar quälend lange Momente, da tropfte Pisse aus dem Schwanz des Typen. Ging doch.

»Und jetzt mach den Mund auf. Schluck wie ne kleine Nutte.« Ich grinste Tomek an. Da sollte mir mal einer sagen, dass sowas keinen Spaß machte.

Der reagierte ohne zu zögern und öffnete bereitwillig seinen Mund. Menschen waren wie Marionetten, wenn sie nur genug Angst hatten.

Der Pissstrahl lief in Tomeks Mund und ich sah, wie er angewidert sein Gesicht verzog. Wie sich wahrscheinlich alles in ihm zusammenkrampfte und wie sehr er dagegen ankämpfen musste, nicht seine Lippen zusammenzupressen.

Noch ein bisschen kam, dann versiegte der Pissstrahl.

»Macht euch nochn schönen Abend«, sagte ich mit einem Grinsen, nickte den beiden zu.

Die Verlierer - Herz aus BetonWhere stories live. Discover now